Irma von Troll-Borostyáni

Irma von Troll-Borostyáni
Irma von Troll um 1875

Irma von Troll-Borostyani (* 31. März 1847 in Salzburg; † 10. Februar 1912 ebenda) war eine österreichische Schriftstellerin und Vorkämpferin für Frauenrechte. Sie gilt als erste Salzburger Frauenrechtlerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Ihr Geburtsname war Maria von Troll, schon früh legte sie sich aber den Vornamen Irma zu. Als Tochter eines höheren Staatsbeamten in Salzburg genoss sie eine ausgezeichnete Erziehung. Vor allem liebte sie leidenschaftlich die Musik und wollte Pianistin werden. In der Internats-Klosterschule im Stift Nonnberg fühlte sie sich nicht wohl und da sie ernstlich erkrankte, durfte sie nach zwei Jahren nach Hause zurückkehren. Dort schnitt sie als äußeres Zeichen ihrer Befreiung den Zopf ab und trug fortan ihr welliges Haar kurz.

1870 ging Irma nach Wien, um die Konzertlaufbahn einzuschlagen, fand dort aber auch Anschluss an literarische Kreise. Zunehmend entwickelte sich ihr schriftstellerisches Talent und erste Veröffentlichungen erfolgten unter dem Pseudonym Leo Bergen. Familiäre Begleitumstände zwangen sie, den Gedanken an eine Laufbahn als Konzertpianistin aufzugeben und sie ging als Musiklehrerin nach Ungarn. 1874 heiratete sie den ungarischen Journalisten und Schriftsteller Ferdinand von Borostyáni, wobei ihr Eheglück von kurzer Dauer war. Bald wandte sie sich ganz der Schriftstellerei zu, wobei sie zunehmend durch in ihrer kritischen Haltung anerkannt. Immer mehr entwickelte sie sich immer zu einer unbeirrbaren Streiterin gegen soziales Unrecht und als mutige Kämpferin für Frauenrechte. 1878 gab sie ihr erstes Werk heraus:

  • „Die Mission unseres Jahrhunderts - eine Studie über Frauenfragen“
Der 1903 erschienene Katechismus der Frauenbewegung

Sie erntete dafür in sozialkritischen Kreisen europaweit hohe Anerkennung. Neue Schicksalschläge kamen nun auf die mutige Frau zu: In Wien starb ihre dreijährige Tochter, sie selbst hatte durch die Geburt ein schweres Leiden davongetragen. Ihr Ehemann lebte bald beruflich bedingt in Paris, die Ehe bliebt in der Folge nicht viel mehr als ein freundlicher Briefwechsel. 1882 kehrte Irma nach Salzburg zurück, um das Grab ihrer kürzlich verstorbenen Mutter zu besuchen. Ihr geschwächter Körper war den vorangegangenen Aufregungen nicht gewachsen. Viele Monate lang musste sie nun schwerkrank im Hause einer Jugendfreundin verbringen und sie blieb fortan in Salzburg. Eine Übersiedelung an den Wohnsitz ihres Mannes in Budapest schien zu problematisch, ihre Pflege dort zu schwierig. In Salzburg konnten ihre Freundinnen sie dagegen in allen Jahren weiter ausreichend betreuen. Irma Troll Borstyani sollte nie mehr wirklich gesunden. Irma Troll-Borostyani kämpfte in Salzburg trotz ihrer Krankheit aber weiter gegen Verlogenheit und Schein, setzte sich kritisch mit überkommenen Moralbegriffen auseinander und referierte über die nötige Reform der Jugenderziehung. Tatkräftig half sie auch bei der Gründung von Frauenvereinen mit und hielt Vorträge. In der damaligen spießigen Kleinstadt Salzburg sorgte Irma Troll-Borostyani aber allein in ihrem maskulinen Auftreten und oft Zigarre rauchend für manche Aufregung. Irma Troll-Borosytani schrieb hier folgende sozialkritische Werke

  • Gleichstellung der Geschlechter (1888)
  • Die Prostitution vor dem Gesetz - ein Apell an das deutsche Volk und seine Vertreter (1893)
  • Das Weib und seine Kleidung (1897)
  • Verbrechen der Liebe (1900) und
  • So erziehen wir unsere Kinder zu Vollmenschen (1912).

In Salzburg widmete sich aber auch vermehrt ihrer frühen Leidenschaft, der Musik. Irma von Troll-Borostyani schrieb neben den genannten Werken mit betont sozialkritischem Inhalt Romane, Novellen, Erzählungen und Gedichte, die ihre Liebe für die Entrechteten und ihr Mitleid gegenüber den Enterbten und Zurückgesetzten widerspiegeln. Bekannt wurde vor allem ihr Roman Aus der Tiefe (1892). Irmas Schwester Wilhelmine stellt zu diesen Werken treffend fest: „Sie besaß ein zartestes Verständnis in die Gefühle der Verachteten, Kleinen, namentlich der Kinder“. Aber auch die Liebe zum Tier, zur Schöpfung und zur großartigen Bergwelt wird in ihren Werken zum Ausdruck gebracht.

Irma von Troll-Borostyani starb 1912 an einem Gehirnschlag. Eine Marmortafel erinnert an ihrem Geburtshaus in der Griesgasse 4 an sie.

Pseudonyme und Namensvarianten

  • Borostyáni, Irma von Troll
  • Troll Borostyáni, Irma von
  • Bergen, Leo
  • Veritas
  • Troll, Irma

Troll-Borostyáni-Preis

Nach ihr benannt ist der einmal jährlich von der Stadt Salzburg und getrennt davon vom Land Salzburg gegebene Troll-Borostyáni-Preis, mit dem am internationalen Frauentag jeweils zwei Personen für Verdienste um die Realisierung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Stadt und Land Salzburg ausgezeichnet werden.

Literatur

  • August Stockklausner et al.: In Salzburg geboren. Lebensbilder aus sieben Jahrhunderten. Verlag Salzburger Nachrichten, Salzburg 1973, ISBN 3-85304-032-2

Weblinks


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