Hülle

Hülle

Hülle ist ein allgemeiner Begriff, der alle Gegenstände umfasst, die einen Raum bilden, indem sie eine flächige Grenze zwischen innen und außen schaffen. So bildet z. B. die Atmosphäre eine Hülle um die Erde oder die Haut eine Hülle um den menschlichen Körper.

Aber auch bei den Objekten, die sich der Mensch schafft und / oder mit denen er sich umgibt, handelt es sich oft um Artefakte mit Hüll-Charakter. Ihr Gebrauchswert liegt darin, den Inhalt zu schützen, zusammenzuhalten und aufzubewahren oder mit der Hülle einen Raum zu markieren, abzugrenzen. Der Gebrauchswert der Hüllen unterscheidet sich von dem weiteren Artefakte, die das menschliche Leben in anderer Art erleichtern sollen: z. B. Werkzeuge und Geräte. Hüllen ermöglichen auch ein Verbergen oder Verborgen-Halten des Inhalts (Verhüllen). Nach der christlichen Religion kam Jesus im Fleische verhüllt als Gottes Sohn auf die Erde.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Das gemeingermanische Wort Hülle ist ebenso wie das althochdeutsche Hulla, das altenglische Hylla und das schwedische Hölja eine eher in der einstmals gehobenen Sprache gebräuchliche Bezeichnung für eine Umhüllung, einen Mantel, speziell auch und gerade ein Kopftuch. Ebenso wie Hülse stammen alle aus der indogermanischen Wortgruppe um hehlen ab, was so viel wie verbergen, verdecken, verstecken meinte (daher auch die Hülsenfrucht). Die Bezeichnung in Hülle und Fülle ist seit dem 16. Jahrhundert bezeugt und bedeutete so viel wie Kleidung und Nahrung, wobei mit Fülle die ausreichende Füllung des Magens gemeint war. Erst später (17. Jahrhundert) wurde Fülle in seiner ursprünglichen Bedeutung verstanden und der gesamte Ausdruck als Synonym für Überfluss gedeutet.

Beispiele für Hüllen

  • Behälter im weitesten Sinne: Gefäße, Gehäuse, Etui, Taschen / Koffer etc.
  • Kleidung umgibt als Hülle den engsten Raum um den Menschlichen Körper
  • Architektur umgibt den Raum, in denen sich Menschen aufhalten, Tätigwerden und ihre Dinge lagern.
  • Verpackung auch im übertragenen Sinn beim Kochen (Schokoladenhülle, Eihülle)

Hülle in der Architektur

Stahldach-Hülle von Wladimir Schuchow bei seinem Bau, Wyksa, Russland, 1897

Gerade im Bereich der Architektur spielt der Begriff der Hülle seit Beginn der Moderne eine wesentliche Rolle. Architektur wird häufig als "Raum plus Hülle" aufgefasst. Nicht selten wird Architektur sogar über ihre Raum-schaffende und Raum-umhüllende Funktion definiert. Manchmal ist statt von Baukunst von Raumkunst die Rede. Gerade in der modernen Architektur wird diese Aufgabe betont. Damit distanzieren sich moderne Architekten nicht selten von der Fassadenhaftigkeit, Massivität und Monumentalität der Architektur des 19. Jahrhunderts. Architektur wird statt dessen oft in der Dualität von Raum und Hülle gedacht. Die gebaute Architektur tritt als leichte Hülle (z. B. Vorhangfassaden oder leichte Trennwände) hinter der Architektur als umbauten Raum zurück. Die tragende Konstruktion wird häufig von einem eigenständigen Stützensystem übernommen, so dass die Raumhülle nur noch als leichte membranartige Grenze in Erscheinung tritt. Durch diese Betonung des Raumhüllencharakters wird auch die Nähe der Architektur zu anderen umhüllenden Objekten betont (Gefäße, Kleidung, usw.).

Allerdings tritt auch schon in der Architektur des 19. Jahrhunderts (z. B. bei Gottfried Semper, Wladimir Schuchow) ein anderer Aspekt von Hülle auf, nämlich der Gedanke, die Fassaden eines Gebäudes als Bekleidung des Gebäudes zu begreifen ("Bekleidungstheorie"). Der Gebäudekörper wird also als nackt aufgefasst, der bekleidet werden muss. Damit wird angespielt auf das Prinzip des Um- und Verhüllens bei Kleidung. Diese Fassadenarchitektur wurde von modernen Architekten zum Teil scharf kritisiert. In der postmodernen Architektur ist seit ca. 1975 zum Teil provokant von "decorated sheds" die Rede.

 Commons: Thin-shell structures – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Hülle in der Mode

In den Variationen der Kleidermode spielt das Wechselspiel von Verhüllen und Entblößen eine wichtige Rolle. Hier hat dieses Spiel auch eine erotische Komponente (Im Bereich der Erotik hat der Gegensatz von Verhüllen und Entblößen enorme Bedeutung).

Hülle in der Kunst

Aber auch in der bildenden Kunst wird der Hüll-Charakter von Artefakten und die Um- und Verhüllung von Objekten, Räumen und Menschen immer wieder diskutiert und künstlerisch interpretiert (Beispiel: Verhüllungs-Aktionen von Christo).

Bei Denkmaleröffnungen ist stets auch von einer Enthüllung die Rede.


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  • Hülle — • Hülle in/die Hülle und Fülle »sehr viel, im Überfluss« Die seit dem 16. Jh. bezeugte Wendung bedeutete zunächst »Kleidung und Nahrung« und bezog sich auf den allernotwendigsten Lebensunterhalt. Die Bedeutung »Nahrung« des Wortes »Fülle« rührte… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Hülle — Sf std. (9. Jh.), mhd. hülle, ahd. hulla Obergewand Stammwort. Verbalabstraktum zu hehlen in seiner ursprünglichen Bedeutung verbergen , also das (Ver)bergende . Gemeint ist zunächst die Kleidung, besonders in der Formel Hülle und Fülle, die wie… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Hulle — Hulle, Anselmus van H., Porträtmaler aus Gent, malte die Bildnisse der Fürsten, Minister u. Abgesandten beim Münsterschen u. Osnabrückschen Friedensschlusse. Die besten Kupferstecher der damaligen Zeit, wie Aubry, P. Bailln, A. Clouet, C. Galle,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Hülle — Hülle, 1) zweiter Magen der wiederkauenden Thiere; 2) sackförmige Umkleidung eines innern Körpertheils, so: Eihüllen, so v.w. Eihäute, Gehirnhüllen u.a.; 3) (Involucrum), mehrere in einem Kreise, od. dachig in mehreren Kreisen, auch wohl mit… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Hülle — (Involucrum), die Gesamtheit von Hochblättern, die einem Blütenstand unmittelbar vorangehen und ein ihn einfassendes Ganze darstellen, wie z. B. bei den zusammengesetzten Dolden der Umbelliferen; die H. an den Verzweigungen zweiten Grades, den… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Hulle — Hulle, Kopfbedeckung, s. Kruseler …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Hülle — (Involūcrum), in der Botanik diejenigen Hochblätter (Hüll , Involukralblätter), welche einen Blütenstand umgeben (z.B. bei Kompositen und Umbelliferen) …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Hülle — (involucrum), die kelchartig einen Blütenstand umgibt; Hüllchen, eine H., welche sich an der Basis der Döldchen einer zusammengesetzten Dolde befindet. Hüllkelch (Epicalyx), Blätterkreis, den eigentlichen Kelch umgebend …   Herders Conversations-Lexikon

  • Hülle — ↑Cover, ↑Futteral …   Das große Fremdwörterbuch

  • Hülle — Etwas in Hülle und Fülle haben: etwas im Überfluß haben. Die Zwillingsformel ›Hülle und Fülle‹, die ursprünglich ›Kleidung (Obdach) und Nahrung‹ bedeutete und dem lateinischen ›victus et amictus‹ entspricht, wird über die Bedeutung ›notwendiger… …   Das Wörterbuch der Idiome

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