Jerusalemtag

Jerusalemtag
Feier des Jerusalemtags in der Jerusalemer Jaffahstraße am 25. Mai 2006

Der Jerusalemtag (hebr. Jom Jeruschalajim יום ירושלים) ist ein israelischer Feiertag. Er findet nach dem jüdischen Kalender jeweils am 28. Ijjar statt.

Inhaltsverzeichnis

Charakterisierung

An diesem Tag feiert die jüdische Bevölkerung Israels, hauptsächlich diejenige von Jerusalem selbst, die Wiedervereinigung der Stadt Jerusalem. Während des Sechstagekriegs 1967 eroberte Israel Ostjerusalem. Durch den israelischen Sieg wurden die beiden bis dahin getrennten Teile von Jerusalem unter israelischer Kontrolle vereinigt und die Flagge Israels auf dem Tempelberg gehisst.

Auch am Jerusalem-Tag 2011 skandierten hunderte der israelischen „Feiernden“ bei ihrem Umzug Hassparolen wie „Tod den Arabern, Tod den Linken“, „Den Tempel bauen, die Moschee zerstören“ (d.h. die Al-Aksa-Moschee bzw. den Felsendom zerstören, um an seiner Stelle den biblischen Tempel wieder zu errichten) und „Kahane lebt, Mohammed ist tot“.[1]

Für die arabische Bevölkerung Jerusalems stellt der Jerusalemtag eine Provokation dar.

Der Jerusalemtag im Gregorianischen Kalender

Nach dem Gregorianischen Kalender fällt der Jerusalemtag

  • 2009 auf den 24. Mai,
  • 2010 auf den 12. Mai.
  • 2011 auf den 1. Juni

Geschichte

Der Ost-Teil Jerusalems war von 1948 bis 1967 von Jordanien besetzt. Im Sechstagekrieg wurde er von Israel erobert. Seitdem haben Juden wieder Zugang zur Altstadt und damit auch zur Klagemauer. Zum ersten Mal seit dem Jahr 70 n. Chr. (Zerstörung der Stadt durch die Römer) standen der Tempelberg und die Klagemauer somit wieder unter jüdischer Kontrolle. Die Eroberung Ostjerusalems durch Israel wurde im Jerusalemgesetz sanktioniert, das in der Resolution 478 des UN-Sicherheitsrates für nichtig erklärt wurde.

Am 12. Mai 1968 legte die Regierung Israels fest, den Feiertag auf den 28. Ijjar zu legen. Genau an diesem Tag fand ein Jahr früher die militärische Eroberung des arabischen Teils Jerusalems statt. Der Feiertag hat allerdings erst seit 1998 seinen nationalen Status: Am 23. März 1998 beschloss die Knesset via „Jerusalemtag-Gesetz“, den Jerusalemtag als nationalen Feiertag einzuführen.

Ablauf der Feierlichkeiten

Jerusalemtag des 19. Mai 2004

In ganz Israel wird der Eroberung Ostjerusalems gedacht. Spezielle Feierlichkeiten finden allerdings vor allem in Jerusalem selbst statt:

Vor, während und nach den Feierlichkeiten werden von der jüdischen Bevölkerung in der Stadt Flaggen Israels und der Stadt Jerusalems aufgehängt. Farben, Inschriften und Plakate bestimmen das Stadtbild.

Der Jerusalemtag selbst beginnt am Sonntag mit einer Danksagung an der Klagemauer. Zum Andenken an die im Kampf um die Stadt gefallenen israelischen Soldaten werden Fackeln entzündet. Dann finden Paraden und Prozessionen statt.

Am späteren Sonntagmorgen und -nachmittag folgen Konferenzen für die israelische Jugend. Ein großes Feuerwerk um ca. 22:00 Uhr schließt den offiziellen Teil des Sonntags ab. In der Nacht vom Sonntag auf den Montag herrscht auf den Straßen der Stadt emsiges Treiben.

Am Montag werden noch vereinzelte Feste an der Klagemauer durchgeführt, auch um für die Einheit der Stadt zu beten, und dass diese nie mehr aufgehoben wird.

Kontroverse

Jerusalem ist vor allem von den beiden Bevölkerungsgruppen der Juden und Araber bewohnt. Im Ostteil der Stadt finden sich vor allem arabische Einwohner. Sie empfinden die Feiern zur Eroberung und Annexion von Ostjerusalem als Eingriff in ihre persönliche Umgebung (so werden z. B. auch in Ostjerusalem israelische Flaggen gehisst und Spruchbänder aufgehängt) und sehen den Feiertag folglich als Provokation.

Yossi Sarid schrieb in der Tageszeitung Ha’aretz zum Jerusalem-Tag 2011: „Der Jerusalem-Tag ist ein künstlicher Feiertag, den nur die religiös-zionistische Bewegung, die Siedler, Angestellte, die dafür extra angekarrt werden, der Präsident, der Bürgermeister und Kanal 1 groß feiern. Die meisten Bürger Israels wissen nichts von seiner Existenz und wollen auch nichts davon wissen.“ Er beschreibt die Diskriminierung und die Schikanen gegen die palästinensische Bevölkerung in Jerusalem und schließt: „Die jährlichen Feiern ... können nicht über die Verwesung, die Unterdrückung und die Diskriminierung hinwegtäuschen.“[2]

Der Al-Quds-Tag (nach dem arabischen Namen für Jerusalem, Al-Quds) ist ein gesetzlicher Feiertag im Iran. Er wurde 1979 vom iranischen Revolutionsführer Ayatollah Chomeini auf den letzten Freitag des islamischen Fastenmonats Ramadan gelegt.

Siehe auch

Weblinks

Fußnoten

  1. Yossi Sarid: דבר נבלה כדבר תורה, Ha’aretz, 7. Juni 2011.
  2. פחות סיבות למסיבות, Ha’aretz, 1. Juni 2011.

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