Isis (Ägyptische Mythologie)

Isis (Ägyptische Mythologie)
Isis in Hieroglyphen
meistens nur
st t
H8

Ast / Aset
3st
Sitz, Thron
oder
mit Determinativ
st t
H8
C10
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Isis mit Was-Zepter und Anch-Zeichen

Isis, auch Iset oder Aset, war in der ägyptischen Mythologie die Tochter des Geb und der Nut, Schwester des Seth und der Nephthys, sowie Schwester und Gemahlin des Osiris. Von diesem empfing sie Horus als Sohn, den sie in der Einsamkeit der Nilsümpfe, versteckt vor dem Gott Seth, zur Welt brachte. Da sie den toten Osiris beklagte, der von Seth getötet wurde, war sie auch Göttin der Toten. Mit Hilfe von Anubis gelang es ihr den zerstückelten Körper ihres Gatten wieder zusammenzusetzen und auferstehen zu lassen. In den Pyramidentexten galt Isis als „Göttin des Nordens“.[1]

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

In den Pyramiden- und Sargtexten erscheint Isis während der Einbalsamierung in ihrer Funktion als Klagefrau mit dem Epitheta Die von der Kopfstütze und war während der Zeremonie am Kopfende des Totenbettes oder des Sarges positioniert. Ihre Vergöttlichung im Verlauf der 5. Dynastie ist im Zusammenhang mit dem Aufkommen von Osiris zu sehen. Es besteht daher die Vermutung, dass Isis ursprünglich eine der Priesterinnen von Hathor und Neith war.

Zuschreibungen

Der Altarstein im Isistempel von Philae

Den Ägyptern galt sie als „Göttin der Liebe”, als „Meergöttin”, „Gottesmutter”, „Sonnenmutter”, „Königin des westlichen Himmels” und als „Zauberin”, da sie sich in ihrer Beziehung zu Horus und Osiris der Zauberei bediente. Mütter baten sie um Segen für ihre Kinder. Sie galt als mächtige Zauberin, die alle Geheimnisse und zukünftigen Ereignisse kannte. In Inschriften wird gesagt, sie sei „klüger als alle Götter”. So hatte sie für die Ägypter auch dunkle Seiten. Sie stahl dem gealterten Gott Re die Magie, um sich so zur Herrscherin über die Welt aufzuschwingen.

Die ägyptischen Pharaonen beriefen sich darauf, Söhne der Isis zu sein und ihr Schoß wurde als königlicher Thron angesehen. Das Trinken von Milch, die als Milch der Isis galt, war Bestandteil der Inaugurationszeremonie im Pharaonenreich. Später wurde ihre Gestalt in Ägypten mit anderen ägyptischen Gottheiten (besonders Hathor) vermischt. Und durch die Missionierungsarbeit der ägyptischen Isis-Priester wurde ihr Kult unter den Ptolemäern im ganzen Römischen Reich populär.

Der Tempel der Isis stand auf der Insel Philae, welche tief im Süden Ägyptens liegt. Wegen des Baus des Assuan-Staudamms wurde der Tempel Stein für Stein weiter nördlich, auf der Insel Agilkia, von 1977 bis 1980 wieder aufgebaut. Isis wurde bis ins 5. oder 6. Jahrhundert in Ägypten verehrt und ihr dienten nur Priesterinnen.

Durch die spätere Vermischung mit der Hathor erhielt sie außerdem als Kopfzierde Kuhhörner mit einer Sonnenscheibe. Oft wurde sie auf Gruft- und Sarkophagwänden mit ausgebreiteten Flügeln dargestellt, mit denen sie die Toten beschützte und Luft zuwedelte. Die Kuhhörner bedeuten zugleich die Mondsichel. Als Göttin der Magie und der Toten wurde Isis, v.a. in späterer Zeit, auch als Mondgöttin gedeutet.

Bedeutung in Griechenland

Im Hellenismus setzte man den lebenden König, den man mit Horus gleichsetzte, mit dem Osiris als dem verstorbenen König in Verbindung, so wurde Isis auch mit dem Osirismythos in Beziehung gebracht, und dadurch Teil des so genannten Isis- und Osiriskultes.[2] Der griechische Historiker Plutarch beschrieb sie im 2. Jahrhundert als das weibliche Prinzip in der Natur. Bei Apuleius, einem eklektischen Platoniker, wird sie zur universellen Allgöttin, die in die Mysterienkulte einweiht.

Bedeutung im Römischen Reich

Über die Ptolemäer und den hellenistischen Kulturkreis kam dann auch der römische Kulturkreis in Kontakt mit dem Isis-Kult. In der römischen Republik und zu Anfang des Kaiserreiches, zuletzt unter Tiberius, teilweise verboten, etablierte sich der Isis-Kult endgültig unter Kaiser Caligula im römischen Imperium.

Der einzige vollständig erhaltene lateinische Roman der Antike, der „Goldene Esel” des Apuleius, handelt von den Isis-Mysterien. Der Kult hat sich sogar in den Alpen und nördlich davon ausgebreitet. Dort gab es beispielsweise Isis-Tempel in Maria Saal, Köln, Mainz und London, wie auch das Presbyterium von Isis in Szombathely.

Ikonografie

Darstellungen der „Isis mit dem Horusknaben” aus der Isis-Ikonografie, vor allem die (isis lactans), erscheinen in Art und Weise späteren Darstellungen Marias, der Mutter Jesu mit dem Jesuskind verwandt.

Siehe auch

Literatur

  • Altenmüller, H., 1999. Zum Ursprung von Isis und Nephthys (Studien zur altägyptischen Kultur 27), 1-26
  • Jan Assmann: Tod und Jenseits im Alten Ägypten. Beck, München 2003, ISBN 3-406-49707-1
  • Hans Bonnet: Isis, in: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Hamburg 2000 ISBN 3-937872-08-6 S. 326-332.
  • Bricault, L., 2001, Atlas de la diffusion des cultes isiaques, Paris
  • Bricault, L., 2005, Recueil des inscriptions concernant les cultes isiaques, Paris
  • Burkard, G., 1995, Spätzeitliche Osiris-Liturgien im Corpus der Asasif-Papyri (Ägypten und Altes Testament 31), Wiesbaden
  • Dousa, T.M., 2002, Imagining Isis. On some continuities and discontinuities in the image of Isis in Greek Isis hymns and Demotic texts, in: Kim Ryholt (Hg.), Acts of the Seventh International Conference on Demotic Studies (CNI Publications 27), Kopenhagen, 149-184
  • Wilhelm Drexler: Isis. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 2,1, Leipzig 1894, Sp. 360–548 (Digitalisat).
  • Thorsten Fleck: Isis, Sarapis, Mithras und die Ausbreitung des Christentums im 3. Jahrhundert. In: K.-P. Johne, Th. Gerhardt, U. Hartmann (Hrsg.): Deleto paene imperio Romano. Transformationsprozesse des Römischen Reiches im 3. Jahrhundert und ihre Rezeption in der Neuzeit. Stuttgart 2006, S. 289–314.
  • Wolfgang Helck /Eberhard Otto: Isis, in: Kleines Lexikon der Ägyptologie, Harrassowitz Verlag Wiesbaden, 1999 ISBN 3-447-04027-0 S. 132f.
  • Kleibl, K., 2009, ISEION Raumgestaltung und Kultpraxis in den Heiligtümern gräco-ägyptischer Götter im Mittelmeerraum, Worms a. Rhein
  • Levlant, J. / Clerc, G., 1972-1991, Inventaire bibliographique des Isiaca 1-4 (Études préliminaires aux religions orientales dans l’empire romain 18), Leiden
  • Martinez Maza, C., 2000, Los antecedentes isiacos del culto a Maria, Aegyptus 80, 195-214
  • Merkelbach, R., 1995, Isis regina – Zeus Sarapis, Stuttgart / Leipzig
  • Münster, Maria, Untersuchungen zur Göttin Isis vom Alten Reich bis zum Ende des Neuen Reiches (Münchner Ägyptologische Studien 11), Berlin 1968.
  • Quack, J.F., 2002, Königsweihe, Priesterweihe, Isisweihe, in: J. Assmann / M. Bommas (Hgg.), Ägyptische Mysterien?, 95-108.
  • Quack, J.F., 2003, „Ich bin Isis, die Herrin der beiden Länder“. Versuch zum demotischen Hintergrund der memphitischen Isisaretalogie, in: S. Meyer (Hg.), Egypt – Temple of the Whole World (FS J. Assmann), Leiden, 319-365
  • Quack, J.F., 2002, Zum ägyptischen Ritual im Iseum Campense in Rom, in: C. Metzner-Nebelsick (Hg.), Rituale in der Vorgeschichte, Antike und Gegenwart, Internationale Archäologie – Arbeitsgemeinschaft, Symposium, Tagung, Kongreß 5, Rahden (Westf.), 57-66
  • Žabkar, L.V., 1988, Hymns to Isis in her temple at Philae, Hanover, NH

Weblinks

 Commons: Isis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jan Assmann: Tod und Jenseits im Alten Ägypten. Beck, München 2003, ISBN 3-406-49707-1, S. 164.
  2. Kathrin Kleibl, Die Wasserkrypten in den hellenistischen und römischen Heiligtümern der ägyptischen Götter im Mittelmeerraum, Wissenschaftliche Hausarbeit zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra Artium der Universität Hamburg, 2003. (PDF von 218 Seiten)

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