Höllenfahrt Jesu Christi

Höllenfahrt Jesu Christi
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Domenico Beccafumi: Höllenfahrt Christi, 1530/35

Als Höllenfahrt Christi (lat. Descensus Christi ad Inferos) bezeichnet man die traditionelle christliche Vorstellung, dass Jesus in der Nacht nach seiner Kreuzigung in die Hölle hinabgestiegen sei und dort bzw. in der Vorhölle, dem „Schoß Abrahams“, die Seelen der Gerechten seit Adam befreit habe.

Hintergrund dieser Vorstellung war die Frage, wo denn Jesu Seele gewesen sei zwischen Karfreitag und Ostern. Man berief sich dabei auf die biblischen Aussagen in Epheser 4,9 und 1. Petrus 3,19.

Wichtigster Anknüpfungspunkt für die erzählenden und darauf beruhenden bildlichen Darstellungen des Descensus war der Glaubenssatz des Apostolischen und des Athanasischen Glaubensbekenntnisses, Jesus sei „hinabgestiegen in das Reich der Toten“, im griechischen Text (τά κατώτατα) wörtlicher mit „in die unterste Tiefe“, im lateinischen (ad inferos) mit „zu den Unteren, den Toten“ zu übersetzen.

Diese Vorstellung wurde von den Kirchenvätern mit verschiedenen biblischen Aussagen teils in intendiert wörtlicher, teils in allegorischer Deutung in Verbindung gebracht und im apokryphen Schrifttum, insbesondere in den Pilatusakten (Evangelium Nicodemi), mit einer Vielzahl von Handlungselementen erzählend ausgeschmückt. Sie fand Eingang in die Liturgie und in die mittelalterliche Jenseitsliteratur, aber auch in die mittelalterlichen Passionsspiele, die den Streit mit den Teufeln zuweilen für breit ausgeführte komische Einlagen (Diablerien) nutzen.

In der Neuzeit wurde diese Vorstellungstradition vielfach relativiert und vor allem in der Exegese der traditionell damit verbundenen Bibelzeugnisse kritisch revidiert. Unter den zahlreichen theologischen Neudeutungen ist etwa die von Hans Urs von Balthasar zu nennen, derzufolge die Hölle, in die Jesus hinabstieg, als die Gottverlassenheit zu verstehen ist, die Jesus auf sich genommen habe, um den Menschen nahe zu sein, die sich gegen Gott entschieden hatten.

In der Kunst

Der Höllenabstieg Jesu wurde zu einem der wichtigsten Themen in der christlichen Ikonographie und stellt bis heute in der Ostkirche das zentrale Osterbild dar. Meist sieht man dabei Jesus (zuweilen begleitet von Dismas, dem rechten Schächer) auf der zerbrochenen Höllenpforte, wie er als Sieger Adam und Eva als erste der Erlösten aus dem Höllenschlund herausführt. In der westlichen Tradition wurde das Bild meist abgelöst von Kreuzigungsdarstellungen und Bildern des leeren Grabes sowie des Auferstandenen. Statt Bildern der Höllenüberwindung dominierten im Barock Bilder des Höllensturzes, die statt Jesus den Erzengel Michael oder Maria als Sieger zeigten. Dabei lag das Augenmerk stärker auf der Bestrafung der Bösen als auf der Rettung der Erlösten.

Literatur

  • Marc-Oliver Loerke: Höllenfahrt Christi und Anastasis. Ein Bildmotiv im Abendland und im christlichen Osten. Dissertation, Universität Regensburg 2003 (Volltext)

Weblinks


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