Hugo Fürst von Radolin

Hugo Fürst von Radolin
Hugo Fürst von Radolin, 1915

Hugo Julius Raoul Eduard Leszczyc Fürst von Radolin (bis 1888: Graf von Radolin-Radolinski) (* 1. April 1841 in Posen; † 12. Juli 1917 auf Schloss Jarotschin) war ein deutscher Fideikommissherr, Diplomat und hochrangiger Hofbeamter.

Inhaltsverzeichnis

Familie und Besitz

Er entstammte dem alten polnischen Adelsgeschlecht von Radolin. Sein Vater war der preußische Kammerherr und Mitglied des Herrenhauses Emmerich Ladislaus Leszczyc Graf von Radolin-Radolinski (1808-1879), Herr auf Jarotschin und Radolin.

Er heiratete 1863 in London Lucy Katharina (1841-1880) eine Tochter von Oberstleutnant Alfred Howard Wakefield. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Radolin 1892 Johanna (1864-1947). Diese war Tochter von Hans Graf von Oppersdorff und dessen Frau Elisabeth (geb. de Talleyrand-Perigord).

Radolin war Fideikommissherr. Zu seinem Besitz gehörte Schloss Jarotschin und die gleichnamige Herrschaft im Kreis Pleschen.

Schloss Jarotschin

Leben

Er studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Bonn und Berlin. 1860/61 leistete er seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger beim 7. Husarenregiment in Bonn ab. Im Jahr 1862 wurde er zum Leutnant der Reserve beim 2. Leibhusarenregiment ernannt. Zwischen 1864 und 1866 war er am Kreisgericht in Pleschen tätig.

Seit 1866 war er preußischer Diplomat und war auf verschiedenen Dienstposten tätig. Zwischen 1866 und 1868 war er Attaché in Florenz. Danach war er Legationsrat in Paris und Stuttgart. Etwa zwei Jahre lang war er beim Oberkommando der deutschen Besatzungstruppen in Frankreich tätig. Ab 1874 war er Legationsrat in Madrid und noch im gleichen Jahr in Dresden. Von 1876 bis 1881 war er erster Botschaftssekretär in Konstantinopel. Im Jahr 1881 war er Hilfsarbeiter in der politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes. Seit 1882 war Radolin Gesandter in Weimar. Dem preußischen Herrenhaus gehörte er als erbliches Mitglied seit 1880 an.

Zwischen 1884 und 1888 war er Hofmarschall und später Oberhofmarschall von Kronprinz beziehungsweise Kaiser Friedrich III.. Otto von Bismarck stand Radolin wegen seines polnischen Familienhintergrundes anfangs ablehnend gegenüber, bescheinigte ihm aber schließlich Loyalität. Franz von Roggenbach vermutete gar, das Radolin ein Spion Bismarcks am Hof des Kronprinzenpaares war. Richtig ist, dass er sowohl für den Kanzler wie für das Prinzenpaar eine Vertrauensperson war. Radolin war Freund von Friedrich von Holstein. Er war wie dieser und das Kronprinzenpaar für eine englandfreundliche Außenpolitik. Der russlandorientierten Politik Bismarcks stand er skeptisch gegenüber. Der österreichischen Regierung überbrachte Radolin vertrauliche Informationen. Gegen die Anweisungen von Kronprinzessin Victoria informierte Radolin den Prinzen Wilhelm über den unheilbaren Gesundheitszustand des Vaters.

Als Kaiser erhob Friedrich Radolin 1888 in den erblichen Fürstenstand. Im Jahr 1888 wurde er zum wirklichen Geheimen Rat und zum Obersthofmeister und Oberhoftruchsess von Wilhelm II. ernannt.

Im Jahr 1892 trat Radolin erneut in den diplomatischen Dienst ein. Seine Karriere in den folgenden Jahren verdankte er v. Holstein und Wilhelm II. Seit 1892 vertrat Radolin das deutsche Kaiserreich als Botschafter in Konstantinopel und seit 1895 in St. Petersburg. Zwischen 1901 und 1910 war er Botschafter in Paris. Seine diplomatischen Leistungen waren eher begrenzt. Aus Russland musste er abgezogen werden, weil er einen Streit mit der Zarin hatte.[1] In Paris bemühte er sich vergeblich um eine deutsch französische Annäherung.

Einzelnachweise

  1. Ernst Rutkowski: Briefe und Dokumente zur Geschichte der österreichisch-ungarischen Monarchie unter besonderer Berücksichtigung des Böhmisch-mährischen Raumes. München, 1991. S.217 Teildigitalisat

Literatur

  • Gerd FesserRadolin, Hugo Fürst von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, S. 97 f.
  • Protokolle des preußischen Staatsministeriums Bd.10 S.425 Digitalisat
  • Hermann Krüger (Hrsg.): Chronik des preußischen Herrenhauses. Ein Gedenkbuch zur Erinnerung an das dreißigjährige Bestehen des Herrenhauses. Berlin, 1885. S.194

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