- Hofbibliothek Donaueschingen
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Die Fürstlich Fürstenbergische Hofbibliothek Donaueschingen ist eine wissenschaftliche Spezialbibliothek zur Regionalgeschichte mit etwa 30.000 Bänden. Sie ist der Öffentlichkeit zugänglich und dem Leihverkehr der deutschen Bibliotheken angeschlossen.
In ihrer Blütezeit war die Hofbibliothek eine der größten und bedeutendsten Adelsbibliotheken in Deutschland. Der Altbestand mit zahlreichen Handschriften und alten Drucken wurde von 1980 bis 2001 größtenteils an andere Bibliotheken und Auktionshäuser veräußert.
Die Bibliothek befindet sich in einem Gebäude des Schlosskomplexes des Fürstlich Fürstenbergischen Schlosses in Donaueschingen. Der Bibliotheksbau wurden eigens für die Büchersammlung erbaut. Daneben befindet sich der Archivbau. Für die Sammlungen zur Natur- und Volkskunde entstand ebenfalls ein eigenes Gebäude.
Inhaltsverzeichnis
Bestände
Die Hofbibliothek Donaueschingen besitzt heute noch etwa 30.000 Bände mit dem Sammelschwerpunkt Geschichte und Landeskunde des ehemaligen Fürstentums Fürstenberg und des Landes Baden-Württemberg. Bis in die neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts war sie eine bedeutende Adelsbibliothek. Das Jahrbuch der Deutschen Bibliotheken beziffert den Bestand von 1993 auf 133.051 Bände, 510 Wiegendrucke, 2840 Musikhandschriften und 800 katalogisierte Einbände. Bis 1993 waren außerdem fast 1.400 Handschriften vorhanden.
Geschichte
Von den Anfängen bis zum 19. Jahrhundert
Den Anfang der Hofbibliothek bildete die kleine Büchersammlung des Grafen Wolfgang zu Fürstenberg (1465 bis 1509). Im 17. Jahrhundert erwarb das Haus Fürstenberg mehrere Sammlungen anderer Adelsfamilien, darunter die Bibliothek der Grafen von Zimmern. Nachdem das Haus Fürstenberg seine Residenz 1723 nach Donaueschingen verlegt hatte, wurden in den folgenden Jahrzehnten die Bibliotheken mehrerer Linien des Hauses in der Donaueschinger Hofbibliothek zusammengeführt.
Bei einer Auktion im Jahr 1794 erwarb die Hofbibliothek 90 Bände aus der ehemaligen Bibliothek des Franziskanerklosters Villingen, so dass diese Sammlung damals wenigstens teilweise erhalten blieb. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gelangten die Bestände mehrerer säkularisierter Klosterbibliotheken nach Donaueschingen, darunter jene des Kollegiatstifts Betenbrunn bei Heiligenberg. Unter Karl Egon II. (1796-1854) wurde die Hofbibliothek dem Publikum zugänglich gemacht. Der Hofbibliothekar Karl August Barack bearbeitete ab 1860 den Katalog Die Handschriften der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek zu Donaueschingen (Tübingen 1865).
Die Sammlung Laßberg
Das bedeutendste Ereignis des 19. Jahrhunderts war der Ankauf der Sammlung Laßberg im Jahr 1853. Joseph von Laßberg, ein Schwager der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, hatte im Lauf seines Lebens über 11.000 Bände zusammengetragen, unter denen sich wertvolle Handschriften und Inkunabeln befanden. Das herausragendste Stück der Sammlung war die Nibelungenhandschrift C, die Laßberg 1815 erworben hatte und die nach seinem Tod 1855 ebenfalls in die Hofbibliothek Donaueschingen gelangte.
Bedeutende Bibliothekare
- Joseph Victor von Scheffel, Dichter, Bibliothekar von 1857 bis 1859
- Karl August Barack, Altgermanist, Bibliothekar von 1860 bis 1871
Die Auflösung des Altbestandes
Verkauf
Seit 1980 wurden vereinzelt Handschriften aus der Hofbibliothek Donaueschingen bei Auktionen angeboten. 1992 verkaufte das Haus Fürstenberg die verbliebenen 1370 Handschriften als geschlossene Sammlung für 48 Millionen DM an das Land Baden-Württemberg. Der Verkauf der 500 Inkunabeln folgte 1994, wobei 86 für 2,2 Millionen DM an das Land gingen und rund 400 über ein Londoner Auktionshaus für 8 Millionen DM versteigert wurden. 1999 wurde fast der gesamte restliche Altbestand veräußert, wobei auch die Handschrift des Nibelungenliedes, die sogenannte Donaueschinger Handschrift, von dem damals 76jährigen Joachim Fürst zu Fürstenberg für 20 bis 25 Millionen DM angeboten wurde.
Heutiger Verbleib
Die lateinischen Handschriften sowie die deutschen Handschriften nach 1500 befinden sich heute in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart, die deutschen Handschriften vor 1500 (darunter die Nibelungenhandschrift C) in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe. Über den Verbleib der Inkunabeln und Drucke ist wenig bekannt. Manche Stücke aus der Hofbibliothek wurden von anderen Bibliotheken aufgekauft, so etwa die Nürnberger Ausgabe des Hexenhammers von 1487, die einst dem Franziskanerkloster in Villingen gehört hatte und nun vom Franziskanermuseum Villingen-Schwenningen erworben werden konnte. Die meisten Bände dürften heute in Privatbesitz sein.
Projekt Donaueschingen digital
Der Freiburger Mediävist Klaus Graf bemüht sich seit dem Jahr 2000 um eine virtuelle Rekonstruktion der Altbestände der Donaueschinger Hofbibliothek, insbesondere der Sammlung Laßberg.
Siehe auch
- Nibelungenhandschrift C
- Zimmerische Chronik
- Fechtbuch MS 862 (englisch)
- Handschrift von Heinrich Stegmüller Cod. 494
- Fürstenhaus Fürstenberg
Quellen
- Fürstenberg Kultur: Informationen zu den Fürstenbergischen Sammlungen, Archiv, Hofbibliothek und Schloß
- Klaus Graf: Der Tradition nicht verpflichtet. Ein Nachruf auf die Inkunabelsammlung der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek zu Donaueschingen
- Landesbibliothek Karlsruhe: Die Bibliothek Josephs von Laßberg
- Jahrbuch der Deutschen Bibliotheken, 53 (1993), ISBN 3-447-03267-7
- Barack, Karl August: Die Handschriften der Fürstlich-Fürstenbergischen Hofbibliothek zu Donaueschingen. Hildesheim 1974 (Nachdr. d. Ausg. Tübingen 1865). ISBN 3-487-05242-3
Weblinks
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