Idun

Idun

Idun oder auch lateinisch Iduna (altnordisch Iðunn ‚die Erneuernde, die Verjüngende‘) ist in der nordischen Mythologie die Göttin der Jugend und der Unsterblichkeit.

Gemälde von Carl Larsson (1853–1919)

Sie ist die jüngste Tochter der älteren Kinder des Zwergs Ivaldi[1] und die Gemahlin des göttlichen Sängers Bragi, der sie mit einem Lied für sich gewann. Idun ist die Hüterin der goldenen Äpfel, die den Göttern die ewige Jugend und damit auch die Unsterblichkeit verleihen[2]. Als Hüterin der goldenen Äpfel ist ihr Baum der Apfelbaum.

Als Loki von dem Riesen Thiazi[3] geraubt wurde, wollte dieser ihn nur freilassen, wenn er ihm Idun zusammen mit ihren goldenen Äpfeln ausliefere. Als das geschah, begannen die Götter sogleich zu altern und zwangen Loki, die Geraubte aus der Gewalt des Riesen zu befreien. Loki, in das Falkengewand Freyas[4] gekleidet, verwandelte die Gefangene in eine Nuss und brachte sie nach Asgard zurück, verfolgt von dem Riesen in Gestalt eines Adlers, dem die Flüchtenden nur um Haaresbreite entkamen. Thiazi wurde von den Asen durch das Verbrennen seiner Flügel getötet.[5]

Loki beschimpft Idun als mannstoll, da sie ihre weißen Arme um den Mörder ihres Bruders lege.[6]. Von diesem Mythos ist ansonsten nichts in der nordischen Mythologie überliefert. Der besagte Brudermörder kann nach unserem Verständnis nur ihr Gemahl Bragi sein.

Als sich das Ende der Welt durch bedrohliche Vorzeichen ankündigt, sinkt Iduna von der Weltesche Yggdrasil in die Unterwelt[7], wohin ihr Bragi folgt.[8]

Die Göttin der goldenen Äpfel der Unsterblichkeit erinnert an den griechischen Mythos von den goldenen Äpfeln des Baums der Hesperiden und ist vielleicht auch aus der griechischen Sagenwelt entlehnt worden. Auch eine Entlehnung aus der Bibel, die Äpfel vom Baum des Lebens im Garten Eden, wurde vertreten. Die Mythe vom Raub der Idun durch einen Riesen hat einige Parallelen mit dem Verhältnis der Riesen zu Freya. Aus Irland ist eine keltische Sage überliefert, in der drei Brüder im Falkengewand die Wunderäpfel Hisbernas rauben. Sie werden dabei von den Töchtern eines Königs in Adlergestalt verfolgt und entkommen nur knapp. Auch hier scheint eine Entlehnung von den Hesperiden erfolgt zu sein. Demnach handelt es sich bei Idun nicht um eine originäre Göttin der germanischen Mythologie, sondern nur um eine spätnordische, dichterische Erfindung. Nach anderer Ansicht aber beweist nichts, dass sie nicht unter einem anderen Namen seit alters her der germanischen Götterwelt angehörte.

Literatur

  • Herder's Lexikon der germanischen und keltischen Mythologie. ISBN 3-451-04250-9.
  • Dr. Vollmer's: Wörterbuch der Mythologie aller Völker. Hoffmann'sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1874, REPRINT-VERLAG-LEIPZIG 2002.
  • R.L.M. Derolez: Götter und Mythen der Germanen. Wiesbaden 1974, S. 184.
  • U. Diedrichs: Germanische Götterlehre. Mit mythologischen Wörterbuch. Eugen Diedrichs Verlag, München 1983, 5. Auflage 1993, ISBN 3-424-00746-3.
  • Wolfgang Golther: Handbuch der germanischen Mythologie. Leipzig 1875, neu aufgelegt Marix Verlag, 2004, S. 537–540

Weblinks

 Commons: Idun – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hrafnagaldr Odins 5
  2. Gylfaginning 26
  3. U. Diedrichs: Mythologisches Wörterbuch: „..der Mythos von der Entführung und der damit verbundenen Vergreisung der Götter, ist als Thjazi-Mythos (die Form Thiassi oder Thiazi ist gebräuchlicher) überliefert [...]“
  4. Herder's Lexikon der keltisch-germanischen Mythologie. S. 97, Stichwort → Idun
  5. Nach einer Überlieferung des Skalden Thjodolf von Hwin, 9. Jahrhundert, in seiner Dichtung Herbst-Lange
  6. Lokasenna 17
  7. Hrafnagaldr Odins 6–7
  8. Vergleiche Dr. Vollmer's Wörterbuch der Mythologie aller Völker. S. 270 – U. Diedrichs: Prosa-Edda – Der Skaldenmet.S. 179 f.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • idun — idun·it; …   English syllables

  • Idun — Idun, Idu|na (germ. Mythol.): Göttin der ewigen Jugend. * * * Idun,   Iduna, altnordisch Iđunn [ ȓ ], Gestalt der altnordischen Mythologie, eine selten und spät erwähnte (vielleicht Fruchtbarkeits )Göttin, die ein Mittel (bei Snorri …   Universal-Lexikon

  • Idun — (Iduna, nord. Myth.), eine der Zukunft kundige Asin, Tochter des Zwergen Swald, Bragas Gemahlin; sie verwahrt die Äpfel, von denen die alternden Götter essen, um sich zu verjüngen. Loki, vom Riesen Thiassi festgezaubert, mußte für seine… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Idun — (fälschlich Iduna), in der nord. Mythologie eine Asin, Gattin Bragis, war die Aufbewahrerin jener Äpfel, von denen die Götter genossen, um sich zu verjüngen. Als sie einmal samt ihren Äpfeln von dem Riesen Thiazi entführt war, wurden die Asen… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Idun — Idun, in der nord. Mythologie die Gemahlin Bragas, Aufbewahrerin der Aepfel, durch deren Genuß die alternden Götter sich wieder verjüngen …   Herders Conversations-Lexikon

  • Idun — Idun, Idu|na (nordische Göttin der ewigen Jugend) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Idun — [ē′do͞o nä΄ē′do͞on΄] n. Norse Myth. the goddess of spring, keeper of the golden apples of youth, and wife of Bragi: also Iduna [ē′do͞o nä΄] …   English World dictionary

  • Idun — (ou Idun) Elle est la Déesse de la jeunesse éternelle et est mariée à Bragi, Dieu de la poésie. Elles est surtout la Gardienne des pommes éternelles poussant sur un arbre surveillé par les Nornes qu’elle donne aux Dieux pour qu’ils ne… …   Mythologie nordique

  • Idun — /ee dhoon/, n. Scand. Myth. a goddess, keeper of the apples of youth and wife of Bragi; abducted by the giant Thjazi, from whom she was rescued. Also, Ithun, Ithunn. [ < ON Ithunn; perh. deriv. of ith deed, feat] * * * ▪ Norse goddess also… …   Universalium

  • Idun Peak — (coord|77|38|S|161|26|E|) is a small peak between Mount Thundergut and Veli Peak in the Asgard Range, Victoria Land. The name, recommended by Advisory Committee on Antarctic Names (US ACAN) in consultation with NZAPC, is one in a group of names… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”