Ioannis Rallis

Ioannis Rallis

Ioannis Rallis (griechisch Ιωάννης Δ. Ράλλης; * 1878 in Athen; † 26. Oktober 1946) war ein griechischer Politiker und Ministerpräsident während der Besetzung Griechenlands durch die deutsche Wehrmacht (1943–1944).

Inhaltsverzeichnis

Familie und Studium

Rallis entstammte einer Familie mit Wurzeln bis in die byzantinische Zeit, die seit dem 15. Jahrhundert eine führende Rolle in Griechenland einnahm. Er war der Sohn des fünfmaligen Ministerpräsident Dimitrios Rallis. Sein Sohn Georgios Rallis war ebenfalls Ministerpräsident.

Er absolvierte zunächst ein Studium der Rechtswissenschaften an der Nationalen und Kapodistrias-Universität Athen sowie später Postgraduiertenstudien in Frankreich und Deutschland. Nach seiner Rückkehr nach Griechenland ließ er sich als Rechtsanwalt nieder.

Politische Laufbahn

Abgeordneter

Rallis begann seine politische Laufbahn 1905 mit der Wahl zum Abgeordneten der Nationalversammlung (Voulí ton Ellínon). Dem Parlament gehörte er bis 1935 an. Er vertrat zunächst die Interessen der Volkspartei (griechisch Λαϊκό κόμμα) der späteren Ministerpräsidenten Dimitrios Gounaris und Panagis Tsaldaris.

1933 kam es zu Meinungsverschiedenheiten mit Tsaldaris, so dass er bei den Wahlen vom Juni 1935 als Kandidat der Freidenkerpartei von Ioannis Metaxas für das Parlament kandidierte. Ihm gelang jedoch nicht die Wiederwahl. Bei der Wahl zur Nationalversammlung vom 26. Januar 1936 kandidierte er erfolgreich für das Wahlbündnis von Georgios Kondylis und Ioannis Theotokis. In der Folgezeit war das politische Leben durch eine große Instabilität geprägt. Die Liberale Partei (griechisch Κόμμα Φιλελευθέρων) von Themistoklis Sophoulis verfügte zwar über die meisten Parlamentssitze, konnte jedoch keine Regierung bilden. Wenige Monate später kam es am 4. August 1936 zur Auflösung der Nationalversammlung durch den Diktator Metaxas. Rallis war trotz seiner persönlichen Freundschaft zu Metaxas ein Hauptkritiker dieser Auflösung.

Minister

Am 18. November 1920 berief ihn sein Vater zum Marineminister in sein bis zum 6. Februar 1921 amtierendes Kabinett. Vom 26. August 1921 bis zum 2. März 1922 gehörte er dann dem zweiten Kabinett von Gounaris als Wirtschaftsminister an. Später war er vom 4. November 1932 bis zum 16. Januar 1933 Außenminister im ersten Kabinett von Tsaldaris.

Nach dem Wahlerfolg der Volkspartei bei den Parlamentswahlen vom 5. März 1933 wurde er von Tsaldaris am 10. März 1933 zum Innenminister berufen. Dem Kabinett gehörte er bis zum 13. August 1933 an. Nach Meinungsverschiedenheiten mit dem Ministerpräsidenten trat er jedoch zurück und bald darauf aus der Volkspartei aus.

Ministerpräsident unter der deutschen Besatzung und Haft als Kollaborateur

Am 7. April 1943 wurde Rallis als Nachfolger von Konstantinos Logothetopoulos zum dritten (und letzten) Ministerpräsidenten während der Besetzung Griechenlands durch die deutsche Wehrmacht ernannt. Er war damit der erste Ministerpräsident der Kollaborationsregierung, der auf einer politischen Ebene mit der Besatzungsmacht zusammenarbeitete. Allerdings erfüllte sich die Hoffnung der deutschen Besatzer, dass Rallis auch die Unterstützung der alten griechischen politischen Eliten erhalten würde, nicht. Im Laufe seiner bis zum 12. Oktober 1944 laufenden Regierungszeit kam es jedoch zunehmend zu einem Erstarken der griechischen Widerstandsbewegung, die ab dem 10. März 1944 mit Evripidis Bakirtzis und später Alexandros Svolos eigene Regierungen in den von ihnen kontrollierten Gebiete bildete.

Nach der Befreiung Griechenlands im Oktober 1944 wurde er verhaftet und anschließend durch ein Sondergericht wegen Kollaboration zu lebenslänglicher Haft verurteilt, in der er auch starb. Sein Sohn Georgios Rallis veröffentlichte ein Jahr nach seinem Tod 1947 posthum von ihm verfasste Texte aus der Haftzeit unter dem Titel Ioannis Rallis speaks from the grave.


Vorgänger Amt Nachfolger
Konstantinos Logothetopoulos (unter Besatzung) Griechischer Premierminister
1943–1944 (unter Besatzung)
Georgios Papandreou (Rückkehr Exilregierung)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ioannis Rallis — (Ιωάννης Δ. Ράλλης) (1878, Athens 26 October 1946) was the third and last collaborationist prime minister of Greece during the Axis occupation of Greece during World War II, holding office from 7 April 1943 to 12 October 1944, succeeding… …   Wikipedia

  • Ioannis Rallis — (en grec : Ιωάννης Ράλλης), (1878 1946) fut le dernier premier ministre de Grèce durant l’occupation nazie. Il fut condamné à la prison à vie par le Tribunal spécial et mourut en prison en 1946. Il était le père de Georges Rallis. Membre du… …   Wikipédia en Français

  • Ioánnis Rállis — Ιωάννης Ράλλης Mandats Premier Ministre de Grèce (gouvernement de collaboration) 1943 – 1944 Prédécesseur Konstantinos Logothetopoulos Successeur …   Wikipédia en Français

  • Ioannis Rallis — (en griego: Ιωάννης Ράλλης) (1878 1946). Fue el último primer ministro del gobierno colaboracionista pro alemán durante la ocupación Nazi de Grecia. Contribuyó decisivamente a crear los Batallones de Seguridad, las fuerzas paramilitares de… …   Wikipedia Español

  • Rallis — is a Greek surname and can refer to members of a long standing political family in Greece:*Dimitrios Rallis, (1844 1921), Prime minister of Greece 1897 *George Rallis, (1918 2006), Prime minister of Greece 1980 1981 *Ioannis Rallis, (1878 1946),… …   Wikipedia

  • Rallis — ist der Name folgender Personen: Dimitrios Rallis (1844–1921), Griechischer Politiker und Ministerpräsident Evangelos Rallis, Griechischer Tennisspieler und Olympiateilnehmer Georgios Rallis (1918–2006), Griechischer Premierminister Ioannis… …   Deutsch Wikipedia

  • Ioannis Theotokis — Ιωάννης Θεοτόκης 149e Premier ministre grec …   Wikipédia en Français

  • Ioannis Theotokis — (griechisch Ιωάννης Θεοτόκης, * 1880 in Korfu; † 6. Juni 1961) war ein griechischer Politiker und ehemaliger Ministerpräsident. Familie Theotokis entstammte einer politisch einflussreichen korfiotischen Familie. Er war der Sohn des… …   Deutsch Wikipedia

  • Ioannis Kapodistrias — This article is about the Greek politician. For the airport named for him, see Corfu International Airport. Ioannis Kapodistrias Ιωάννης Καποδίστριας Governor of Greece In office …   Wikipedia

  • Ioánnis Theotókis — Pour les articles homonymes, voir Theotokis. Ioánnis Theotókis Ιωάννης Θεοτόκης …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”