- Jean Jacques Waardenburg
-
Jean Jacques Waardenburg (* 1930 in Haarlem, Niederlande) ist ein niederländischer Theologe, Schriftsteller sowie Religions- und Islamwissenschaftler.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Waardenburg studierte von 1949 bis 1954 Theologie, Phänomenologie und Religionsgeschichte an der Universität von Amsterdam, anschließend Arabisch und Geschichte des Islam in Amsterdam, Leiden und Paris. 1961 promovierte er in Amsterdam über eine Gruppe von westlichen Islamwissenschaftlern. Danach ging er in den Nahen Osten. 1962-1963 war er am Institut für Islamwissenschaften an der McGill University in Montreal tätig. Von 1964 bis 1968 lehrte er Arabisch und Geschichte des Islam an der University of California in Los Angeles, von 1968-1987 Islamwissenschaften und Religionsphänomenologie an der Universität von Utrecht und von 1987-1995 Religionswissenschaft in Lausanne. Dort ließ er sich nach seiner Pensionierung nieder.
Seine wissenschaftlichen Hauptinteressen sind zum einen das Verhältnis von Christen und Muslimen in Vergangenheit und Gegenwart, und zum anderen methodische und theoretische Fragestellungen in Islam- und Religionswissenschaft.
Werk
Für die Islamwissenschaft sind vor allem Waardenburgs Werke Islam et sciences des religions (1998) und Muslim- Christian Perceptions of Dialogue Today: Experiences and Expectations (2002) von Bedeutung, für die Religionswissenschaft die zweibändigen Classical Approaches to the study of Religion (1973/74) und Religion und Religionen(1986). Waardenburg ist ein scharfer Kritiker der „klassischen Religionsphänomenologie“. Die Aufgabe der Religionswissenschaft reiche über das reine Beschreiben und Auflisten von Tatsachen hinaus. Er entwickelte das Konzept der „Neustil-Phänomenologie“.
Neustil-Phänomenologie
Waardenburgs Neukonzeption der Religionsphänomenologie, die sogenannte „Neustil-Phänomenologie“, geht im Gegensatz zu älteren religionsphänomenologischen Ansätzen nicht von einem allgemeinen, objektiv gültigen Sinn religiöser Phänomene aus, sondern versucht, die subjektiven Interessen und Intentionen, die mit dem Phänomen verbunden sind, zu analysieren.
Die Konzentration auf die subjektive Bedeutung religiöser und kultureller Phänomene erlaubt es aus Waardenburgs Sicht, die Grenzen zwischen „religiös“ und „nicht religiös“ am Einzelfall zu überprüfen. Ein Tatbestand kann in unterschiedlichen Zusammenhängen jeweils anders aufgefasst werden. Kriterium ist dabei die Bewertung des Individuums. Eine so verstandene Religionsphänomenologie sucht nicht mehr nach dem Wesen der Religion oder religiösen Phänomenen jenseits von Zeit und Raum, sondern fragt nach subjektiven Sinndeutungen innerhalb eines gegebenen zeitlichen und räumlichen Kontextes.
Publikationen
- L'Islam dans le miroir de l'Occident (The Hague and Paris, 1961, 3rd ed. 1970)
- Les uniersités dans le monde arabe actuel( 2 vols., 1966)
- Classical Approaches to the Study of Religion (2 vols. 1973/74, paperback 1999)
- Reflections on the Study of Religion (1978)
- Religionen und Religion(1986)
- Islamisch-christliche Beziehungen: geschichtliche Streifzüge (1992)
- Perspektiven der Religionswissenschaft(1993)
- Islam et Occident face à face. Regards de l'histoire des religions (1998)
- Islam et sciences des religions (1998)
Editionen
- Islam and Christianity. Mutual perceptions since the mid-20th century (1998)
- Muslim Perceptions of other Other Religions. A historical survey (1999)
- Islam: Norm, ideal and reality (5 editions, 1984-2000)
Quellen
- Hock, Einführung in die Religionswissenschaft, Darmstadt 2002
- Muslim- Christian Perceptions of Dialogue Today, Leuven 2000, edited by Jacques Waardenburg
- Fritz Stolz, Grundzüge der Religionswissenschaft, Göttingen 1988
- Jacqes Waardenburg, Perspektiven der Religionswissenschaft, Würzburg 1993
Weblinks
Personendaten NAME Waardenburg, Jacques KURZBESCHREIBUNG niederländischer Theologe, Schriftsteller und renommierter Religions- und Islamwissenschaftler GEBURTSDATUM 1930 GEBURTSORT Haarlem
Wikimedia Foundation.