Hesperiden

Hesperiden
Aufnahme aus der Poppea zugeschriebenen römischen Villa in Oplontis, dem modernen Torre Annunziata nahe Neapel in der Kampania in Italien. Das Motiv in der Mitte stellt Herakles im Garten der Hesperiden dar.
Die Hesperiden in ihrem Garten, Frederic Leighton (1830–1886)

Die Hesperiden (griechisch Ἑσπερίδες) sind Nymphen (die hellsingenden Töchter) der griechischen Mythologie. Ihre Zahl schwankt je nach Quelle zwischen drei und sieben. Genannt werden Aigle, Arethusa, Erytheia, Hespere, Hesperusa (auch: Hesperthusa) und Hespereia. Sie werden manchmal auch die „afrikanischen Schwestern“ genannt. Es gibt unterschiedliche Angaben, wer ihr Vater ist: Mal wird Erebos als dieser bezeichnet, mal Atlas, manchmal auch Hesperos (der Abendstern).

Ebenso verschieden ist die Angabe ihrer Mutter. Hesiod nennt als solche Nyx (Göttin der Nacht), andere Quellen Hesperis, die weibliche Verkörperung des Abendsterns d. h. die römische Venus. Alle diese Stammbäume deuten aber auf den Standort der Hesperiden jeweils an dem von Griechenland aus gesehen fernsten Westen hin.

Dieser verschob sich allerdings im Laufe der Jahrhunderte mit wachsender geographischer Kenntnis der Griechen bis in den die drei Kontinente Europa, Asien und Afrika umfließenden Okeanos (Atlantik). Dasselbe geschah mit den um die Hesperiden und um ihre prominenteste Schwester Erytheia kreisenden Geschichten mit den Rindern des Riesen Geryon, der äpfelbewachenden Schlange Ladon und dem von Herakles für seine Fahrt nach Erytheia erhaltenen Becher des Sonnengottes.

Entsprechend werden je nach Autor und dessen Lebenszeitraum unterschiedliche Wohnorte immer jeweils am Rande der den Griechen bekannten Erde genannt – zuerst im griechischen Arkadien, dann in der Großen Syrte beim heutigen Benghazi (früher Euhesperides genannt), in Kampanien[1]. dann in Marokko beim Atlas und schließlich auf eine der Inseln im Atlantik. Welche dieser Inseln die Hesperiden sind, ist bis heute noch nicht vollständig geklärt (vielleicht die kanarischen oder die kapverdischen Inseln).

Inhaltsverzeichnis

Die goldenen Äpfel

Die Hesperiden hüteten in einem wunderschönen Garten einen Wunderbaum mit goldenen Äpfeln[2], den Gaia der Hera zu ihrer Hochzeit mit Zeus wachsen ließ. Die Äpfel verliehen den Göttern ewige Jugend. Der Baum wurde durch den hundertköpfigen Drachen Ladon bewacht. Nur Herakles war in der Lage, die Äpfel zu rauben. Durch eine List bewog er Atlas, den Vater der Hesperiden, für ihn die Äpfel zu pflücken, da er sie für die Erfüllung seiner zwölf Arbeiten benötige. Eurystheus jedoch, dem Herakles die Äpfel übergab, gab sie weiter an Athene, die sie wieder zurück an ihren Platz legte. In der irischen Mythologie werden die Hesperiden-Äpfel in der Erzählung Aided Chlainne Tuirenn („Der Tod der Kinder Tuirenns“) erwähnt.

Bei Carl von Linné (1707–1778) taucht der Begriff wieder auf und dient zur Bezeichnung der Zitrusfrüchte. Dabei hat sich Linné an Giovanni Baptista Ferrarius (1584–1655, ital. Botaniker) orientiert, der bereits 1646 in seinem Werk Hesperides sive de malorum aureorum cultura et usu libri quator über die Gattung Citrus schreibt und von den goldenen Früchten der Hesperiden spricht. So haben sich wohl beide Gelehrte beim Anblick der goldenen Schalen der verschiedensten Zitrusfrüchte an die mythologischen Quellen erinnert und den Zitrusfrüchten die Bezeichnung Hesperides zugewiesen. Allerdings fehlen Belege für eine Kenntnis von Zitrusfrüchten im klassischen Griechenland. Selbst der Baum mit den Goldenen Äpfeln wurde genau dort vermutet, wo die Welt ihr Ende hatte und der Titan Atlas das Himmelsgewölbe trug.

Die Parfumerie griff diese Namensschöpfung auf und so werden Zitrusdüfte nicht nur als Agrumen sondern häufig auch als Hesperiden bezeichnet. Medizinisch interessant sind die Zitrus-Bioflavonoide, die ihren rohstofflichen Ursprung ebenfalls im Namen tragen (Hesperidinkomplex).

Siehe auch

Weblinks und Quellen

 Commons: Äpfel der Hesperiden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Mariassunta Cuozzo, Ancient Campania. In: Guy Bradley, Elena Isayev and Corinna Riva (Hrsg.), Ancient Italy: regions without boundaries. Exeter: University of Exeter Press 2007, 240
  2. Der Baum mit den goldenen Früchten ist das Symbol ewiger Jugend oder der Liebe und Fruchtbarkeit. Der Kleine Pauly. Lexikon der Antike, II, "Hesperiden", Stuttgart 1967

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