Jenseitsgericht

Jenseitsgericht

Das Totengericht ist eine Vorstellung in der ägyptischen Mythologie. Es besteht aus einem Tribunal von 42 Totenrichtern. Osiris fungiert dabei als oberster Richter.

Inhaltsverzeichnis

Die Unterwelt

Nach dem Tod kehrte nach den Vorstellungen der Ägypter der Ka im Duat (=Totenreich) ein. Die Vorstellung vom Jenseits war beeinflusst von der Welt, die die Ägypter sahen: ein Fluss mit sandigem Ufer (gewiss eine Anspielung auf den Nil), der durch eine von Bergen umgebene Ebene floss. Für die neu angekommene Seele gab es dort Furcht einflößende Hindernisse wie etwa gefährliche Seen, Inseln und Wüsten, einen Feuersee und einen Hügel, auf dem ein Kopf erschien, wenn sich die Seele ihm näherte. Außerdem gab es Dämonen mit Namen wie beispielsweise: "Der Rückwärtsblickende, der aus dem Abgrund kommt". Die Dämonen versuchten, die Seele mit Stöcken, Speeren, Vogelfallen und Netzen zu fangen. Die Seele konnte sich nur retten, wenn sie die geheimen Namen der Dämonen kannte, die im Totenbuch nachzulesen waren.

Ägyptische Sargtexte konnten daher Karten der Unterwelt und Zaubersprüche enthalten, um den Toten im Totenreich bei der Bewältigung der Gefahren zu helfen. In einem solchen Sargtext wurde auch das Schicksal von entlarvten Feinden des Sonnengottes Re beschrieben: sie wurden geköpft, zerstückelt, verbrannt oder lebend in einen Kessel kochenden Wassers geworfen. Nachdem die Seele sechs Stunden lang überlebt hat, wurde sie vor das Tribunal der 42 Richter geführt.

Das Totengericht

Osiris saß vor den Göttinnen Isis und Nephthys, die um die Toten trauerten. Vor ihm wurde das Herz des Verstorbenen gegen die Feder der Maat aufgewogen. Anubis überprüfte das Lot und fungierte damit als Wiegemeister. Thot notierte das Ergebnis und berichtete es dann Osiris. Gleichzeitig musste der Verstorbene beim Ritual mit dem Namen "Negative Bekenntnis" erklären, dass er sich bestimmter Vergehen, z.B. Verrat, Prahlerei, Täuschung, Veruntreuung, Raub und Diebstahl nicht schuldig gemacht habe.

War das Herz leichter als oder genauso schwer wie die Feder, war der Verstorbene berechtigt, ins Jenseits zu gehen. War aber das Herz schwerer, so war die Seele von Schuld beladen und konnte nicht mehr gerettet werden. Dann wurde sie von Ammit gefressen, und es folgte der zweite Tod. Dieser war für den Ägypter die schwerste Strafe. Allerdings konnte man sich mit einem Zauberspruch davor schützen, dass einem das Herz verrät.

Siehe auch

Literatur

  • Jan Assmann: Tod und Jenseits im Alten Ägypten, Beck, München 2001, ISBN 3-406-49707-1
  • Hans Bonnet: Artikel Jenseitsgericht, in: Hans Bonnet: Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Berlin 1952, S. 334-341
  • Klaus Koch: Geschichte der ägyptischen Religion, Kohlhammer, Stuttgart 1993, ISBN 3-17-009808-X
  • Siegfried Morenz: Rechts und links im Totengericht, in: Siegfried Morenz: Religion und Geschichte des alten Ägypten. Gesammelte Aufsätze, Köln 1975, S. 281-294

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