Balzers

Balzers
Balzers
Wappen von Balzers
Basisdaten
Staat: Liechtenstein
Wahlkreis: Oberland
Gemeindenummer: 7003
Postleitzahl: 9496
UN/LOCODE: LI BAZ
Koordinaten: (757110 / 215167)47.0688839.507226Koordinaten: 47° 4′ 8″ N, 9° 30′ 26″ O; CH1903: (757110 / 215167)
Höhe: 472 m ü. M.
Fläche: 19.6 km²
Einwohner: 4511 (31. Dezember 2009)[1]
Bevölkerungsdichte: 230 Einwohner pro km²
Website: www.balzers.li
Karte
Eschen Eschen Gamprin Mauren Ruggell Schellenberg Balzers Balzers Balzers Planken Schaan Schaan Schaan Triesen Triesenberg Triesenberg Vaduz Vaduz Vaduz Vaduz VaduzLage der Gemeinde Balzers  im Fürstentum Liechtenstein (anklickbare Karte)
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Balzers ist die südlichste Gemeinde des Fürstentums Liechtenstein und mit 4'511 Bewohnern einwohnermässig die viertgrösste Ortschaft des Landes.

Blick auf Balzers

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Balzers grenzt im Westen und Nordwesten an den Schweizer Kanton St. Gallen, im Süden an den Kanton Graubünden und im Osten und Nordosten an die liechtensteiner Gemeinde Triesen. Der Rhein bildet dabei die natürliche Grenze zu St. Gallen und das Rätikon grenzt die Gemeinde in Richtung Osten ab. Im Süden erhebt sich das Ellhorn – das 1948 der Schweiz abgetreten wurde – und am Fusse des Falknis verläuft eine Passstrasse (St. Luzisteig), die Balzers mit Maienfeld verbindet.

Die Gemeinde Balzers umfasst dabei die Dorfteile Balzers und Mäls, wobei Mäls südlicher gelegen ist. Zusätzlich besitzt die Gemeinde fünf Genossenschaftsalpen in Liechtenstein und rund 370 Hektaren Wiesen und Wälder, die auf dem Gebiet des Schweizer Kantons Graubünden liegen.

Geschichte

Die Geschichte der Gemeinde Balzers ist in ihren Grundzügen mit der des Landes Liechtenstein identisch. Aufgrund der ausgegrabenen Kulturgegenstände ist für das Gemeindegebiet der Beweis einer Besiedlungskontinuität von der Jungsteinzeit an (etwa 3000 v. Chr.) bis zum heutigen Tag erbracht worden, wobei die Ortschaft im Jahr 842 erstmals urkundlich erwähnt worden ist.

Das Dorf zerfiel früher klarer als heute in die beiden Teile Balzers und Mäls, wovon das rätische Mäls der ältere Teil ist. Während «Meilis», wie Mäls im Rätischen Urbar heisst, etymologisch bisher noch nicht gedeutet werden konnte, kann der Name Balzers (Palazoles) in Zusammenhang mit dem lateinischen «palatium» (= Herrenhof, Pfalz) gebracht werden.

Vorgeschichte

Archäologische Ausgrabungen haben gezeigt, dass der Burghügel der Burg Gutenberg seit der Jungsteinzeit besiedelt ist. Im Jahr 1934 am Südfuss des Burghügels Gutenberg entdeckte Funde belegen Balzers als südlichste Fundstelle der Rössener Kultur. Die «frühe» und die «späte Bronzezeit» sind ebenfalls durch am Burghügel Gutenberg gefundene Gefässreste fassbar. Von grosser kunstgeschichtlicher Bedeutung sind dabei sieben menschliche Bronzestatuen und zwei Tierfiguren (Eber und Hirsch), welche ebenfalls am Burghügel gefunden wurden. Dabei ist die Figur „Mars von Gutenberg“ mit einer Grösse von 12 cm besonders bedeutsam. Bei diesen Figuren handelt es sich wohl um Fruchtbarkeits- oder Ritualgegenstände.

Im Jahr 15 v. Chr. eroberten die Römer unter Augustus das Gebiet des heutigen Liechtensteins und errichteten die römische Provinz Raetia. Im 1. Jahrhundert n. Chr. wurde die Heeresstrasse Mailand-Bregenz errichtetet, die über die Luzisteig nach Balzers und weiter nach Bregenz führte. Aus diesem Grund wurden auch in Balzers verschiedenste römische Bauwerke errichtet. [2]

Mittelalter und Neuzeit

Im Mittelalter sind weitere Bautätigkeiten im Dorf nachweisbar. In dieser Zeit gewann aber vor allem die Burg Gutenberg an Bedeutung, wo bereits im 9. und 10. Jahrhundert ein Friedhof mit rund 300 Gräbern angelegt worden war. Im Zürichkrieg brannten grosse Teile des Dorfes ab, sodass es neu errichtet werden musste. Im Schwabenkrieg wurde die Ortschaft schliesslich geplündert und die Burg Gutenberg ohne Erfolg belagert und beschossen. [3]

Im Jahr 1795 kam es im nördlichen Dorfteil zu einem grossen Brand, in dem mindestens 34 Häuser samt der Pfarrkirche zerstört wurden. Im März 1799 überquerten französische Truppen im Koalitionskrieg den Rhein bei Balzers und im Oktober 1799 nächtigten unter dem russischen General Alexander Wassiljewitsch Suworow rund 15‘000 Mann in Balzers. In dieser Zeit kam es deshalb zu einer verstärkten Verarmung der Bevölkerung. [4]

Ab dem 2. Weltkrieg entwickelte sich Balzers schliesslich zunehmend zu einem wichtigen Wirtschaftsstandort.

Einwohnerentwicklung
Jahr 1584 1850 1930 1950 1975 1995 2000
Einwohner 313 1083 1347 1756 3104 3954 4233

Wappen

Das Gemeindewappen von Balzers war ursprünglich das «Balzner Förkle», eine dreigezackte Heugabel. Am 16. August 1956 wurde von Fürst Franz Josef II. der Gemeinde ein neues Wappen verliehen. Dieses neue Wappen lehnt sich an dasjenige des Freiherrn von Frauenberg an, welche um 1300 Burgherren von Gutenberg waren. Das Wappen zeigt im blauen Schild einen goldenen Greif mit roter Zunge.

Sehenswürdigkeiten

Burg Gutenberg und Pfarrkirche St. Nikolaus (Sicht aus Süden)
Burg Gutenberg (Sicht aus Westen)
Mariahilfkapelle
  • Die Burg Gutenberg ist das Wahrzeichen der Gemeinde Balzers. Die im 12. Jhd. errichtete Burg thront auf einem 70 Meter hohen Felssporn, der zu allen Seiten freisteht. Nach vielen Jahren in Privatbesitz wurde sie schliesslich im Jahr 1979 vom Land Liechtenstein übernommen.
  • Die Ruine der Burg Grafenberg (im Volksmund auch Mörderburg genannt) liegt auf dem Gemeindegebiet Fläschs, der Burghügel gehört jedoch der Gemeinde Balzers. Erhalten sind weite Teile des Mauerwerks mit einigen Schartenfenstern und Balkenlöchern. Die Entstehung der Burganlage wird im 13. Jhd. vermutet.
  • Die Pfarrkirche St. Nikolaus wurde im Jahre 1912 eingeweiht und wurde vom Wiener Architekten Gustav von Neumann entworfen. Die am Fusse des Burghügels gelegene Kirche wurde von Fürst Johann II. anlässlich seines 50. Regierungsjubiläums der Gemeinde gestiftet.
  • Der alte Friedhof wurde bis ins Jahr 1966 genutzt und schliesslich in den Jahren 1997/1998 ausgelöst. 1805 bis 1807 wurde hier eine Pfarrkirche gebaut, die die beim Dorfbrand von 1795 zerstörte Kirche ersetzen sollte. Im Jahr 1926 wurde die neu erbaute Pfarrkirche aber aus Platzgründen bereits wieder abgebrochen. Stehengeblieben ist jedoch der alte Kirchturm, der nun von einer Parkanlage umgeben ist.
  • Das Alte Pfarrhaus wurde von 1804-1870 erbaut und ersetze das Pfarrhaus, das beim Dorfbrand von 1795 zerstört worden war. Mitte Mai 2010 wurden Bautätigkeiten aufgenommen, sodass aus dem Alten Pfarrhaus ein Kulturzentrum mit Museum entstehen wird. Die Eröffnung ist für den Sommer 2011 geplant.
  • Die Entstehungszeit der Mariahilfkapelle ist nicht klar belegt. Möglicherweise geht sie aber auf das Jahr 1289 zurück, als eine Schlacht ausgetragen worden war und die Mariahilfkapelle als Andenken an den Kampf errichtet wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie schliesslich immer wieder ausgebaut und verschönert. Lange Zeit war die im Ortsteil Mäls gelegene Kapelle ein beliebtes Wahlfahrtsort, wobei sie heute vor allem als Heiratskapelle von Bedeutung ist. Einer Legende nach soll die Kapelle als Dank an die Jungfrau Maria erbaut worden sein: Ein Lindwurm soll sein Unwesen im Dorf getrieben haben und schliesslich baten die Bewohner Maria den Lindwurm zu vertreiben, was sie schlussendlich auch getan hat. An diese Legende erinnert ein Drachenkopf, der an der Turmspitze der Kapelle angebracht ist.
  • Die Kapelle St. Peter entstand wahrscheinlich im 13. oder 14. Jahrhundert. Sie liegt wie die Mariahilfkapelle auch im Ortsteil Mäls und wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder ausgebaut und erweitert. Historisch besonders bedeutsam ist ein spätgotischer Flügelaltar und eine thronende Madonna aus der Zeit um 1415.
  • Das Haus Gutenberg ist ein Bildungshaus am Fusse der Burg Gutenberg. Fürstin Franziska von Liechtenstein liess das Gebäude in den Jahren 1854-1856 errichten. Es wurde schliesslich von unterschiedlichen religiösen Orden zum Beispiel als Gymnasium (bis 1973) genutzt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Grenzübergang Balzers - Trübbach

Liechtenstein selbst besitzt keine Autobahnen, allerdings führt die Schweizer A13 entlang der linken Rheinseite. Balzers verfügt mit der Autobahnausfahrt in der St. Galler Gemeinde Trübbach, über einen Autobahnanschluss in unmittelbarer Nähe.
Der Bahnhof in Trübbach ist der nächstgelegene Bahnhof mit regionaler Anbindung. Der überregionalbedeutende Bahnhof Sargans ist mit den öffentlichen Bussen der Liechtenstein Bus Anstalt (LBA) in rund 10 Minuten erreichbar und so ist die Gemeinde Balzers auch mit den Schweizer Städten Chur, St. Gallen, und Zürich sehr gut verbunden. [5]
In Liechtenstein selbst gibt es keinen Verkehrsflughafen, allerdings existiert in Balzers ein privat betriebener Hubschrauberlandeplatz.

In Balzers gab es Ende 2010 rund 2‘900 Arbeitsplätze, von denen die meisten zur Industrie zu zählen sind. Die OC Oerlikon Balzers ist der wichtigste Arbeitgeber der Gemeinde. [6]

Politik

Gemeindevorsteher ist Arthur Brunhart (VU), der ausserdem das Amt des Landtagspräsidenten bekleidet. Der Gemeinderat besteht aus 12 Mitgliedern, der sich seit der Gemeindewahl 2011 folgendermassen zusammensetzt: VU 5, FBP 6, FL 1. [7]

Persönlichkeiten

  • Johann Baptist Büchel (1853–1927), Geistlicher, Lehrer, Politiker und Historiker
  • Xaver Frick (1913–2009), liechtensteinischer Leichtathlet und Skilangläufer
  • Hans Brunhart (* 1945), ehemaliger Regierungschef von Liechtenstein
  • August Wolfinger (* 1949), ehemaliger liechtensteinischer Skirennläufer
  • Arthur Brunhart (* 1952), liechtensteinischer Historiker und Politiker
  • Mario Frick (* 1965), ehemaliger Regierungschef von Liechtenstein
  • Markus Foser (* 1968), ehemaliger Liechtensteiner Skirennläufer
  • Achim Vogt (* 1970), ehemaliger Liechtensteiner Skirennläufer

Literatur

  • Adulf Peter Goop: Brauchtum Liechtenstein. Alte Bräuche und neue Sitten. Alpenland Verlag, Schaan 2005, ISBN 3-905437-09-0.
  • Franz Büchel: Gemeinde Balzers. Beiträge zur Geschichte 842-1942. Gemeinde Balzers, Balzers 1987.
  • Mario F. Broggi (Hrsg.): Alpenrheintal – eine Region im Umbau. Analysen und Perspektiven der räumlichen Entwicklung. Historisch-Heimatkundliche Vereinigung der Region Werdenberg, Fontnas 2006, ISBN 3-033-00977-8.
  • Cornelia Herrmann: Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein. Das Oberland. In: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK: Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Bern, 2007, ISBN 978-3-906131-85-6.

Einzelnachweise

  1. Statistik Liechtenstein - Amt für Volkswirtschaft
  2. Georg Malin: Das Gebiet Liechtensteins unter römischer Herrschaft. 1958, S. 22.
  3. Cornelia Herrmann: Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein. 2007, S. 25-27.
  4. Cornelia Herrmann: Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein. 2007, S. 27-28.
  5. Liechtenstein Bus. Abgerufen am 4. Juni 2011.
  6. Amt für Statistik. Abgerufen am 4. Juni 2011.
  7. Gemeindewahlen 2011. Abgerufen am 14. Mai 2011.

Weblinks

 Commons: Balzers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Balzers – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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