Isentrud von Hörselgau

Isentrud von Hörselgau

Isentrud von Hörselgau († nach 1235) war eine der Frauen im Gefolge der Elisabeth von Thüringen und eine der wesentlichen Zeuginnen in deren Heiligsprechungsprozess. Sie entstammte einer thüringischen Ministerialienfamilie und wurde der ungarischen Königstochter Elisabeth als Hofdame beigegeben, als diese als Vierzehnjährige den thüringischen Landgrafen Ludwig von Thüringen heiratete.

Isentrud von Hörselgau blieb eine Vertraute der Elisabeth von Thüringen bis an deren Lebensende. Lediglich die letzten drei Lebensjahre, in denen Elisabeth von Thüringen als einfache Spitalschwester in dem von ihr in Marburg gegründeten Franziskushospital arbeitete, teilte sie nicht mit ihrer Herrin. Allerdings blieben sie in Kontakt miteinander. Isentrud von Hörselgau hätte wahrscheinlich das Leben ihrer Herrin auch als Spitalschwester geteilt, doch das verhinderte Elisabeth von Thüringens geistlicher Seelsorger Konrad von Marburg, weil er besorgt war, dass Elisabeth durch ihre Vertraute an ihr einstmals prachtvolles Leben erinnert werde.

Isentrud von Hörselgau ist in die Geschichtsschreibung eingegangen, weil ihr Zeugnis wesentlicher Bestandteil des Libellus de dictis quator ancillarum sanctae Elisabeth confectus ist, in dem die Aussagen der vier sogenannten Dienerinnen der Elisabeth von Thüringen (neben Isentrud von Hörselgau die Hofdame Guda sowie die beiden Marburger Spitalschwestern Irmgard und Elisabeth) zusammengefasst sind. Gemeinsam mit der Summa vitae sind sie wesentliche Quellen des Elisabethlebens und erhellen teilweise Punkte, die Konrad von Marburg in seiner Lebensbeschreibung verschwieg. So weisen Guda und Isentrud von Hörselgau darauf hin, dass Konrad von Marburg Elisabeth von Thüringen befahl, nach Marburg umzusiedeln, nachdem ihr Ehemann auf dem Fünften Kreuzzug verstarb und ihr Schwager Heinrich Raspe sie von der Wartburg vertrieb.[1] Isentrud von Hörselgau erhellt auch, wie radikal Konrad von Marburg versuchte, Elisabeth von Thüringen von ihrem bisherigen Leben zu trennen. So habe Elisabeth von Thüringen Guda und Isentrud von Hörselgau nur dann in Marburg empfangen, wenn dafür die Erlaubnis von Konrad von Marburg vorlag.[2]

Die Zeugenaussage des Libellus wurden im Rahmen des Kanonisierungsprozesses der Heiligen Elisabeth von Thüringen 1232 bis 1235 protokolliert und überliefert.

Quellen

Einzelbelege

  1. Werner, S. 56
  2. Werner, S. 58

Literatur

  • Walter Nigg (Hrsg): Elisabeth von Thüringen. Patmos Verlag, Düsseldorf 1967. Das Buch enthält unter anderem das von Otto Kragel übersetzte Zeugnis der vier Dienerinnen.
  • Lee Maril (Hrsg.): Elisabeth von Thüringen. Die Zeugnisse ihrer Zeitgenossen. Benziger, Einsiedeln 1961
  • Raoul Manselli: Fürstliche Heiligkeit und Alltagsleben bei Elisabeth von Thüringen: Das Zeugnis der Dienerinnen. In: Udo Arnold und Heinz Liebing (Hrsg): Elisabeth, der Deutsche Orden und Ihre Kirche. Elwert Verlag, Marburg 1983, ISBN 3-7708-0754-5, S. 9–27
  • Paul Gerhard Schmidt: Die zeitgenössische Überlieferung zum Leben und zur Heiligsprechung der heiligen Elisabeth. In: Philipps-Universität Marburg (Hrsg): Sankt Elisabeth: Fürstin – Dienerin – Heilige. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1981, ISBN 3-7995-4035-0, S. 1–7
  • Fred Schwind: Die Landgrafenschaft Thüringen und der landgräfliche Hof zur Zeit der Elisabeth. In: Philipps-Universität Marburg (Hrsg): Sankt Elisabeth: Fürstin – Dienerin – Heilige. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1981, ISBN 3-7995-4035-0, S. 29–45
  • Matthias Werner: Die heilige Elisabeth und Konrad von Marburg. In: Philipps-Universität Marburg (Hrsg): Sankt Elisabeth: Fürstin – Dienerin – Heilige. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1981, ISBN 3-7995-4035-0, S. 45–70
  • Helmut Zimmermann und Eckhard Bieger: Elisabeth – Heilige der christlichen Nächstenliebe. Verlagsgemeinschaft Topos plus, Kevelaer 2006, ISBN 3-7867-8598-8

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