Intragenerationale Mobilität

Intragenerationale Mobilität

Unter sozialer Mobilität versteht man die Bewegung von Einzelpersonen und/oder Gruppen zwischen unterschiedlichen sozio-ökonomischen Positionen.[1]

So bringt zum Beispiel die Veränderung des Berufs oder der Stellung im Berufsleben Veränderungen im sozialen Beziehungsraum mit sich, die sich im Aufstieg oder Abstieg (vertikale Mobilität) bezogen auf eine gedachte Ordnung von sozialer Klasse oder sozialer Schichtung darstellen. Horizontale Mobilität ist die Veränderung des Berufs oder der Tätigkeit, ohne dass sich dabei die Zugehörigkeit zur sozialen Klasse oder Schicht verändert.

Hingegen bezeichnet die räumliche Mobilität (auch als territoriale Mobilität bezeichnet) die Bewegung der Einzelpersonen im geographischen Raum (siehe auch Migration, Auswanderung).

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Soziale Mobilität vollzieht sich auf der Grundlage der dynamischen Wechselwirkung von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen sowie demographischen Verschiebungen (siehe Kinderzahl, Generationenabstand) zwischen den Klassen und Schichten (dabei die Berufe und die Zahl ihrer jeweils darin Beschäftigten einschließend), sowie auf der Grundlage der Neuverteilung der Talente und Fähigkeiten innerhalb einer jeden Generation.

Intragenerationenmobilität

Die Intragenerationenmobilität, die Karriere, erfolgt innerhalb eines Menschenlebens. Zu ihr gehören Änderung der sozialen Stellung einer Person durch Ausbildung, durch Beförderung, oft auch durch Erbschaft von Vater und Schwiegervater oder durch wirtschaftliche Strukturveränderungen (etwa durch Schließung von Kohlengruben und Übergang in Ersatz-Erwerbszweige); dies ist nicht selten verbunden mit räumlicher Mobilität.

Intergenerationenmobilität

Unter Intergenerationenmobilität, der sozialen Mobilität im engeren Sinne, versteht man den Wechsel der sozialen Stellung, der sich von einer Generation auf die andere überträgt. Soziale Mobilität, deshalb oft im gleichen Sinne wie soziale Herkunft (oder mit sozialem Aufstieg und Abstieg bei einem Schichtenmodell) gebraucht, wurde von der Sozialforschung, oft nur als Vater-Sohn-Mobilität verstanden, weil früher die Frauen keinen eigenen Beruf hatten.

Das Problem der Vergleichbarkeit von Intergenerationenmobilität bei unterschiedlicher Skalierung

Der Begriff „Soziale Mobilität“ wurde 1927 durch den Soziologen Pitirim Sorokin geprägt. Da Klassen und Schichten ebenso wie Berufe und Beschäftigte in Wirtschaftszweigen dynamische Kategorien sind, die ihren zahlenmäßigen Umfang ständig ändern, ergeben sich für die Messung der Intergenerationenmobilität komplexe methodische Probleme. Aus der Sicht der Skalierungstheorie handelt es sich bei den eben genannten Kategorien um die Messung von Mobilität mit Nominalskalen, was dazu führt, dass die Werte verschiedener Länder oder über mehrere Generationen hinweg nicht direkt vergleichbar sind. Auch wenn es nicht an Anstrengungen gefehlt hat, mit diesem Problem fertig zu werden, so ist doch - bis auf Teillösungen - auf diesem Skalierungsniveau keine völlige Vergleichbarkeit von Daten zu erreichen.

Günstiger sieht es bei den Ordinalskalen beziehungsweise quasimetrischen Skalen aus, also mit Einkommen, Bildungsjahren, Besitz und Steuerklasse. Aus diesen werden oft synthetische Skalen gebildet, wie Sozialprestige und Sozialstatus, die eine statistische Synthese der eben genannten Kriterien darstellen.


Es gibt also keine „soziale Mobilität an sich“, sondern nur Mobilität auf bzw. in einer definierten Skala. Für eine Feststellung, dass die soziale Mobilität, zum Beispiel auf der Bildungsskala (gemessen in Bildungsjahren und Qualifikationsstufen) zugenommen oder abgenommen hat, ist es notwendig, diese Bildungsskala auf Standardwerte zu normieren.

Zentrale Fragestellungen

Zwangsläufig ist jede Untersuchung zur sozialen Mobilität auch ein Vorstoß in die Sozialgeschichte und Wirtschaftsgeschichte. Nach Reinhard Schüren haben vier Fragestellungen in der jüngeren Forschung einen besonderen Stellenwert:

  1. Die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Industrialisierung, Berufsstrukturwandel und beruflicher Mobilität, wobei diese häufig als Indikator für die Offenheit einer Gesellschaft interpretiert werden.
  2. Das Interesse am sich wandelnden Grad der Offenheit und Durchlässigkeit einer Gesellschaft, dokumentiert an der Zugänglichkeit von Elite-Positionen, etwa des Adels oder des Besitz- und Bildungsbürgertums, durch berufliche Rekrutierung und durch Heiratskreise.
  3. Das Interesse an der sozialen und politischen Bedeutung und Auswirkung von Mobilität. Vor allem wurde nach der Bedeutung von Aufstiegschancen und -barrieren für die Lebenschancen, das Bewusstsein und die Bewegung der Arbeiterklasse gefragt.
  4. Man kann häufige oder zunehmende berufliche Mobilität oder Heiratsbeziehungen zwischen zwei oder mehr gesellschaftlichen Gruppen als Ausdruck großer oder wachsender sozialer Nähe zwischen ihnen deuten, umgekehrt geringe oder abnehmende Mobilität als Ausdruck ausgeprägter oder zunehmender sozialer Distanz.

Quellen

  1. Wolfgang J. Koschnick: Standardwörterbuch für die Sozialwissenschaften, Bd. 2, München London New York Paris 1993, ISBN 3-598-11080-4

Literatur

  • Pitirim Sorokin: Social Mobility, 1927
  • Peter A. Berger: Soziale Mobilität, in: Bernhard Schäfers/Wolfgang Zapf (Hrsg.): Handwörterbuch zur Gesellschaft Deutschlands, Opladen 2001, S. 595-605 [1]
  • Hartmut Kaelble: Soziale Mobilität und Chancengleichheit im 19. und 20. Jahrhundert. Göttingen 1983.
  • Reinhard Schüren: Soziale Mobilität. Muster, Veränderungen und Bedingungen im 19. und 20. Jahrhundert. St. Katharina 1989.

Weblinks


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