- Islamische Föderation Berlin
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Die Islamische Föderation Berlin (IFB) verwaltet als eingetragener Verein 11 von 70 Moscheen in Berlin und gilt als Berliner Landesverband der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüş (IGMG).[1] Nail Dural war Vorsitzender seit der Gründung 1980 bis zum 26. November 2005. Verwaltungsratsvorsitzender ist aktuell der Politikwissenschaftler Burhan Kesici.[2]
Inhaltsverzeichnis
Selbstverständnis und Aufgaben
Die Föderation wurde 1980 als Dachverband von 26 Moscheevereinen und anderen islamischen Vereinen gegründet, um die Integration der Muslime zu fördern und den Islam in Deutschland, besonders in Berlin, bekannt zu machen. Neben Moscheen gehören zu ihren Mitgliedern auch Jugend- und Frauenvereine sowie Selbsthilfegruppen. Die IFB versteht sich, unabhängig und nur regional vertreten, als Vertreterin aller interessierten Berliner Muslime.[3]
Arbeit
Die IFB fordert die Einführung eines ordentlichen Islamischen Religionsunterrichts nach Artikel 7 Absatz 3 GG und hat dazu Curriculumentwürfe erstellt. In Berlin hat sie nach zwanzig Jahren gerichtlich die Anerkennung erstritten, diesen Unterricht in eigener Trägerschaft auf der Grundlage von § 23 des Berliner Schulgesetzes anzubieten – das heißt nicht als ordentliches Unterrichtsfach nach Art. 7 Abs. 3 GG. Seit Beginn des Schuljahres 2001/2002 wird islamischer Religionsunterricht in der Verantwortung der IFB an 15 Schulen in den Klassen eins bis sechs zwei Stunden wöchentlich erteilt. Dreizehn Lehrer unterrichten ca. 1560 Schüler (Stand 2002). Nach eigenen Angaben werden in Berlin 4000 Kinder an 37 staatlichen Schulen unterrichtet, wofür die Föderation im Jahr 2006 740.000 Euro staatliche Subvention erhält. Wegen der Kopftuchfrage unterrichten ausschließlich männliche Personen. Dirk Siedler urteilt, dass die zwölf der Föderation angeschlossenen Moscheevereine keine einheitliche Auffassung verträten und die Föderation andererseits kein Interesse habe, in dieser Frage „einen neuen Konflikt zu provozieren“. Der islamische werde gleichberechtigt zum evangelischen, katholischen und jüdischen Religionsunterricht sowie zur Lebenskunde des Humanistischen Verbandes erteilt – aber nicht „gleichberechtigt zu den übrigen Unterrichtsfächern des Berliner Schulsystems.“ [4]
Kritik
Eduard Vermander, ehemals Leiter eines Landesamtes für Verfassungsschutz, urteilt, es gebe „in dieser Gruppe Anhaltspunkte für extremistische Bestrebungen“, weiterhin gebe es auch Verbindungen zu Milli Görüs, deren Hauptziel die Errichtung einer islamischen Staatsordnung auf der Basis des Korans sei. Bis 1992 hatte der Verfassungsschutz die Islamische Föderation daher beobachtet, Verbindungen konnten aber nicht nachgewiesen werden. Berlins Schulsenatorin Ingrid Stahmer sagte, dass sie die erheblichen Bedenken gegen die Islamische Föderation teile und „den Lehrplan und auch die vorgeschlagenen Lehrer genau auf ihre Verfassungstreue“ überprüfen lassen werde. Zu den Moscheen der IFB gehört die Kreuzberger Mevlana-Moschee des Imams Yacup Tasci, auch Sitz der Milli Görüs.
Die Islamwissenschaftlerin Irka Mohr stellt fest, dem Unterricht der IFB fehle „die Außenperspektive, den Schülern wird keine Distanz zur eigenen Religion beigebracht und keine Kritikfähigkeit“, der Schwerpunkt liege auf „der Verkündigung des Islam und der Einübung in die Glaubenspraxis – genau das, was der Staat nicht wolle.“ [5]
Mitglieder
- Moscheevereine
- Ayasofya-Moschee
- Emir Sultan Camii
- Ensar Camii
- Gazi Osman Pasa
- Haci Bayram Moschee
- Hasan Basri Moschee
- Mariendorfer Moschee
- Mevlana-Moschee
- Rudower Moschee
- Spandauer Moschee
- Vakif Moschee
- Sonstige
- Islam Kolleg e.V., Trägerverein der „Islamischen Grundschule Berlin“ [6]
- Islamische Studentenbewegung [7]
- Islamischer Frauensportverein [7]
- Selbsthilfeprojekt für türkische Frauen und Mädchen [7]
- Türkischer Kultur- und Solidaritätsverein e.V. [7]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Zu Verbindungen der Föderation zur Milli Görüş siehe auch Mevlana-Moschee Berlin.
Allahs fünfte Kolonne, SPIEGEL über Verbindungen zur Milli Görüş - ↑ Interview mit Burhan Kesici, Jüdische Korrespondenz, Monatsblatt des Jüdischen Kulturvereins Berlin, 9/2005
- ↑ Eigenwerbung IFB
- ↑ Dr. phil. Dirk Chr. Siedler: Islamunterricht an deutschen Schulen. Erste Erfahrungen im nordrhein-westfälischen Schulversuch, Vortrag in Leipzig am 21. November 2002
- ↑ Islamunterricht: Keine Distanz zur eigenen Religion, Der Tagesspiegel, Claudia Keller, 9. April 2008
- ↑ Islamistenverein verliert gegen die taz, Verbindungen zwischen Islamkolleg, der islamischen Föderation und Milli Görüs, taz-Artikel, 4. März 2006
- ↑ a b c d Helmut Zenz: Geschichte des Islams in Deutschland seit 1945
Weblinks
- Website der Islamische Föderation Berlin
- Islamunterricht an deutschen Schulen – Erste Erfahrungen im nordrhein-westfälischen Schulversuch, Dr. phil. Dirk Chr. Siedler, Vortrag, Leipzig, 21. November 2002
- Konzept zur Einführung und Erteilung des islamischen Religionsunterrichts, unter Mitarbeit der IFB entstanden
- Berliner Ex-Imam muß ausreisen, Artikel der Welt, 22. März 2005
- Potsdam: Imam verteidigt sich erfolgreich, Islamische Zeitung am 8. Mai 2006
- Verfassungsschutz will Organisatoren des Islam-Unterrichts überprüfen, Artikel der Berliner Zeitung, 6. November 1998
- Fragen an Burhan Kesici, Jüdische Korrespondenz, Monatsblatt des Jüdischen Kulturvereins Berlin, 9/2005
- Islamische Föderation kriegt Konkurrenz, Islamunterricht von Aleviten - Angst vor fundamentalistischen Tendenzen der Islamischen Föderation, TAZ-Artikel, 4. März 2006
- Subvention für Islamunterricht ausgesetzt, Berliner Morgenpost am 23. September 2006
- Islamische Föderation: Pokern um Macht und Einfluss, Berliner Zeitung am 30. September 2006
- Claudia Dantschke, Eberhard Seidel, Ali Yıldırım: Politik im Namen Allahs: Der Islamismus eine Herausforderung für Europa, (PDF) 2002, mit einem Vorwort von Ozan Ceyhun MdE (SPD)(Studie über türkische islamistische Organisationen)
- Wolfgang Kerler: Zwei Seiten einer Medaille. Der Islamunterricht in Berlin und Erlangen., Bundesministerium des Innern, Juni 2006
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