Interaural Time Difference

Interaural Time Difference

Das Wort Laufzeitdifferenz oder Laufzeitunterschied wird in der Akustik beim natürlichen Hören (Richtungshören) als ITD (Interaural Time Difference) und in der Tontechnik als Δ t beim Erzeugen der Hörereignisrichtung als Lautsprechersignale zwischen den Stereo-Lautsprechern verwendet, also auf der Lautsprecherbasis. Die Laufzeitdifferenz wird üblicherweise in Millisekunden (ms) angegeben.

Inhaltsverzeichnis

Die interaurale Laufzeitdifferenz ITD

Die interaurale Laufzeitdifferenz oder ITD = engl. interaural time difference, die Menschen und Tiere betrifft, ist die Differenz bzw. der Unterschied bezüglich der Laufzeit des Schalls zwischen beiden Ohren. Sie hat große Bedeutung bei der Richtungslokalisation der Schallquelle, da sie ein Merkmal zur Erkennung der Richtung oder zum Winkel der Schallquelle, vom Kopf aus gesehen, liefert. Wenn ein Signal in der Horizontalebene erzeugt wird, so liegt der Winkel in Beziehung zur 0°-Vornerichtung (also direkt vor dem Zuhörer) im Uhrzeigersinn von 90° dann genau rechts und bei 180° liegt die Richtung hinten. Wenn ein Signal zum Beispiel aus 90° von rechts einfällt, dann muss das Signal eine zusätzliche Wegstrecke zurücklegen, um das linke Ohr zu erreichen. Für den Schall ergibt dieses einen Zeitunterschied zwischen beiden Ohren. Diese interaurale Laufzeitdifferenz wird vom Ohr-Gehirn-System ermittelt und unterstützt den Erkennungsvorgang der Schallquelle.

Der Azimut einer Schallquelle kann u.a. durch die Laufzeitdifferenz festgestellt werden, mit der das Schallereignis beide Ohren erreicht. Das bedeutet, dass der Schall ein Ohr früher erreicht als das andere. Kommt ein Schall von der linken Seite, so erreicht er das linke Ohr zuerst. Das rechte Ohr wird später erreicht, weil es sich weiter entfernt von der Schallquelle auf der abgewandten Seite des Kopfes befindet. Die Laufzeitdifferenz ist demnach abhängig vom Weg, den der Schall zurücklegt. Wenn sich die Schallquelle gerade vor oder hinter der hörenden Person (Kopfmitte) befindet, entstehen keine Laufzeitdifferenzen. In diesem Fall sind die Schallwege gleich lang. Die maximale Laufzeitdifferenz beträgt 0,63 ms, wenn nämlich die Schallquelle sich genau seitlich (90°) zum Kopf befindet. Das Gehör kann Laufzeitdifferenzen ab 10 µs erkennen, sodass selbst kleine Abweichungen einer Schallquelle von der Kopfmitte erkannt werden. Bei kleinen Schalländerungen (z. B. Klicklauten) können Laufzeitdifferenzen unterschieden werden, die entstehen, wenn die Schallquelle in einem Winkel vom etwa 1,5° von der Kopfmitte abweicht.

Die Interchannel-Laufzeitdifferenz Δ t

Die Hörereignisrichtung der Phantomschallquellen auf der Stereo-Lautsprecherbasis kann mit den erzeugten Interchannel-Laufzeitdifferenzen der Mikrofonsysteme auf der Lautsprecherbasis verändert werden. Eine maximale Laufzeitdifferenz von Δ tmax = 1,5 ms (1 bis 2 ms) bewirkt signalabhängig (impulsformabhängig) die volle Seitwärts-Auslenkung aus der Lautsprecherrichtung. Diese je nach Schalleinfallswinkel unterschiedlichen Differenzen der Lautsprechersignale werden von den jeweiligen Stereo-Mikrofonanordnungen erzeugt, die damit auch den wichtigen Aufnahmebereich des Mikrofonsystems liefern.

Literatur

  • Thomas Görne: Tontechnik. 1. Auflage, Carl Hanser Verlag, Leipzig, 2006, ISBN 3-446-40198-9
  • Siegfried Wirsum: Praktische Beschallungstechnik, Gerätekonzepte, Installation, Optimierung. 1. Auflage, Franzis Verlag GmbH, München, 1991, ISBN 3-7723-5862-4

Siehe auch

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Interaural time difference — The interaural time difference (or ITD) when concerning humans or animals, is the difference in arrival time of a sound between two ears. It is important in the localisation of sounds, as it provides a cue to the direction or angle of the sound… …   Wikipedia

  • Interaural — (von lat. inter, zwischen und auris, Ohr) bedeutet zwischen den Ohren . Der Begriff wird in der Akustik, Tontechnik und Audiologie in erster Linie dazu verwendet, um auf beide Ohren bezogene Unterschiede oder Zusammenhänge zu kennzeichnen. So… …   Deutsch Wikipedia

  • Sound localization — refers to a listener s ability to identify the location or origin of a detected sound in direction and distance. It may also refer to the methods in acoustical engineering to simulate the placement of an auditory cue in a virtual 3D space (see… …   Wikipedia

  • Superior olivary complex — For the cerebellar structure, see Dentate nucleus. Brain: Superior olivary complex Scheme showing the course of the fibers of the lemniscus; medial lemniscus in blue, lateral in red. (Superior olivary nucleus is labeled at center ri …   Wikipedia

  • Cocktail-Party-Effekt — Mit Cocktailparty Effekt bezeichnet man die Fähigkeit des menschlichen Gehörsinns, bei Anwesenheit mehrerer Schallquellen die Schallanteile einer bestimmten Schallquelle aus dem Gemisch zu extrahieren. Zum Beispiel ist das Gehör auf einer… …   Deutsch Wikipedia

  • Cocktail-Party-Prozessor — Mit Cocktailparty Effekt bezeichnet man die Fähigkeit des menschlichen Gehörsinns, bei Anwesenheit mehrerer Schallquellen die Schallanteile einer bestimmten Schallquelle aus dem Gemisch zu extrahieren. Zum Beispiel ist das Gehör auf einer… …   Deutsch Wikipedia

  • Cocktailparty-Prozessor — Mit Cocktailparty Effekt bezeichnet man die Fähigkeit des menschlichen Gehörsinns, bei Anwesenheit mehrerer Schallquellen die Schallanteile einer bestimmten Schallquelle aus dem Gemisch zu extrahieren. Zum Beispiel ist das Gehör auf einer… …   Deutsch Wikipedia

  • Cocktailpartyeffekt — Mit Cocktailparty Effekt bezeichnet man die Fähigkeit des menschlichen Gehörsinns, bei Anwesenheit mehrerer Schallquellen die Schallanteile einer bestimmten Schallquelle aus dem Gemisch zu extrahieren. Zum Beispiel ist das Gehör auf einer… …   Deutsch Wikipedia

  • Lautsprechersignale — sind die Signale, die bei der üblichen Stereo Tonaufnahme erzeugt und bei der Stereo Lautsprecherwiedergabe zur Richtungslokalisation und zur räumlichen Auffächerung, sowie zur Tiefenstaffelung des Klangkörpers benötigt werden. Sie stehen im… …   Deutsch Wikipedia

  • Richtungshören — Unter Lokalisation versteht man das Erkennen von Richtung und Entfernung einer Schallquelle als Richtungshören und Entfernungshören, also die Richtungslokalisation und die Entfernungslokalisation. Benennung der drei Ebenen oben: 1.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”