- Igelstellung (Militär)
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Die Igelstellung ist eine Verteidigungsstellung der Infanterie und anderer Waffengattungen zur Rundumverteidigung.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bereits die Landsknechte des Mittelalters entwickelten einen Igel, um sich gegen angreifende Heere in alle Richtungen zu verteidigen. In der moderneren Kriegsführung bezeichnet man unter einem Igel die Rundumverteidigung von Gruppen bis zur Bataillonsebene in einer stützpunktartigen Verteidigung als "Igel". Nach dem Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte im Jahre 1944 wurde immer offensichtlicher, dass eine zusammenhängende Frontlinie nicht mehr aufrechtzuerhalten war. Die deutsche Wehrmacht verlegte sich auf eine stützpunktartige Verteidigung. Auch in Vietnam wurde der Krieg mit diesem Mittel geführt. In der Bundeswehr werden solche Igelstellungen als Teil des Biwak beständig errichtet. Sämtliche Zeltanordnungen nach der Zentralen Dienstvorschrift 3/11 sollen kreisförmig um das Feuer angelegt werden. Sie gelten als Rückzugspunkt. Entsprechend der Dienstvorschrift müssen Löcher ausgehoben werden und mit einem Erdwall gesichert sein. Darüber wird das Zelt errichtet. Im Falle des Rückzuges aus der eigentlichen Stellung kann der Biwakraum als Igelstellung genutzt werden.
Aufbau und Wirkung
Um eine Igelstellung zu errichten, benötigte es im Grunde wenig Zeit. Auf engstem Raum werden Schützenlöcher mit Verbindungsgräben errichtet, die um einen zentralen Punkt, meist das entsprechende Hauptquartier, einen Kreis bilden. Diese Stellungen werden nach Möglichkeit und Maßgabe mit Stacheldraht oder Mörsern verstärkt. An entscheidenden Punkten werden leichte oder, falls vorhanden, schwere MGs postiert. Diese relativ schweren Waffen decken den Raum ab, der möglicherweise zu Angriffen am besten geeignet sein könnte, sind aber innerhalb einer Igelstellung schnell verlegbar, um einem anderen Angriff zuvorzukommen. Die einzelnen Stellungen wurden teilweise durch schwere Holzbohlen verstärkt und bildeten so eine Art Kampfbunker für die Besatzung. Es kamen auch Stahlbleche und andere Werkstoffe zum Einsatz, sofern diese Werkstoffe vorhanden waren. Innerhalb der Bundeswehr wird auf solchen Ausbau verzichtet, da der Kampf aus der Igelstellung heraus als taktisch und strategisch grundsätzlich falsch erkannt wurde. Die Biwak-Stellung gilt als letzte Rückzugsmöglichkeit und nicht als fester Punkt der Verteidigung.
Nachteil
Die Igelstellung begrenzt den Wirkungsbereich der Truppe. Das musste sowohl die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg als auch die US Army in Vietnam erfahren. Während die Deutschen sich einigelten, übernahmen die schnellen russischen Panzerverbände das Gelände, umgingen die deutschen Soldaten, schlossen sie ein und vernichteten die Igel schließlich, während deren schnelle Kampfverbände bereits sehr viel weiter vorgestoßen waren. In Vietnam erwies sich das System ebenso als nutzlos. Amerikanische Truppen versuchten, aus Igelstellungen den Urwald zu erkunden und Feinde zu bekämpfen, die sich aber schon längst zwischen deren Linien bewegten.
Fazit
Die Igelstellung kann nur als Notlösung betrachtet werden. Außer den Landsknechten des Mittelalters hat sich kein Igel mehr als wehrhaft erwiesen, was auch an der fortschreitenden Taktik und Technisierung des Krieges lag. Aus taktischer Sicht ist eine Igelverteidigung bei heutiger Technologie völlig sinnlos und dem modernen Soldaten nur im äußersten Fall zumutbar.
Igelstellung in anderen Zusammenhängen
Igelstellung wird auch in anderen Zusammenhängen benutzt, wie bei der Brandbekämpfung,[1] der Politik,[2] oder beim Schach. Insgesamt wird dabei die Igelstellung als unvorteilhaft konnotiert.
Literatur
- Wehrkunde: Organ der Gesellschaft für Wehrkunde, Band 7,Ausgabe 6, Verlag Europäische Wehrkunde, 1958, Seite 339
Einzelnachweise
- ↑ Jan Südmersen,Ulrich Cimolino,Nicolas Neumann, Standard-einsatz-regeln: Wald- und Flächenbrandbekämpfung, Seite 68, ISBN 978-3-609-69824-3
- ↑ "Rote Igelstellung. Brücken zum kleinen PC", "Der Spiegel", Nr. 24, 1949, S. 5.
Kategorie:- Kriegs- und Gefechtsführung
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