Isaac Mautner

Isaac Mautner

Isaak Mautner (auch: Isaac Mautner; tschechisch: Izák Mautner; * März 1824 in Náchod; † 21. Juli 1901, ebenda) war ein böhmischer Textilindustrieller. Seine Nachkommen in der Familie spielten in der Textilindustrie Österreich-Ungarns eine bedeutende Rolle.

Leben

Isaak Mautner wandte sich vor der Mitte des 19. Jahrhunderts im ostböhmischen Nachod der Leinen- und Baumwollweberei zu. Bereits 1848 machte er sich selbständig und belieferte zunächst zahlreiche Hausweber in den umliegenden Dörfern mit Leinengarn, ab etwa 1860 auch mit Baumwollgarn. Die Hausweber lieferten ihrerseits die Stoffe an Mautner, der hierfür 1857 in der Nachoder Strnadová ulice Nr. 48 eine Appretur und ein Warenlager einrichtete, das er 1863 um eine Färberei und eine Bleiche erweiterte. Seine so hergestellten Weiß- und Buntstoffe aus Baumwolle und Leinen verkaufte er zunächst an andere Unternehmer. 1868 eröffnete Mautner in Schumburg an der Desse eine weitere mechanische Weberei. Erst im März 1872 ließ er beim Königgrätzer Landgericht die Firma „Isaak Mautner“ in das Handelsregister eintragen. Die Prokura übertrug Mautner seinem Sohn Isidor Mautner, der seit 1867 für die Firma tätig war. Bereits 1874 nahm Mautner seinen Sohn Isidor als Teilhaber auf und nannte die Firma in „Isaak Mautner & Sohn“ um. Gleichzeitig wurde eine Zweigstelle in Wien gegründet und am 6. September 1874 in das Handelsregister eingetragen. Mit der Wiener Niederlassung, deren Leitung Isidor Mautner übernahm, gelang der Firma „Mautner & Sohn“ eine Erschließung der Märkte auf dem gesamten Gebiet Österreich-Ungarns und des Balkans. Über seine Wiener Konfektionsanstalt belieferte Mautner ab 1878 die österreichische Landwehr mit Baumwollartikeln.

1876 arbeiteten in der Nachoder Firma mehr als 40 Webstühle. Im selben Jahr erweiterte Mautner den Betrieb um eine Packanlage für den Versand der Stoffe sowie eine Indigofärberei, die mit Dampf angetrieben wurde. Zwei Jahre später errichtete er in seinem Wohnhaus in der Kamenice eine weitere Färberei für buntfarbige Stoffe sowie eine weitere Bleiche.

In der kurzen Zeit von Mai 1881 bis März 1882 errichtete Isaac Mautner im Nachoder Stadtteil Na Plhově eine mechanische Baumwollweberei, in der etwa 100 Mitarbeiter beschäftigt waren. Gleichzeitig beabsichtigte er, in der Strnadová ulice eine Färberei und ein Gebäude für 40 Handwebstühle zu errichteten. Diesen Plan gab er jedoch zugunsten von 25 mechanischen Webstühlen auf. Bald danach verlegte er beide Färbereien und beide Bleichen zur Plhover Fabrik. Dort waren 1891 bereits 840 dampfbetriebene Webstühle in Betrieb. Die Zahl der Mitarbeiter stieg bis Ende 1892 auf 500 Personen. 1891 verlieh die Stadt Schumburg an der Desse Isaak Mautner für seine Verdienste die Ehrenbürgerwürde. Nach dem Aufkauf einer Holzschleiferei in Trattenbach im südlichen Niederösterreich errichtete Mautner 1893 dort seine dritte mechanische Weberei. 1894, an Mautners 70. Geburtstag, verübte die geheime Organisation „Peklo“ einen Bombenanschlag auf sein Haus in der Kamenice. Im Jahre 1895 erhielt Mautner den Titel eines Kommerzialrats. Zugleich wurde er Mitglied der Permanenzkommission. 1899 kam es in den Nachoder Textilfirmen Doctor, Hitschmann und Pick zu Streiks, dem sich auch Arbeiter der Firma Mautner anschlossen. Der Streik hatte neben Forderungen nach einer Lohnerhöhung vermutlich auch einen antisemitischen Hintergrund, da zugleich alle jüdischen Geschäfte in Nachod geplündert wurden. Nachdem Mautner die geforderte Lohnerhöhung gewährte, konnte der Streik in seiner Firma friedlich beendet werden.

Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert gehörte die Nachoder Firma Mautner & Sohn mit zwei Wäschereien, drei mechanischen Webereien und den zugehörigen Betrieben zu den größten böhmischen Unternehmen von Baumwollgeweben und beschäftigte 1800 Menschen. Nach Isaak Mautners Tod 1901 wurden die Nachoder Betriebe von seinem Sohn Isidor Mautner weiter betrieben und 1905 in die „Österreichische Textil-Werke Aktiengesellschaft“ überführt.

Literatur

  • Lydia Baštecká, Ivana Ebelová: Náchod. Náchod 2004, ISBN 80-7106-674-5, S. 177, 180, 181, 188, 191

Weblinks


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