Israelitisches Asyl

Israelitisches Asyl
Das Israelitische Asyl Sontheim befand sich bis 1940 im Gebäude der Wilhelmsruhe (Bild von 2006)

Das Israelitische Asyl in Heilbronn-Sontheim war ein jüdisches Altersheim, in dem sich jeweils auch ein Betsaal befand. Das Asyl befand sich von 1907 bis 1940 im Gebäude der Wilhelmsruhe in der Hermann-Wolff-Straße 11, ab 1942 im Haus des Dr. Julius Picard an der Lauffener Str. 12.

Inhaltsverzeichnis

Wilhelmsruhe

Am 11. April 1895 entschloss sich der Israelitischer Männerverein für Krankenpflege und Leichenbestattung nicht ein Krankenhaus, wie es die Vereinssatzung forderte, sondern ein Israelitisches Asyl für alleinstehende Männer und Frauen zu bauen. Julius Spiegelthal formierte eine Kommission und sammelte Spenden im In- und Ausland. Am 25. April 1897 erfolgte die Gründung eines Israelitischen Landes-Asyl- und Unterstützungsvereins, wobei Spenden für das Israelitische Asyl gesammelt werden sollten. 1902 wurde das Baugrundstück für das Israelitische Asyl erworben, 1907 war der Bau fertiggestellt. Es gab zunächst Platz für 32 Personen. Die ärztliche Leitung lag bei Dr. Willy Flegenheimer und Dr. Julius Picard.

Deportation und Verlegung

1938 lebten etwa 100 Personen in diesem Heim, das bei der Pogromnacht 1938 Ziel von Sachbeschädigungen war. In der Zeit nach den Novemberpogromen wurde der Gottesdienst im Landesasyl durch die Insassen des Heims abgehalten. Hier werden die Namen Sulzbacher, David Stern, Strauss, Tänzer und Grailsamer erwähnt. Nach Beginn des Krieges im September 1939 wurde das Landesasyl Ziel jüdischer Flüchtlinge aus der Pfalz, dem Saargebiet und aus Baden, so dass bis zu 140 Personen dort einquartiert waren. Ab November 1940 wurden die Asylbewohner deportiert oder umgesiedelt. In der Zeit nach den Novemberpogromen wurde der Gottesdienst im Landesasyl durch die Insassen des Heims abgehalten. Hier werden die Namen Sulzbacher, David Stern, Strauss, Tänzer und Grailsamer erwähnt.

Im November 1938 fanden im Israelitischen Asyl Menschen aus Heilbronn, im September 1939 aus der Pfalz, Saargebiet und aus Baden hier Zuflucht. So waren es 150 Menschen jüd. Glaubens, die im Israelitischen Asyl ein Refugium fanden.

Picardsches Haus

Julius Picard (1904)

Vom 15. bis zum 17. November 1940 wurde das Israelitische Asyl in das Haus des Dr. Picard an der Lauffener Straße 12 in Sontheim verlegt, der selbst das Haus 1940 aufgeben musste. Vom 8. April bis 5. Mai 1942 fanden Deportation nach Izbica mit 16 Personen statt. Nur das Haus des Dr. Picard stand den Betroffenen als Israelitisches Asyl zur Verfügung. Von 39 sank mit der Deportation die Zahl auf 23 Betroffenen die noch im Israelitischen Asyl Zuflucht fanden.

Dr. med. Ludwig Essinger, Böckinger Bürger jüdischen Glaubens, der 1938 aus der Ärztekammer des Gaues Württemberg-Hohenzollern ausgeschlossen worden war und seitdem nur noch als Krankenbehandler galt, betreute vom 7. Januar 1942 bis zu seinem Freitod am 25. April die Bewohner des Sontheimer israelitischen Asyls medizinisch.

Krankenschwester Paula Adelsheimer kam von Stuttgart nach Sontheim. Am 20. August 1942 wurden die letzten 22 Bewohner des israelitischen Asyl von Sontheim in das KZ Theresienstadt gebracht.

Literatur

  • Hans Franke; Stadtarchiv Heilbronn (Hrsg.): Geschichte und Schicksal der Juden in Heilbronn. Vom Mittelalter bis zur Zeit der nationalsozialistischen Verfolgungen (1050–1945). Heilbronn 1969, ISBN 3-928990-04-7, S. 167. 

Weblinks

49.1151759.1925637Koordinaten: 49° 6′ 54,63″ N, 9° 11′ 33,23″ O


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