Iun-kenmut

Iun-kenmut
Iun-kenmut in Hieroglyphen
Altes Reich
O28 F28 G14 V31
X1

oder
O28 V31
N35
G14 X1
F28

Iun-kenmut
Jwn-knmw.t
Stütze des / der Kenmut / Kenmet

Iunkenmut (auch Iunkenmet; eigentlich Iun-kenmut, Iun-kenmet) ist ein schon im Alten Reich belegter Titel, der von einigen Ägyptologen mit dem Gott Iunmutef in Verbindung gebracht beziehungsweise als Epitheton von ihm angesehen wird,[1] da Iunmutef erstmals in der 5. Dynastie im Zusammenhang der altägyptischen Siedlung Jeret-Iunmutef schriftlich belegt ist.[2] Der Begriff Iunmutef selbst war wiederum zuvor ein Epitheton des Horus in seiner Funktion als Horus in Chemmis, wo er als Stütze seiner Mutter tätig war.[3]

In diesem Zusammenhang stehen auch die Priestertätigkeiten des Tjet und des Sem, die als Nachfolgeämter auf die in der Thinitenzeit belegte Funktion des Mut-nefer aufbauen und als ältestes ikonografisches Vorbild der Gottheit Iunmutef angesehen werden können.[4]

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Der Titel ist zum ersten Mal bei Achtiaa am Ende der 3. Dynastie bezeugt. Er ist im Alten Reich relativ häufig belegt, während er im Mittleren Reich nur noch selten vorkommt. Wolfgang Helck weist darauf hin, dass der Titel oftmals zusammen mit juristischen Titeln genannt wird und vermutet eine Aufgabe des Titelträgers in diesem Bereich [5]

Erste bildliche Darstellungen des Iunmutef, in thematischem Zusammenhang mit dem Amt des Iun-kenmut, sind in Bubastis im Ka-Haus des Pepi I. am Durchgang eines Türsturzes an der Südseite zu sehen. Pepi I. befindet sich dabei zwischen Hathor und Bastet, die vor dem König stehen. Hinter Bastet ist Iunmutef zu erkennen, der eine kappenartige Kurzhaarfrisur und ein Pantherfell trägt. Die linke Hinterpranke umfasst Iunmutef mit der linken Hand, während er in der rechten Hand das Anch-Zeichen hält.[6]

Etymologie

Die Bezeichnung Iun meint von der Grundbedeutung einen tragenden Pfeiler oder Säule. Zusätzlich findet der Begriff Pfeiler / Säule / Stütze auch Anwendung im familiären Bereich in der Bedeutung von Unterstützer und Versorger. Gleichgesetzt sind auch die Titel Iunjau (Stütze des Alten), Sameref (Stütze seines Vaters / Sein liebender Sohn), Iunschemau (Stütze Oberägyptens) und Iunhutef (Stütze seines Palastes).

Aus der 11. Dynastie ist in diesem Kontext der Titel des Priestervorstehers Rudjahau zu verstehen, der sich große Stütze seiner Familie nennt. Der Schreibung des Pfeilerzeichens ist häufig noch um ein Ideogrammstrich ergänzt und gilt als Übertragung der familiären Säule / Stütze bezüglich der Gottheit, des Priesters oder der Person.[7] Diese traditionelle Verknüpfung erfuhr unter Thutmosis III. eine weitere Aufwertung, da sich Thutmosis III. als (Wesens)-Abbild des Iunmutef bezeichnete und Iunmutef mit Horus in Chemmis gleichsetzte.[8] In der zugehörigen Inschrift ist Thutmosis III. als Verkörperung von Iunmutef mit dem Determinativ eines Pantherfellträgers zu sehen, der während einer Prozession mit der erhobenen rechten Handen rezitiert und mit der linken Hand die Pfote des Pantherfells hält.[9]

Interpretationsmöglichkeiten

Die Bedeutung des Titels wird in der Ägyptologie kontrovers diskutiert, da die Übersetzungen nicht klar gefasst werden können und eine weite Bandbreite aufweisen: Pfeiler der Panther- beziehungsweise Leopardenfell-Leute, Pfeiler des Kenmet-Vogels, Pfeiler der Oasen-Leute und Pfeiler der Oase.

Ergänzend besteht die Möglichkeit, dass der Begriff Kenmut auch als frühes Synonym des Sonnengottes Re angesehen werden kann. Mit dem Motiv der Gleichsetzung von Kenmut als Finsternis wird bezüglich der Funktion des Re als Nachtsonne (Senku) auf die gegensätzliche Rolle und Erscheinungsform von Re als Tagessonne verwiesen.[10]

Siehe auch

Literatur

  • Orly Goldwasser: From icon to metaphor: Studies in the semiotics of the hieroglyphs. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1995, ISBN 3-525-53777-8
  • Hermann Grapow: Vergleiche und andere bildliche Ausdrücke im Ägyptischen. Schmidt Periodicals, Bad Feilnbach 1989 (Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1920), S. 164.
  • Dilwyn Jones: An index of ancient Egyptian titles, epithets and phrases of the Old Kingdom; Vol. 1. Archaeopress, Oxfort 2000, ISBN 1-8417-1070-9, S. 6-7.
  • William A. Ward: Index of Egyptian administrative and religious titles of the Middle Kingdom: With a glossary of words and phrases used. American University of Beirut, Beirut 1982, S. 8.

Weblinks

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Vgl. beispielsweise Alexandre Moret: Mystères égyptiens: Avec cinquante-sept gravures dans le texte et seize planches hors texte. Colin, Paris 1927; S. 75-78 und Gustave Jèquier: La panthère dans l'ancienne Égypte. S. 14 und 18.
  2. Helen Jaquet-Gordon: Les noms des domaines funéraires sous l'ancien empire égyptien. Institut Français d'Archéologie Orientale, Kairo 1962, S. 353–355.
  3. Ute Rummel: Pfeiler seiner Mutter - Beistand seines Vaters: Untersuchungen zum Gott Iunmutef vom Alten Reich bis zum Ende des Neuen Reiches. Hamburg 2003, S. 15.
  4. Ute Rummel: Pfeiler seiner Mutter - Beistand seines Vaters: Untersuchungen zum Gott Iunmutef vom Alten Reich bis zum Ende des Neuen Reiches. Hamburg 2003, S. 43.
  5. W. Helck: Untersuchungen zu den Beamtentiteln des ägyptischen Alten. Reiches ÄF 18, Glückstadt, Hamburg, New York, 1954, S. 74
  6. Labib Habasi: Tell Basta. Institut Français d'Archéologie Orientale, Kairo 1957, S. 11-18, Taf. II.; Ute Rummel: Pfeiler seiner Mutter - Beistand seines Vaters: Untersuchungen zum Gott Iunmutef vom Alten Reich bis zum Ende des Neuen Reiches. Hamburg 2003, S. 26.
  7. Orly Goldwasser: From icon to metaphor: Studies in the semiotics of the hieroglyphs. S. 22-24 und S. 56-60.
  8. Erika Feucht: Das Kind im Alten Ägypten: Die Stellung des Kindes in Familie und Gesellschaft nach altägyptischen Texten und Darstellungen. Campus, Frankfurt/Main 1995, ISBN 3-593-35277-X, S. 527-530.
  9. James Henry Breasted: A new chapter in the life of Thutmose III. Olms, Hildesheim 1964 (Reprint Ausgabe Leipzig 1900), S. 31.
  10. Wolfgang Fauth: Helios megistos: Zur synkretistischen Theologie der Spätantike. Brill, Leiden 1995, ISBN 90-04-10194-2, S. 51.

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