Religionen in Israel

Religionen in Israel
Jerusalem: Zentrum dreier Weltreligionen

Die Stellung der Religionen in Israel ist in der Hinsicht einzigartig, dass Israel der einzige Staat ist, in dem die Mehrheit der Bürger als religiös eingetragene Juden sind.

Israel ist ein jüdischer Staat, jedoch keine Theokratie; andere Religionen werden respektiert. Gemäß Angaben des israelischen Innenministeriums waren zum 31. Dezember 2006 von den 7,1 Millionen Bewohnern Israels 80,01% Juden und andere, davon 94,6% als religiös eingetragene Juden[1] Als religiöser Jude gilt, wer als jüdisch-religiös ins Bevölkerungsregister eingetragen ist oder in Israel wohnt und einen religiösen Juden als Vater hat. Gläubige Juden, die im Palästinensergebiet wohnen, werden als nichtgläubig eingestuft. Darüber hinaus gibt es 0,5% nichtarabische Christen (darunter fallen auch die messianischen Juden) und 4,9% davon sind religiös nicht eingeordnet. Weitere 19,7% der Gesamtpopulation waren Araber, darunter 83,0% Moslems, 8,5% arabische Christen und 8,3% Drusen[1], und andere Religionen (Buddhisten, Hindus, Samaritaner).[2]

Gemäß dem Rückkehrgesetz[3] wird als gläubiger Jude gezählt und darf einwandern, wer als Kind einer jüdischen Mutter geboren oder zum Judentum übergetreten ist und keiner anderen Religion angehört. In diese Rubrik fallen auch nichtreligiöse Juden mit der Folge, dass atheistische Einwanderer sowie nichtgläubige Nachkommen von Juden statistisch zu den gläubigen Juden gerechnet werden. Wie hoch diese Zahl ist, ist nicht bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Religion und Staatsbürgerschaft

Eine Torarolle

Israel wurde als Staat gegründet, der Juden auf und aus der ganzen Welt eine Heimat bieten und sie vor Verfolgung schützen soll – aus diesem Grund dürfen heute Juden nach Israel einwandern. Obwohl nach israelischem Gesetz ausdrücklich alle Bürgerinnen und Bürger unabhängig von Religion, Volkszugehörigkeit o.ä. gleichberechtigt sind, genießen doch Personen, die die Kriterien des Rückkehrgesetzes erfüllen, gewisse Vorrechte.

Ultraorthodoxe Juden, sogenannte Haredim, sind vom Militärdienst in der israelischen Armee befreit, um sich vollständig dem Studium der Tora und des Talmud widmen zu können. Im Laufe der Jahre ist der Anteil von Ultraorthodoxen, die keinen Militärdienst leisten, auf 10% der Bevölkerung angewachsen.

Ein Anlass zu Spannungen ist die Tatsache, dass der Staat Israel keine Trennung der religiösen und staatlichen Organisation und demzufolge auch keine standesamtliche Trauungen kennt. Eheschließungen in Israel sind nur zwischen Mitgliedern derselben Religion möglich. Im Ausland vollzogene standesamtliche Trauungen werden jedoch anerkannt, auch wenn sie nach jüdischen Eherecht problematisch wären. So hat sich in den letzten Jahren ein regelrechter Heiratstourismus in Richtung Zypern entwickelt. Schwierigkeiten ergeben sich aber bei Scheidungen solcher Ehen.

Judentum

Die Westmauer des Plateaus des zweiten Israelitischen Tempels

Für das religiöse Bewusstsein des jüdischen Volkes spielt Jerusalem seit altersher eine herausragende Rolle. Dies beruht auf biblischen Überlieferungen von König David, der Jerusalem zur Hauptstadt seines Reiches machte, sowie auf der Westmauer als dem einzigen Überrest des herodianischen Tempels.

Mehr zum Thema ist auf folgenden Seiten zu finden: Judentum, Jüdische Religion.

Islam

In Ostjerusalem steht das drittwichtigste Heiligtum des Islams, nach denen in Mekka und Medina in Saudi-Arabien: der Haram asch-Scharif in Jerusalem, wo der Felsendom und die Al-Aqsa-Moschee stehen. Von hier aus soll Mohammed auf einem pferdeähnlichen Wesen in den Himmel aufgestiegen sein. Die ursprüngliche Gebetsrichtung des Islams noch zu Lebzeiten Mohammeds war nach Jerusalem ausgerichtet. Der Tempelberg steht unter der Kontrolle eines Waqf, einer islamischen Institution.

Die meisten israelischen Muslime sind ethnische Araber oder arabischsprachig und gehören der sunnitischen Richtung an.

In Haifa lebt eine kleine Gruppe von Ahmadiyya-Muslimen und auf den Golanhöhen gibt es ein Dorf mit Alawiten.

Christentum

Historisches Foto des Eingangs der Grabeskirche

Gemäß christlicher Überlieferung ist Israel bzw. das Heilige Land der Ort, an dem Jesus geboren wurde, lebte, starb und, laut dem Kernbekenntnis des christlichen Glaubens, auferstand. Durch die Grabeskirche ist Jerusalem eine der heiligsten Stätten der Christenheit. Die wichtigsten Stätten der Christenheit stehen unter gemeinsamer Verwaltung der (Griechisch-)Orthodoxen Kirche, der Römisch-Katholischen Kirche sowie der Armenisch-apostolischen Kirche. Gerade in Bezug auf die Römisch-Katholische Kirche gibt es aufgrund ihrer zahlreichen Unionskirchen Spannungen.

Die heute in Israel lebenden Christen stellen jedoch eine kleine Minderheit dar. Die meisten von ihnen sind Araber und gehören der Melkitischen Kirche an. Die Orthodoxe Kirche erlebt zahlreiche innere Spannungen. Der höhere Klerus besteht ausschließlich aus Griechen, während niederer Klerus und Kirchenvolk im Wesentlichen Araber sind. Seit dem Zuzug zahlreicher Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion gibt es auch einige russisch-orthodoxe Christen, die im israelischen Staatsgebiet leben. Seit alters gibt es auch armenische und koptische Christen. Zur Zeit der Kreuzzüge wurde eine lateinische Hierarchie errichtet, die nach 1291 jedoch nur nominell bestand. Zuständig für die Katholiken im Land war der Kustos der Franziskaner. Erst im 19. Jahrhundert wurde mit der Errichtung des Lateinischen Patriarchates Jerusalem die Hierarchie wiederhergestellt.

Seit dem 19. Jahrhundert gibt es auch Anglikaner und Lutheraner in der Region. Die Erlöserkirche ist das Zentrum für arabische, dänische, schwedische, englische und deutsche Lutheraner.

Außerdem gibt es in Israel einige evangelische Freikirchen darunter die

Über die Zahl der messianischer Juden unter den Israelis, die auf rund 80 Gemeinden verteilt sind, gibt es keine verlässlichen Zahlen. Sie werden auch 2.500 bis 5.000 geschätzt[4]. Sie verstehen Jesus Christus als Messias. Trotzdem ändert eine anderes religiöses Bekenntnis aus orthodox-jüdischer Sicht nichts an der Zuordnung zum Judentum als Volk und Religion. Die meisten Gläubigen stammen aus der ehemaligen Sowjetunion und aus Äthiopien.

Christliche Sondergemeinschaften

Die Zeugen Jehovas verweigern den Militärdienst und leisten keinen Eid auf die israelische Fahne. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gibt es in Israel seit 1972. Sie hat heute zwei Gemeinden. Die Neuapostolische Kirche hat 7 Gemeinden und ca. 700 Mitglieder.

Weitere Religionen

Gärten der Bahai in Haifa

Die Samaritaner bilden eine eigene Religionsgemeinschaft, die wie das Judentum aus dem Volk Israel hervorgegangen ist. Es gibt heute in Israel und im Westjordanland etwa 700 Samaritaner, die alle im Gebiet des historischen Palästina leben.

Im Norden Israels leben rund 120.000 Drusen (Stand 2005), die sich als unabhängige Religionsgemeinschaft sehen.

Weiter leben einige hundert Bahai in Israel, vor allem in Haifa und in Akko, wo sich bedeutende Pilgerziele dieser nachislamischen Religion befinden, die das Bahai-Weltzentrum bilden, welches 2008 von der UNESCO zum Weltkulturerbe anerkannt wurde[5].

Buddhisten und Hindu werden in Israel statistisch nicht separat erfasst. Die meisten sind Gastarbeiter und in der Region Tel Aviv wohnhaft.

Literatur

  • Über das Thema informiert die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift "Religionen in Israel", herausgegeben von der "Israel Interfaith Association".

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Israel – Central Bureau of Statistics: „Statistical Abstract of Israel 2007 – Introduction“ (PDF) S.1, gesehen am 27. März 2008.
  2. Israel – Central Bureau of Statistics: „Israel in figures 2007“, S. 10, online als PDF abrufbar.
  3. Die Regelungen des Rückkehrgesetzes, wie sie früher auf den Botschaftsseiten standen und jetzt noch in den Wayback-Archiven zu finden sind: Permalink.
  4. Evangelische Landeskirche in Baden: Jerusalemer Tagebuch - (29. März 2004) Buntes Christentum - Christen in Israel und Palästina, gesehen am 27. März 2008.
  5. sz-online.de: Unesco erkennt 27 Stätten neu als Welterbe an.

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