Amidah

Amidah

Das Achtzehnbittengebet (auch:Achtzehngebet) (Tefillah) ist ein Hauptgebet im jüdischen Gottesdienst.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt und Struktur

Die Amida (עמידה – „stehendes“ Gebet), auch Schmone Esre (שמנה עשרי – „Achtzehngebet“) oder schlechthin Tefilla (תפילה – „Gebet“) genannt, ist eines der wichtigsten Gebete in der Jüdischen Liturgie. Die Bezeichnung „Amida“, die vor allem im sephardischen Bereich und im liberalen Judentum üblich ist, bezieht sich auf die Ausführung dieses Gebets: es wird stets im Stehen gesprochen. Die aschkenasische Tradition verwendet vor allem den Begriff „Schmone Esre“, der sich auf die Anzahl der Bitten in der antiken Wochentagsversion der Fassung aus Eretz Jisrael bezieht. (in der heute üblichen babylonischen Version hat das Gebet 19 Bitten). Die rabbinische Bezeichnung „Tefilla“ zeigt an, dass dies das Gebet schlechthin ist.

Mit der Amida wird das Gebot des täglichen Opfers erfüllt. Es besteht aus einem Anfangsteil mit drei Brachot

  • Awot „Erzväter“,
  • Gewurot „Machterweise“ und
  • Keduschat ha-Schem „Heiligung Gottes“),

einem Hauptteil, der sich auf konkrete Anliegen des Tages bezieht. An Wochentagen besteht er aus 13 Bitten für ein jüdisches Leben, am Schabbat aus einer Bitte für einen guten Ruhetag, an Festen entsprechend für das jeweilige Fest. Im Mussafgebet am Schabbat und Festen enthält er die Opferbestimmungen, im Mussafgebet an Rosch ha-Schana drei Abschnitte über Gottes Königtum, Gottes Erinnerung und das Schofarblasen.

Der Schluss besteht wiederum aus drei Brachot

  • Awoda „Tempeldienst“,
  • Hoda'a „Dank“ und
  • Birkat Schalom „Priestersegen und Friedensbitte“.

Ursprung

Der älteste Beleg für den Text der Amida stammt aus dem 9. Jahrhundert (Seder Raw Amram Gaon). Bereits die Mischna (um 200) erwähnt aber die Themen der Brachot. Nur die Themen der Bitten waren also religionsgesetzlich festgelegt, ihre Formulierung war frei. Die Fixierung begann im 9. Jahrhundert und befindet sich bis heute in einem offenen Prozess, die Amida in den Gebetbüchern verschiedener jüdischer Strömungen ist nicht identisch.

Die Hinzufügung der 12. Benediktion

Nach einer heute überholten wissenschaftlichen Theorie, die im Wesentlichen auf den berühmten Liturgiewissenschaftler Ismar Elbogen zurückgeht (Geschichte des jüdischen Gottesdienstes, Berlin 1913), erklärte man die Tatsache, dass ein „18-Bitten-Gebet“ genannter Text aus 19 Bitten besteht, folgendermaßen: Nach der Zerstörung des Tempels in Jerusalem gestattete Vespasian den Juden die Gründung einer Akademie in Javne. In der Akademie wurde die pharisäische Schule von Hillel bestimmend für die folgende Orthodoxie. So wurde der 12. Bitte folgende Fassung gegeben:

Den Verleumdern sei keine Hoffnung, und alle Ruchlosen mögen im Augenblick verloren sein, alle Feinde deines Volkes mögen rasch ausgerissen werden, und die Trotzigen schnell entwurzle, zerschmettre und demütige. Gelobt seist du, Ewiger, der du die Feinde zerbrichst und Trotzige demütigst.“
Zitat nach: Sidur Sefat Emet, Victor Goldschmidt Verlag Basel 1964, S. 43

Diese Erklärung basiert auf einer Legende im Talmud-Traktat Berachot.

Inzwischen aber hat man in der Kairoer Geniza alte Handschriften mit dem Text der Amida gefunden und entdeckt, dass Textzeugnisse der palästinischen Tradition sämtlich 18 Bitten haben, solche der babylonischen Tradition jedoch 19. Nach babylonischer Anschauung darf eine Bitte nur einen Inhalt haben. In der 14. Bitte der Amida aber ging es ursprünglich um die Wiedererrichtung des Königtums in Jerusalem und um das Kommen des Messias. Diese Bitte ist in den babylonischen Versionen geteilt: Bitte 14 erbittet die Wiedererrichtung des Thrones Davids in Jerusalem, Bitte 15 das Kommen des Sprosses Davids. Auf diese Weise kommt man dann aber insgesamt auf 19 Bitten in einem Wochentagsgebet. Die Bräuche des babylonischen Judentums setzten sich schließlich durch.

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