Náchod

Náchod
Náchod
Wappen von Náchod
Náchod (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Královéhradecký kraj
Bezirk: Náchod
Fläche: 3332 ha
Geographische Lage: 50° 25′ N, 16° 10′ O50.41694444444416.163055555556346Koordinaten: 50° 25′ 1″ N, 16° 9′ 47″ O
Höhe: 346 m n.m.
Einwohner: 20.688 (1. Jan. 2011) [1]
Postleitzahl: 547 01
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 10
Verwaltung
Bürgermeister: Oldřich Čtvrtečka (Stand: 2007)
Adresse: Masarykovo náměstí 40
547 61 Náchod
Gemeindenummer: 573868
Website: www.mestonachod.cz

Náchod (deutsch Nachod) ist eine Stadt im Nordosten Tschechiens. Sie gehört zur Region Hradec Králové und ist zudem Sitz des nach ihr benannten Bezirks Okres Náchod.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Nachod liegt in Ostböhmen an der Mettau in der Nähe der Grenze zu Polen. Die Stadt wird von der Europastraße 67 durchquert, an der sich im Ortsteil Běloves ein Grenzübergang ins polnische Słone, einem Ortsteil von Kudowa Zdrój, befindet.

Geschichte der Stadt

Die Gegend von Nachod wurde erstmals in der Chronik Chronica Boemorum des Cosmas von Prag erwähnt, der sie als das „Tor zu Polen“ bezeichnete. Um das Territorium und den alten Handelsweg von Prag nach Polen zu schützen, ließ Hron von Načeratice um 1250 eine Grenzburg an einem strategisch wichtigen Platz errichten und gründete vermutlich gleichzeitig die Stadt Nachod.

Im 15. Jahrhundert erhielten die Bürger neben einer Bibliothek und dem Marktrecht auch das Recht, auf der Brücke über den Fluss Metuje Zoll und Maut zu erheben. In der Folge wurde die Stadt zu einem wichtigen Handelszentrum. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erlebte Nachod seine größte kulturelle Blüte. Schwere Brände verwüsteten 1570 und 1663 große Teile der Stadt.

1620 kam der „Winterkönig“ Friedrich von der Pfalz, nachdem er in der Schlacht am Weißen Berge vernichtend geschlagen worden war, auf seiner Flucht durch Nachod. In die jetzige Pflasterung der Kamenice (Steinerne Gasse) wurde ein Hufeisen eingefügt, das Friedrichs Pferd auf der Flucht verloren haben soll. Im Dreißigjährigen Krieg hatten Stadt und Bevölkerung viel zu erleiden.

Im Deutschen Krieg von 1866 fand in der Nähe der Stadt am 27. Juni 1866 die Schlacht bei Nachod zwischen den Preußen und Österreichern statt, in welcher das österreichische 6. Korps des Generals Wilhelm Ramming durch das 5. preußische Korps des Generalfeldmarschalls Karl Friedrich von Steinmetz vernichtend geschlagen wurde.

Im 19. Jahrhundert erlebte die Stadt vor allem dank der sich entwickelnden Textilindustrie einen wirtschaftlichen Aufschwung, der durch die Wirtschaftskrise der 1930er Jahre und den Zweiten Weltkrieg unterbrochen wurde.

Geschichte der Herrschaft Nachod

Schloss um 1740
Ansicht um 1850
Schloss Nachod
Schloss Nachod

Die Burg- bzw. Schlossherren von Nachod waren auch Besitzer der gleichnamigen Herrschaft, deren erster Hron von Načeratice war. Dessen Enkel Ješek tauschte Nachod gegen Kostelec nad Černými Lesy mit dem böhmischen König Johann von Böhmen, der Nachod bis etwa 1325 behielt. Nach mehreren Besitzerwechseln folgten 1415 Boček II. von Podiebrad und nach dessen Tod 1417 dessen Sohn Viktorin von Podiebrad.

Obwohl nach Viktorins Tod 1427 dessen damals sechsjähriger Sohn und spätere böhmische König Georg von Podiebrad die Besitzungen erbte, bemächtigte sich am 29. September 1437 der Taborit Jan Kolda von Žampach der Stadt Nachod, die er fast zwanzig Jahre halten konnte. Er erneuerte die Nachoder Burg, 1442 legte er das älteste Nachoder Stadtbuch an und ernannte einen Stadtrat, der sich überwiegend aus seinen Freunden zusammensetzte. Obwohl am 20. November 1453 König Ladislaus Postumus dem damaligen Landesverweser Georg von Podiebrad die Ansprüche auf Stadt und Burg Nachod sowie weitere ostböhmische Besitzungen bestätigte, konnte Jan Kolda Nachod weiterhin behaupten. Erst als sich Jan Kolda 1454–1458 mit seinem Söldnerheer in Polen aufhielt, gelang es Georg von Podiebrad nach einer Belagerung im April und Mai 1456, die Stadt Nachod und die bis dahin von Jan Kolda gehaltenen ostböhmischen Besitzungen einzunehmen. Noch zu seinen Lebzeiten übertrug Georg von Podiebrad 1458 Nachod seinen Söhnen Boček und Viktorin. Nach Georgs Tod 1471 erbte Nachod nach der Erbteilung von 1472 Georgs ältester Sohn Heinrich d. Ä.. Er sah sich 1497 gezwungen, die Herrschaft Nachod dem Jan Špetle von Prudic (Jan Špetle z Prudic a ze Žlebů) zu verpfänden. Nach dem nur ein Jahr später erfolgten Tod Heinrichs gelang es seinen Söhnen nicht, das Pfand auszulösen, so dass sie Nachod dem Jan Špetle verkaufen mussten. Er erwarb 1519 die Herrschaft Vízmburg und inkorporierte sie seiner Herrschaft Nachod.

1533 erwarb der höchste böhmische Hofmeister Vojtěch von Pernstein die Herrschaft Nachod, von dem sie ein Jahr später dessen Bruder Johann von Pernstein erbte. Er erwarb 1534 die Herrschaft Rýzmburg, Adersbach und Skály und verband sie ebenfalls mit der Herrschaft Nachod. 1543 verkaufte er die Herrschaften Rýzmburk und Skalý und ein Jahr später die gesamte Herrschaft Nachod den mächtigen und reichen Smiřický von Smiřice. Sie vergrößerten die Herrschaft Nachod 1582 um die Güter von Ratibořice. Da die Smiřický von Smiřice auf der Seite des Winterkönigs Friedrich von der Pfalz standen, fielen ihre Besitzungen an den Kaiser, der sie 1621 an Albrecht von Wallenstein als Vormund des geistesschwachen Jindřich Smiřický (1592–1630) übertrug. 1623 verkaufte die Böhmische Kammer Nachod zusammen mit Rýzmburk der Maria Magdalena Trčka von Lobkowitz, deren Ehemann Jan Rudolf Trčka von Lípa bereits umfangreiche Besitzungen in Ostböhmen besaß. Obwohl sie durch ein kaiserliches Patent bis zu ihrem Tod Protestantin blieb, begann während ihrer Herrschaft die vom Kaiser angeordnete Rekatholisierung der Untertanen. Da auch ihr Mann Jan Rudolf Trčka von Lípa erst 1628 zum katholischen Glauben übertrat, war die Rekatholisierung zunächst wenig erfolgreich, führte jedoch nach Jan Rudolfs Konversion zu Baueraufständen, da sich diese weigerten, ihren bisherigen Glauben aufzugeben. 1628 oder ein Jahr später verkaufte Maria Magdalena Trčka von Lobkowitz Nachod ihrem Sohn Adam Erdmann Graf Trčka. Er veranlasste die Erneuerung der Stadtbefestigungsanlagen, die Säuberung und Bewässerung des Burggrabens und die Sicherung der Herrschaft durch Angehörige seines Regiments. Nach der Ermordung Adam Erdmanns 1634 in Eger wurden seine Besitzungen vom Kaiser konfisziert.

Als Dank für erworbene Verdienste schenkte Kaiser Ferdinand II. Nachod dem kaiserlichen General Octavio Piccolomini, der an der Verschwörung gegen Wallenstein beteiligt war und in dessen Familie sie bis 1792 verblieb. In diesem Jahr ersteigerte Peter von Biron, Herzog von Kurland und Semgallen, die Herrschaft Nachod und erweiterte sie 1798 um die Herrschaft Chvalkovice. Von 1800–1839 gehörte die Herrschaft seiner Tochter Katharina Wilhelmine von Sagan, die das Vorbild für die Fürstin im Roman „Die Großmutter“ (Babička) von Božena Němcová war. Nach Wilhelmines Tod verkaufte ihre Schwester Pauline von Hohenzollern-Hechingen das Schloss und die Herrschaft Nachod an Octavio von Lippe-Biesterfeld, von dem es 1842 an Fürst Georg Wilhelm zu Schaumburg-Lippe überging. Nach der Ablösung der Patrimonialherrschaft verblieb das Schloss in dieser Familie bis zur Enteignung 1945. Danach wurde es verstaatlicht.

Stadtgliederung

Die Stadt Náchod besteht aus den Ortsteilen Babí (Babe), Běloves (Bielowes), Bražec (Braschetz), Dobrošov (Dobroschau), Jizbice (Jisbitz), Lipí (Lip), Malé Poříčí (Klein Poric), Náchod (Nachod), Pavlišov (Paulisch) und Staré Město nad Metují (Altstadt an der Mettau).

Sehenswürdigkeiten

  • Das Schloss Nachod liegt auf einer Anhöhe über dem Marktplatz.
  • Die Festung Dobrošov aus dem Zweiten Weltkrieg liegt wenige Kilometer von der Stadt entfernt.
  • Die Dekanatskirche St. Laurentius (Kostel sváteho Vavřince) wurde Anfang des 14. Jahrhunderts erbaut und 1570–1578 im Stil der Renaissance umgestaltet.
  • Die barocke Dreifaltigkeitssäule vor der Kirche stammt aus dem Jahr 1695.
  • Das barocke Rathaus wurde 1637–1659 von Carlo Lurago errichtet. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde es spätklassizistisch umgebaut.
  • Das Neue Rathaus wurde 1902–1904 im Neorenaissancestil erbaut und von Mikoláš Aleš mit Sgraffiti verziert.
  • Das Stadttheater und das Hotel Beránek wurden 1914 nach Plänen des Architekten Alois Čenský im Jugendstil errichtet.
  • Älteste Sehenswürdigkeit ist die Friedhofskirche des Hl. Johannes des Täufers im Stadtteil Staré Město. Sie stammt aus dem 13. Jahrhundert.
  • Auf der Nordseite des Schlosses führt eine Lindenalle zu einer kleinen Friedhofsanlage. Zum Gedenken der im Siebenjährigen Krieg in Nachod verstorbenen kaiserlichen Soldaten wurde 1762 ein Kreuz errichtet. Im Krieg von 1866 wurden dort die im Lazarett von Nachod gestorbenen kaiserlichen Soldaten beerdigt. Ab 1902 wurde die Anlage auch Ruhestätte für die verstorbenen Mitglieder der Familie Schaumburg-Lippe.

Persönlichkeiten

Partnerstädte

Fotos

Literatur

Náchod – Panorama
Náchod – Panorama

Weblinks

 Commons: Náchod – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)

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