Exsikkose

Exsikkose
Klassifikation nach ICD-10
E86 Volumenmangel

Dehydratation

ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Als Exsikkose (lat. ex „aus“ und siccus „trocken“) wird in der Medizin die Austrocknung durch Abnahme des Körperwassers bezeichnet. Sie ist die Folge einer Dehydratation.

Inhaltsverzeichnis

Ursachen

  • Alle Formen der Durchfallerkrankungen können in jedem Lebensalter zur Exsikkose führen, besonders jedoch, aufgrund mangelnder Flüssigkeitsreserven, im Säuglingsalter.
  • Das mangelnde Durstempfinden sowie die mangelhafte Flüssigkeitsaufnahme bei Durstempfinden ist eine Hauptursache bei alten Personen. Bei Demenz kann hierbei mangelhafte Versorgung als Pflegefehler gewertet werden.
  • Zusätzliche Todesfälle wegen der Sommerhitze im Jahr 2003 sind als so genannte Hitzetote ins öffentliche Bewusstsein eingegangen, wobei die Zahlen desselben Jahres für Frankreich, Italien und Deutschland in die Tausende gingen. Der Zusammenhang Sommerhitze und Exsikkose lässt sich meist aber nicht bis in die Todesbescheinigungen (Epidemiologie) hinein verfolgen.

Der Zusammenhang in der Statistik ist deshalb komplexer Natur – mehr Todesfälle über die allermeisten Todesursachen-Gruppen, danach Verringerung der Todeszahlen unter vergleichbare Vorjahreszahlen im weiteren Jahresverlauf.

  • Die Dysphagie kann ebenfalls Ursache einer Exsikkose sein.
  • Die Exsikkose kann auch als Folge der Polyurie bei einem Diabetes mellitus auftreten. Die Polyurie ist durch den erhöhten Glukosespiegel im Blut und die daraus resultierende osmotische Wirkung bedingt.
  • Eine Exsikkose kann außerdem auftreten bei Behandlung mit Diuretika, Nierenerkrankungen sowie bei ausgedehnten Verbrennungen und beatmeten Patienten.[1]

Aufgrund des hohen Flüssigkeitsumsatz sind Säuglinge und Kleinkinder besonders gefährdet. Auch alte Menschen haben ein erhöhtes Risiko.

Symptome

Diagnostik

  • Natriumspiegel im Blut erhöht
  • Hämatokrit erhöht
  • Halsvenen eingefallen
  • ZVD niedrig: < 5 cm Wassersäule
  • Untere Hohlvene im Ultraschall schmal
  • Erhöhte Körpertemperatur (Durstfieber)
  • Erhöhter Aldosteron und ADH-Spiegel im Blut

Folgen

Die Folge der Exsikkose ist stets eine kombinierte Störung des Wasser-Elektrolyt-Haushalts. Dies kann zu veränderten Fließeigenschaften des Blutes führen.

Bei alten Patienten bestehen die hauptsächlichen klinischen Folgen einer Exsikkose in einer

  • Reduktion des Allgemeinzustands und daraus folgender Bettlägrigkeit,
  • Somnolenz (Benommenheit mit abnormer Schläfrigkeit als leichtere Form der Bewusstseinstrübung)
  • möglicher Agitiertheit, solange Wassermangel anhält: Verwirrtheit
  • Oligurie mit der daraus folgenden Ansammlung ausscheidungspflichtiger Substanzen
  • Trockenheit der Haut und Schleimhäute sowie
  • orthostatischer Hypotonie und damit verbundener Sturzgefahr.

Die Exsikkose kann zu dem Durchgangssyndrom ähnlichen Symptomen führen (siehe dort); eine solche Exsikkose wird (teils umstrittenerweise) gelegentlich auch als Durchgangssyndrom bezeichnet.

Dabei wird die Abnahme des Allgemeinzustandes fälschlicherweise oft mit dem Alter des Patienten selbst oder bestehenden Begleiterkrankungen erklärt. An heißen Sommertagen kann bei alten Patienten die Exsikkose sehr schnell auftreten. Als pflegender Angehöriger sollte man also durch Notizen oder durch Markierungen unbedingt einen Überblick behalten, was tatsächlich getrunken wurde. Und man sollte als pflegender Angehöriger notfalls darauf drängen, dass die gebrachten Getränke auch getrunken werden. Eine gute Kontrollmöglichkeit ist die Urinproduktion, eine Abnahme der Ausscheidungsmenge sollte schon eine Warnung sein.

Therapie

Die Behandlung von Exsikkose ist zwar prinzipiell einfach: Nach Wiederherstellung (und bei nachfolgendem Aufrechterhalten) einer physiologischen Flüssigkeitsbilanz bilden sich die Symptome in der Regel innerhalb von Stunden oder Tagen zurück. Jedoch ist es in der Praxis ausgesprochen schwierig und/oder personalintensiv, diese Behandlung auch durchzuführen, da solcherart dehydrierte Patienten oft nicht zurechnungsfähig, unkooperativ und teilweise auch aggressiv sind und sich teils auch körperlich gegen die Flüssigkeitszufuhr wehren. Je nach Kooperationsfähigkeit und Personalausstattung wird:

  • Wiederholt oral Flüssigkeit zugeführt (auch in Nahrung und/oder in kleinen Mengen, also löffel- oder schluckweise). Da nicht zurechnungsfähige Patienten meist nicht nach Instruktion weitertrinken, bedarf dies häufig der konstanten Anwesenheit einer Pflegeperson, die diese Patienten fortlaufend zum Trinken anleitet.
  • Unter anderem auch weil Obiges äußerst zeit- bzw. personalintensiv ist, werden oftmals Infusionen zur Flüssigkeitszufuhr gelegt (cave: Elektrolytkontrollen!). Problematisch hierbei ist, dass sich Patienten oft, sobald sie kurzzeitig unbeaufsichtigt sind, die Infusionen herausreißen. Um dies zu verhindern, wurden insbesondere in der Vergangenheit diese Patienten häufig fixiert; dies ist aber inzwischen sehr umstritten.
  • In manchen Fällen bietet sich auch künstliche Ernährung, evtl. durch Magensonde oder Perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG-Sonde), an; die Probleme sind jedoch dieselben wie bei Infusionen.

Auffallend ist, dass, sobald sich die Flüssigkeitsbilanz wieder in Homöostase befindet, die Patienten oft plötzlich wieder bei völlig klarem Bewusstsein sind und sich an das Vorangegangene oft nicht erinnern können (und sich unter Umständen wundern, warum sie denn mit einer Infusionsnadel im Arm im Krankenbett liegen). Auch aus bis dato hochaggressiven Patienten werden dann plötzlich völlig normale, friedfertige und höfliche Mitmenschen. Gut ausgebildetes Pflegepersonal wird eventuell vorangegangene Konfrontationen nicht nachtragen und wissen, dass Patienten, die sich teilweise an ihren vorigen Zustand doch erinnern, Hilfe benötigen könnten, mit eventuellen Schamgefühlen umzugehen.

Prävention

Eine relativ einfache Schutzmaßnahme besteht darin, viel Obst und andere ballaststoffhaltige bzw. pektinhaltige Lebensmittel zu verzehren, da diese Wasser binden und allmählich über den Darm abgeben, so dass die Wahrscheinlichkeit einer Exsikkose deutlich geringer wird.

Einzelnachweise

  1. Pflege Heute 5. Auflage 2011. S. 1071
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