- Ibrahim Rugova
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Ibrahim Rugova (* 2. Dezember 1944 in Cerrcë (Großgemeinde Istog); † 21. Januar 2006 in Priština) war von März 2002 bis zu seinem Tod Präsident des Kosovo. Er galt im Westen als Symbolfigur des gewaltfreien Kampfes der Kosovaren um die Unabhängigkeit ihres Landes.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Rugova wurde als Sohn eines wohlhabenden kosovo-albanischen Bauern geboren. Sein Vater Ukë Rugova und sein Großvater Rrustë Rugova wurden der Kollaboration mit Nazi-Deutschland beschuldigt und daraufhin von kommunistischen Partisanen in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges hingerichtet. So wuchs Rugova bei seiner Mutter Sofë als Einzelkind auf.
Rugova studierte Philosophie und promovierte 1984 in Literatur an der Universität Priština. 1988 wurde er Präsident des Schriftstellerverbands des Kosovo. Er war Mitgründer und Vorsitzender der Lidhja Demokratike e Kosovës (LDK), die als Antwort auf die Aufhebung der Autonomie des Kosovo durch Slobodan Milošević 1989 gegründet wurde. Die im Kosovo lebende albanischstämmige Bevölkerung proklamierte am 2. Juli 1990 die Unabhängigkeit des Kosovo. In einer international nicht anerkannten Wahl wurde Rugova am 24. Mai 1992 zum Präsidenten der selbstausgerufenen „Republik Kosova“ der Albaner gewählt und 1998 im Amt bestätigt. Unter Rugovas Führung bauten die Albaner ein paralleles Verwaltungs-, Gesundheits- und Bildungssystem auf, Rugova selbst setzte sich für eine gewaltfreie Lösung des Konflikts mit Serbien und das Prinzip des passiven Widerstandes ein.
1999 kam es nach Operationen von serbischer Armee und Sicherheitskräften gegen die UÇK zu Luftangriffen der NATO auf Jugoslawien (siehe Kosovo-Krieg). Daraufhin wurde Rugova interniert. Er erschien im jugoslawischen Fernsehen im Gespräch mit Slobodan Milošević und äußerte sich in einem Interview gegen die Bombenangriffe der NATO. Er konnte Anfang Mai 1999 nach Italien ausreisen und kehrte nach Beendigung des Krieges Mitte Juli 1999 in den Kosovo zurück.
Bei den 2001 durch die UNO ausgerichteten freien Parlamentswahlen im Kosovo gewann die LDK die Mehrheit, Ibrahim Rugova wurde nach Parteikonflikten aber erst am 4. März 2002 zum provisorischen Präsidenten des Kosovo gewählt. Als solcher verfolgte er eine Politik enger Kooperation mit der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten. 2005 wurde er im Amt bestätigt.
Am 15. März 2005 entging Rugova einem Bombenanschlag unverletzt. Am 5. September 2005 wurde bekannt, dass Rugova, über viele Jahre seines Lebens hinweg sehr starker Raucher, an Lungenkrebs erkrankt war. Während er den Vorsitz der LDK aufgab, führte er sein Präsidentenamt bis zu seinem Tod am 21. Januar 2006 weiter.
Rugova wurde am 26. Januar 2006 in Priština unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt. An der Trauerfeier nahmen unter anderem die Präsidenten Sloweniens, Kroatiens, Bosniens, Mazedoniens und Montenegros, die Schweizer Bundesrätin und Außenministerin Micheline Calmy-Rey, der albanische Ministerpräsident Sali Berisha und der EU Generalsekretär Javier Solana teil.
Er wird von den meisten Kosovaren als Vater der Nation bezeichnet, sogar auch als der "Gandhi des Balkans". Auch der SPIEGEL bezeichnete ihn als "Gandhi des Balkans". Zu seinem Nachfolger im Amt des Präsidenten wurde sein Vertrauter Fatmir Sejdiu gewählt.
Ibrahim Rugova und die UÇK
Zwar setzte sich Ibrahim Rugova offiziell für die gewaltlose Lösung des Kosovokonflikts ein, hatte aber im Hintergrund sehr wohl Kontakte zu Führern der UÇK, die einem gewaltsamen Aufstand den Weg bereiteten. Nach dem Kosovokrieg ehrte Ibrahim Rugova den 1998 getöteten UÇK-Führer Adem Jashari als Nationalhelden.
Leben als Intellektueller und Schriftsteller
Ibrahim Rugova beendete seine Grundschule in Istog und seine Mittlere Reife erreichte er 1967 in Pejë. 1971 diplomierte der in dem Bereich der Albanologie in der philosophischen Fakultät in Priština. 1976 bis 1977 verbrachte er ein akademisches Jahr in Paris im Ecole Pratique des Hautes Etudes. Er erhielt 1984 in Priština den Doktorgrad in Literaturwissenschaft. Viele Jahre war er Vorsitzender des Kosovarischen Schriftstellerverbandes.
Auszeichnungen
- 1996 Ehrendoktorwürde der Sorbonne
- 1998 Sacharow-Preis für geistige Freiheit des Europäischen Parlaments
- 1998 Toleranzpreis der Stadt Münster
Weblinks
- Literatur von und über Ibrahim Rugova im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kosova Information Center zu Ibrahim Rugova (englisch)
- DER SPIEGEL 21. Januar 2006
- Rugova stirbt kurz vor dem großen Ziel (Handelsblatt 21. Januar 2006)
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