Alte Synagoge (Erfurt)

Alte Synagoge (Erfurt)
Die Alte Synagoge in Erfurt

Die Alte Synagoge in Erfurt ist eine ehemalige Synagoge und mit einem Alter von über 900 Jahren die älteste erhaltene Synagoge Europas.[1] Sie befindet sich in der Erfurter Altstadt im Innenhof des Häuserblocks FischmarktMichaelisstraße – Waagegasse.

Zur Synagoge gehört auch die 2007 bei Bauarbeiten hinter der Krämerbrücke entdeckte, etwa 750 Jahre alte Mikwe. 1998 wurde der Jüdische Schatz von Erfurt in unmittelbarer Nachbarschaft der Synagoge gefunden. Er zählt zu den umfangreichsten und besterhaltenen Schätzen des europäischen Mittelalters und ist seit Oktober 2009 in der Synagoge ausgestellt. Deshalb strebt die Stadtverwaltung Erfurts an, das Ensemble aus Synagoge, Mikwe und Schatz in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufnehmen zu lassen.[2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Eine Holzanalyse ergab, dass die ältesten Bauteile der Synagoge aus der Zeit um das Jahr 1094 stammen. Dabei handelt es sich um einen Teil der Westmauer. Aus einer zweiten Bauphase im 12. Jahrhundert stammt ein weiterer Teil der Westmauer. Der Großteil des Bauwerks stammt aus der Zeit um 1270, als ein repräsentativer Synagogenbau errichtet wurde. Um 1300 wurde die Synagoge erneut umgebaut, indem sie aufgestockt und durch einen Anbau nach Norden erweitert wurde.

1349 fand ein verheerender Pogrom statt, bei dem die Juden der Stadt ermordet wurden. Danach wurde die Synagoge als Lagerhaus genutzt. Im Zuge dessen wurde das Gebäude ab 1350 umgebaut, unter anderem durch den Einbau von Zwischendecken, durch den Aufbau eines neuen Dachs und durch Unterkellerung des Gebäudes. In die Nord- und die Ostfassade wurden Tordurchfahrten eingebaut. Die Nutzung als Lagerhaus blieb in den nächsten 500 Jahren nahezu unverändert. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Gebäude dann Teil der Gaststätte „Zur Feuerkugel“ und zu einem Tanzsaal umgebaut. Später entstand im Keller noch eine zusätzliche Kegelbahn.

Bedingt durch die häufigen Umbauten war die Synagoge nicht mehr als solche zu erkennen und historisch auch nicht mehr als solche bekannt, weshalb sie die Zeit des Nationalsozialismus unbeschadet überstand. 1992 ergaben Bauuntersuchungen, dass die Synagoge von besonderem kulturhistorischen Wert ist. Kurz zuvor hatte die Treuhandliegenschaftsgesellschaft das Gebäude allerdings schon an einen Investor verkauft, der es wieder gastronomisch nutzen wollte. 1998 kaufte die Stadt Erfurt dann die Alte Synagoge. Seitdem wurde sie saniert und am 27. Oktober 2009 als Ausstellungsbau zum jüdischen Leben in Erfurt eröffnet. Insbesondere mittelalterliche Sachzeugnisse, die die Geschichte der jüdischen Gemeinde Erfurts reflektieren, können besichtigt werden. Eine Dokumentation zur Baugeschichte der Synagoge beleuchtet weitere Aspekte der jüdischen Gemeindegeschichte.[3][4] Hier finden einmal monatlich die „Erfurter Synagogenabende“ mit Vorträgen und Musik statt.

Einzelnachweise

  1. Ältester Synagogenbau Europas saniert. Bericht der Deutschen Welle vom 20. Dezember 2007
  2. Denkmalwoche 2009: Vortrag zum Thema „Erfurt als UNESCO-Weltkulturerbe“
  3. Website der Alten Synagoge
  4. Website Erfurt, Alte Synagoge

Literatur

  • Elmar Altwasser, Gerhard Schade, Karin Sczech u. a.: Alte Synagoge und Mikwe zu Erfurt. Bussert und Stadeler, Jena u. a. 2009, ISBN 978-3-932906-97-8, (Jüdisches Leben Erfurt).
  • Sven Ostritz (Hrsg.): Die alte Synagoge. Beier & Beran, Langenweißbach 2009, ISBN 978-3-941171-23-7, (Die mittelalterliche jüdische Kultur in Erfurt 4).

Siehe auch

Weblinks


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