Jauch (Kanton Uri)

Jauch (Kanton Uri)
Die zweite Schlacht bei Kappel am 11. Oktober 1531

Jauch ist der Name eines alteingesessenen Geschlechts im Kanton Uri, das seit Ende des 14. Jahrhunderts nachgewiesen ist. Mitglieder des Geschlechts betätigten sich als Militärunternehmer[1] in königlich-spanischen sowie neapolitanisch-sizilianischen Diensten und erlangten politische Bedeutung in der Schweiz.[2]

Haus Jauch in Altdorf UR

Bedeutung erlangte der Landvogt Hans Jauch (vor 1500-1568), der 1531 als Führer der Vorhut des Heeres der katholischen Orte den Sieg in der Schlacht bei Kappel verschaffte, in welcher der Schweizer Reformator Huldrych Zwingli fiel. Seine Kinder verbanden sich mit vornehmen Urner Familien.[3] Sebastian Heinrich Jauch (1650-1708) wurde 1707 zum Landesstatthalter gewählt und ließ sich in Altdorf nieder. Dieser Zweig stieg zu einer der führenden Urner Familien auf.[4] Dessen Sohn Johann Sebastian Jauch (1674-1731) war 1721 Landvogt zu Sargans und 1729-1731 Landesstatthalter und 1731 Landammann. Er betätigte sich als Militärunternehmer und besaß Kompanien in spanischen Diensten.[5] Dessen Bruder Karl Franz Jauch (1679-1743) warb ein Regiment für das Königreich beider Sizilien, dem er seit 1739 als Brigadier vorstand. Er war 1740 der bedeutendste Urner Militärunternehmer.[6]

Die Söhne von Johann Sebastian Jauchs waren Johann Joseph Anton Jauch (1714-1780), Oberstleutnant in spanischen Diensten,[7] Karl Josef Jauch (1728-1783), zunächst Hauptmann in spanischen Diensten, 1780 Landammann,[8] sowie Joseph Stephan Jauch (1724-1801), 1755-68 Landessäckelmeister, 1768-70 Landammann. 1770-71 und 1787-88 Landvogt im Thurgau.[9]

Sohn Karl Franz Jauchs waren Karl Florian Jauch (1712-1780), der das neapolitanische Regiment seines Vaters erbte und 1776 Generalleutnant wurde.[10] Dessen Sohn Karl Eduard Jauch (1759-1802) erbte zunächst das Regiment und wurde dann Feldmarschall des Königreichs Beider Sizilien.[11]

Carlos Maria Jauch (1806-1890), Sohn des Hauptmanns in spanischen Diensten Joseph Leonz Jauch, war seit 1874 Generalkapitän von Aragonien und Mitglied des obersten Kriegs- und Marinegerichtes.[12]

Emanuel Jauch (1759-1805) war Baumwollunternehmer. Er nahm 1802 als Gesandter Uris an der Consulta in Paris teil, 1803 leitete er die Einführung der Mediationsverfassung in Uri.[13]

Franz Jauch (1807-1867) wurde 1848 Bundesrichter.[14]

Giovanni Jauch (1806-1877) war u.a. 1848-51 und 1855-72 Nationalrat, 1847 Oberst im Sonderbundskrieg, Präsident der Tessiner Nationalbank, 1855 Staatsrat und Staatssekretär.[15]

Zu erwähnen ist noch Pater Jakob Josef Jauch (1802-59), in Russland geboren und von Kardinälen und Bischöfen gefördert, betätigte er sich 1852-56 im liechtensteinischen Balzers als Landwirtschaftspionier, war Feldprediger und ist als Textdichter der liechtensteinischen Nationalhymne bekannt geworden.[16]

Literatur

  • Paul Aschwanden: Carlos Maria Jauch von Uri: Der letzte Schweizer-General in Spanien 1806-1890. In: Der Geschichtsfreund. Jahrgang 94, 1939, S. 223–251
  • M. F. Schafroth: Die Geschichte der Schweizerregimenter im Dienst des Königreichs beider Sizilien. In: Figurina helvetica. Band 35, 1976, S. 12–21
  • W. Schaufelberger: Kappel. Die Hintergründe einer militärischen Katastrophe. In: Schweizerisches Archiv für Volkskunde. Band 51, 1955, S. 34–61
  • Heinrich Türler, Marcel Godet, Hans Tribolet, Victor Attinger: Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, 1927

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zum Begriff und zur Geschichte des Militärunternehmers unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung in der Schweiz vgl. Hermann Romer, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 2. Februar 2007, URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D24643.php
  2. Urs Kälin, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20. Oktober 2005, URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D23401.php
  3. Hans Stadler, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 6. Juni 2005, URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D46026.php
  4. Urs Kälin, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20. Oktober 2005, URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D23401.php
  5. Urs Kälin, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15. August 2005, URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D15544.php
  6. Hans Stadler, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 6. Juni 2005, URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D23931.php
  7. Hans Stadler, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 4. Juli 2005, URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D31932.php
  8. Urs Kälin, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15. August 2005, URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D15546.php
  9. Urs Kälin, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15. August 2005, URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D15545.php
  10. Urs Kälin, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20. Oktober 2005, URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D23932.php
  11. Hans Stadler, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 6. Juni 2005, URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D23933.php
  12. Urs Kälin, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20. Oktober 2005, URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D42363.php
  13. Urs Kälin, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15. August 2005, URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D7293.php
  14. Urs Kälin, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20. Oktober 2005, URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D6933.php
  15. Corrado Biasca, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 6. Dezember 2005, URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D3515.php
  16. Urs Kälin, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20. Oktober 2005, URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D23401.php

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