Identitätsprinzip nach Riebel

Identitätsprinzip nach Riebel

Das Identitätsprinzip ist ein Begriff aus der Theorie der Kostenrechnung, der erstmals von Paul Riebel verwendet wurde. Das Identitätsprinzip ist eine Weiterentwicklung des Entscheidungsprinzips und bildet die Grundlage für die Anwendung der relativen Einzelkostenrechnung.

Nach dem Entscheidungsprinzip lassen sich Kosten und Erlöse nur dann eindeutig einem Bezugsobjekt zurechnen, wenn sie auf dieselbe Entscheidung zurückgehen wie das Bezugsobjekt selbst. So lassen sich beispielsweise einem Produkt nur diejenigen Kosten und Erlöse zurechnen, die unmittelbar durch die Entscheidung, das Produkt herzustellen, ausgelöst werden.

Das Identitätsprinzip kennzeichnet eine unternehmerische Entscheidung durch drei Dimensionen:

  • Leistungsdimension („Was und wie viel soll hergestellt werden?“)
  • Organisationsdimension („Wer soll es herstellen?“)
  • Zeitdimension („Wann soll es hergestellt werden?“)

Demgemäß besitzen die Bezugsobjekte des Identitätsprinzips – im Gegensatz zu eindimensionalen Zurechnungsprinzipien (z. B. Verursachungsprinzip) − drei Dimensionen:

  • Betriebliche Leistung (Produkteinheit, Produktart, Produktgruppe, Produktprogramm)
  • Organisatorischer Bereich (Unternehmung, Werk, Gruppe, Abteilung)
  • Zeitraum (Monat, Quartal, Jahr)

Durch Über- und Unterordnungsverhältnisse innerhalb der Kategorien entstehen Bezugsobjekthierarchien. Einzelkosten einer höheren Entscheidungsebene stellen daher zugleich Gemeinkosten einer untergeordneten Entscheidungsebene dar.

Zitat

„Danach lassen sich zwei Größen (Kosten und Erlöse) nur dann einander oder einem anderen Objekt (Bezugsobjekt) eindeutig zurechnen, wenn sie auf denselben dispositiven Ursprung zurückgehen wie das Objekt selbst.“

Paul Riebel

Literatur

  • Hans-Jörg Hoitsch, Volker Lingnau: Kosten- und Erlösrechnung. Eine controllingorientierte Einführung. 3. neubearbeitete und erweiterte Auflage. Springer-Verlag, Berlin u. a. 1999, ISBN 3-540-66296-0, (Springer-Lehrbuch).
  • Marcell Schweitzer, Hans-Ulrich Küpper: Systeme der Kosten- und Erlösrechnung. 8. überarbeitete und erweiterte Auflage. Vahlen, München 2003, ISBN 3-8006-3009-5, (Vahlens Handbücher der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften), S. 55–57.

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