Ioannis Psycharis

Ioannis Psycharis

Ioannis (Giannis) Psycharis (griechisch Ιωάννης (Γιάννης) Ψυχάρης, * 15. Mai 1854 in Odessa; † 1929 in Paris), war ein griechischer Philologe und Schriftsteller. Er wurde im damals russischen Odessa in der heutigen Ukraine geboren und wuchs in Konstantinopel auf. Im Alter von 15 Jahren, nach Abschluss seines Curriculums, verließ Psycharis die Stadt, um zu seinem Onkel nach Marseille zu ziehen und sich an einer französischen Hochschule weiterzubilden. Er studierte Philosophie, Philologie und Linguistik an der Universität Sorbonne in Paris und Germanistik, Mediävistik und Neogräzistik in Deutschland. Als er schließlich wieder nach Paris zurückkehrte, wurde er Professor für Neugriechische Sprache. 1904 wurde er Nachfolger von Emile Legrand auf dem Posten des Direktors der Fakultät östlicher Sprachen, wo er auch bis zu seinem Lebensende lehrte. Er starb 1929 nach langjähriger Krankheit.

Die griechische Sprachfrage

Giannis Psycharis hat viele schriftstellerische Werke hinterlassen. Er schrieb Gedichte, Erzählungen, Romane, Theaterstücke und Essays über den griechischen Sprachstreit, was auch sein größter Tribut an die griechische Sprache war. Er hat mit Beharrlichkeit für die Anerkennung der verachteten Volkssprache, der Dimotiki als offizielle Amtssprache des griechischen Staates gerungen und maßgeblich dazu beigetragen, dass die Sprachdiskussion in Griechenland am Ende des 19. Jahrhunderts wieder in Gang kam.

Schon seit den Anfängen der Griechischen Revolution von 1821 hatten verschiedene Literaten und Aufklärer versucht, die Dimotiki als Staatssprache zu etablieren. Wenige Jahre später, im Mai 1823, schrieb Dionysios Solomos die Ode an die Freiheit, die heutige griechische Nationalhymne, in der Dimotiki. Aber erst durch Giannis Psycharis erfuhr der Demotizismus die Richtungsweisung und die Kraft, die nötig waren, um sich den konservativen Kräften entgegenzustellen, die versuchten, die altgriechische Sprache wiederauferstehen zu lassen.

1886 reist Psycharis nach Griechenland, sowohl in damals schon zum griechischen Staat gehörende, als auch in noch osmanische Gebiete und wird von seinen Erfahrungen inspiriert, die er 1888 im Prosawerk „Meine Reise“ (neugriechisch „Το ταξίδι μου“) umsetzt. Das Werk wurde in Frankreich gedruckt und war durchweg in einer einfachen und orthographisch simplifizierten Volkssprache geschrieben. Psycharis hatte die Sprache des Volkes, die Lieder, die Mythen und die Traditionen studiert und versuchte deutlich das System aufzuzeigen, das dieser Sprache zugrunde liegt. Bei aller sprachlicher Ausdruckskraft und Schönheit, die seinem Werk innewohnte und die Leser begeisterte, unterschieden sich seine Standpunkte teils doch stark von anderen, gemäßigteren Verfechtern der Volkssprache. So stellte Psycharis die Bildung als wenig dringliches Problem zurück und erachtete Rüstung und Expansion der griechischen Nation als vorrangige Aufgabe, was an einigen Stellen von Meine Reise in Form von gewaltverherrlichenden Visionen zur Geltung kommt.

Nach "Meine Reise" veröffentlichte er eine Reihe weiterer Erzählungen, Romane und 6 Bände mit Memoiren, Kritiken und wissenschaftlichen Studien unter dem Haupttitel „Ρόδα καὶ Μῆλα“ (=Granatäpfel und Äpfel). Sein erstes sprachwissenschaftliches Werk, das 1886 veröffentlicht wurde, hat den Titel „Essay über die neugriechische historische Grammatik“ (gr.Δοκίμιο τῆς νεοελληνικῆς ἱστορικῆς γραμματικῆς“); diesem folgten noch zahlreiche Studien zum Thema der griechischen Sprachfrage.

Bibliographie

  • Το ταξίδι μου „Meine Reise“ (Prosa)
  • Ζούλια „Zoulia“ (Erzählung)
  • Το όνειρο του Γιαννίρη „Gianniris’ Traum“ (Roman)
  • Ζωή κι αγάπη στη μοναξιά „Leben und Liebe in Einsamkeit“ (Roman)
  • Στον ίσκιο του πλατάνου „Im Schatten des Platanenbaums“ (Erzählung)
  • Αγνή „Agni“ (Roman)
  • Ρόδα και μήλα „Granatäpfel und Äpfel“ (Essays)
  • Δοκίμιο της νεοελληνικής ιστορικής γραμματικής „Essay über die neugriechische historische Grammatik

Siehe auch


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