Inselbahn Spiekeroog

Inselbahn Spiekeroog
Spiekerooger Inselbahn
Strecke der Spiekerooger Inselbahn
Kursbuchstrecke (DB): 10006, 1000 f (alt)
Streckenlänge: 3,5 km
Spurweite: 1000 mm (Meterspur)
Strecke und Stationen
Legende
Bahnhof (Rathaus) bis 1957
Bahnhof ab 1957
Westen
Westend
Zeltplatz
Anleger

Die Spiekerooger Inselbahn war eine meterspurige Kleinbahn auf der Insel Spiekeroog. Als Restbetrieb wird heute noch eine Museumspferdebahn zwischen dem Bahnhof am westlichen Dorfrand und dem Westend betrieben.

Inhaltsverzeichnis

Pferdebahnzeit

Pferdebahn im Noorderloog um 1900
ehemalige „Warmbadeanstalt“ Westend

Nach der Aufnahme eine Badebetriebes am Herrenstrand am Westend bestand auf der Insel das Bedürfnis, eine bequeme Verkehrsverbindung für den Badegast zwischen Dorf und Badestrand zu errichten. Am 9. Juli 1885 wurde die Strecke als meterspurige Pferdebahn eröffnet. Die Bahn begann im Noorderloog vor Haus Nummer 10 und führte über den Westerloog durch den Deichschart bis zum Westend. Die Strecke war 1,6 Kilometer lang, es bestanden Zwischenstationen vor dem Hotel zur Linde, vor Günsels Hotel und am Damenpad. Eine erste Remise wurde im Noorderloog angelegt. Die Bahn wurde entsprechend der Badesaison nur im Sommer betrieben. Am Westend wurde 1902 auch eine feste Warmbadeanstalt eingerichtet, um den Badegästen auch bei schlechtem Wetter Wannenbäder im Meerwasser zu ermöglichen. In diesem Gebäude befindet sich heute die Kneipe Laramie. 1891 konnte ganz im Süden der Insel der erste Anleger eröffnet werden, gebaut aus der Ladung eines gestrandeten Holzfrachters. Für die Verbindung in den Ort wurde ein Abzweig von der Pferdebahn durch die Wattwiesen angelegt. Im Bereich des Anlegers war das Gleis auf dem Wattboden verlegt und bei Hochwasser überspült. Hochrädrige Wagen sorgten für ein trockenes Umsteigen der Fahrgäste, die Pferde standen aber bis zum Bauch im Wasser. Nachdem bereits 1907 vor Günsels Hotel ein kleines Bahnhofsgebäude errichtet worden war, wurde die Strecke im Noorderloog 1924 aufgegeben. Eine neue Remise wurde 1934 auf dem Gelände des heutigem Postamtes errichtet. Wegen Sturmflutschäden am Strand wurde der Hauptbadestrand 1932 zum Dorf verlegt und der zum Westend führende Abschnitt der Pferdebahn nicht mehr bedient.

Dieselbetrieb

Gleisreste am alten Anleger; Zustand 2006
Der ehemalige Wagen Nr. 20 (hinten)

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Pferdebahn dem zunehmenden Badetourismus nicht mehr gewachsen, so dass im Mai 1949 die Pferdebahn als letzte ihrer Art in Deutschland eingestellt und durch Diesellokomotiven ersetzt wurde. Gleichzeitig wurde die Strecke vom Abzweig an der alten Badestrecke bis zum Anleger weiter westlich am Dünenrand neu trassiert. Der Anleger war vergrößert worden, so dass jetzt die Bahn direkt auf den Anleger fahren konnte. Zwischenhalte waren am Zeltplatz und am Haltepunkt West, wo sich der Abzweig von der Stammstrecke befand.

Da die Bahn im Westerloog Verkehrsprobleme verursachte, baute man 1957 einen neuen Endbahnhof gegenüber der Wagenremise. In diesem Gebäude befindet sich heute die Pizzeria Der Bahnhof. Etwas südlich davon entstand eine neue Wagenhalle mit Werkstatt.

Am Westend war ein Bauhof des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA) entstanden, der über das alte Gleis zum Herrenstrand angeschlossen war. Nach der großen Sturmflut 1962 baute das WSA einen neuen Anleger leicht westlich des bestehenden, der vom Bauhof aus in einer neuen Strecke durch den Dünengürtel erschlossen wurde. Vom Zeltplatz bis zum Anleger lag diese Strecke parallel zur bisherigen.

Anleger

Alter Anleger im Jahr 2006

Entstehung

1891 konnte ganz im Süden der Insel der erste Anleger eröffnet werden, gebaut aus der Ladung eines gestrandeten Holzfrachters. Für die Verbindung in den Ort wurde ein Abzweig von der Pferdebahn durch die Salzwiesen angelegt. Im Bereich des Anlegers war das Gleis auf dem Wattboden verlegt und bei Hochwasser überspült. Reste des Gleises sind bis heute zu sehen.

1927 wurde ein neuer Anleger gebaut, nachdem der alte im Winter 1926 durch Eisgang zerstört worden war. Das Gleis verlief nach wie vor auf dem Wattboden.

Westlich des bisherigen Anlegers wurde 1949 ein Anleger neu gebaut, so dass Fährschiffe direkt daran anlegen und die Bahn über eine Pfahljochstrecke auf den Anleger fahren konnte.

Nach der großen Sturmflut vom 16./17. Februar 1962 baute das Wasser- und Schiffahrtsamt (WSA) einen neuen Anleger neben dem bisherigen, um die umfangreichen Materialtransporte für die Befestigungsarbeiten bewältigen zu können. Dieser Anleger war 70 Zentimeter höher als der bestehende, und lag 70 Meter weiter im Wasser. Ab 1965 durfte ihn die Inselbahn für den Personenverkehr benutzen, ab 1968 ging auch der Güterverkehr über ihn. Der alte Anleger blieb als Eisbrecher bestehen. Der neue Anleger gehörte weiterhin dem WSA, die Inselbahn war für den Unterhalt zuständig.

Beschreibung

Alte Marina des Anlegers

Das Gesamtbauwerk des Anlegers ist rund 300 Meter lang und bis zu 20 Meter breit. Es besteht aus einem auf Holzstützen über den Strand geführten Gleis und einem bei Hochwasser in das Meer hineinragenden, mit Schienenfahrzeugen befahrbaren Schiffsanleger. Das zuführende Gleis gabelte sich auf dem Anleger in vier Gleise auf, von denen drei am Ende des Anlegers wieder zusammengeführt wurden, um Rangierarbeiten zu ermöglichen. Das vierte Gleis endete an einer Rampe, so dass es möglich war, ohne die Hilfe eines Krans größere Güter und Fahrzeuge auf einen Waggon zu laden. Insgesamt hatte der Alte Anleger sechs Weichen.

Heutiger Zustand

Ab 1981 wurde der Anleger nur noch gelegentlich von Sportbooten genutzt, was aber aufgrund der zunehmenden Versandung des Hafenbeckens immer schwieriger wurde. Mit jeder Sturmflut wird der Alte Anleger mehr beschädigt. Es ist absehbar, dass das Wasser den Anleger vollständig zerstören wird. Das Betreten des Anlegers ist untersagt, Teile einer früheren Umzäunung sind noch vorhanden. Für Touristen und Inselbewohner stellt der Alte Anleger ein beliebtes Ausflugsziel dar. Im April 2007 wurde jedoch von der Gemeinde Spiekeroog sein Abriss beschlossen.

Stilllegung und Museumsbetrieb

Die Museums-Pferdebahn am Bahnhof
Pferdebahn an der Endhaltestelle Westend

Um die Versorgung der Insel zu verbessern und da die Schienenstrecke sanierungsbedürftig war, wurde 1981 ortsnah ein Hafen errichtet, so dass die Bahn nicht mehr benötigt und eingestellt wurde. Die Gleise wurden mit Ausnahme des Abschnitts Bahnhof–Westend abgebaut. Hier wurde noch im selben Jahr ein Museums-Pferdebahnbetrieb aufgenommen. Die Museumsbahn verkehrt in der Sommersaison mehrmals täglich vom Bahnhof zum Westend. Die Idee einer Verlängerung vor das Rathaus wie vor 1957 wurde 2005 jedoch fallen gelassen. Im Winter 2005/2006 wurden die inzwischen verschlissenen Schienen gegen gebraucht von der Inselbahn Langeoog erworbene ausgetauscht.

Literatur

  • Egbert Nolte: Die Spiekerooger Inselbahn. Nebenbahndokumentationen 64, Verlag Kenning, Nordhorn 2000, ISBN 3-933613-23-X
  • Malte Werning: Inselbahnen der Nordsee. Verlag GeraMond, München 2003, ISBN 3-7654-7245-X
  • Die Kleinbahn, Fachblatt für Neben- + Schmalspurbahnen, Nr. 78 vom 1. August 1975

Siehe auch

Weblinks

53.7666666666677.68333333333337Koordinaten: 53° 46′ 0″ N, 7° 41′ 0″ O


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