- Jimmerthal
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Johann Hermann Thomas Jimmerthal (* 14. August 1809 in Lübeck; † 17. September 1886 in Lübeck) war ein deutscher Organist und Komponist.
Nach seiner Ausbildung, unter anderem durch einen halbjährigen Aufenthalt 1834 bei Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, wurde Jimmerthal ein Jahr später zunächst Lehrer an der Lübecker Ernestinenschule und Musiklehrer am Lübecker Lehrerseminar. 1835 richtete er nach langer Pause erstmals wieder Kirchenkonzerte in Lübeck ein: die Palmsonntagskonzerte in der Aegidienkirche. Hier gab er 1841 erstmals ein Orgelkonzert mit Werken Johann Sebastian Bachs. 1845 wurde er als Nachfolger Gottfried Hermanns zum Organisten der Lübecker Marienkirche berufen. Wie viele seiner Amtsvorgänger war er als Werkmeister zugleich für Verwaltungsaufgaben zuständig.
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Herrmann, der sich mehr als Orchesterdirigent und Chorleiter verstand und Klavier und Violine der Orgel vorzog, sah Jimmerthal sich vor allem als Organist. In seine Amtszeit fiel 1851-1854 der völlige Neubau der Großen Orgel der Marienkirche durch Friedrich Schulze im Geist der Zeit, mit 4 Manualen, Pedal und 80 Stimmen innerhalb des historischen Prospektes des Bildschnitzers Benedikt Dreyer, der dafür von Carl Julius Milde restauriert und erweitert wurde.
Aus den ihm als Werkmeister zur Verfügung stehenden Akten und Schriftstücken stellte Jimmerthal 1857 eine umfassende handschriftliche Chronik der Marienkirche zusammen. Da viele seiner Quellen heute nicht mehr erhalten sind, ist diese Jimmerthal-Chronik selbst zu einer wichtigen Quelle geworden.
Jimmerthal war ein Verfechter der Wiederherstellung der rhythmischen Melodien der Kirchenlieder des 16. Jahrhunderts. 1859 beauftragte ihn der Senat mit der Ausarbeitung des lübeckischen Choralbuches.
Jimmerthal, der im Marienwerkhaus lebte, gilt als Vorbild für die Figur des Edmund Pfühl in Thomas Manns Buddenbrooks. Mann verwendete Jimmerthals Namen auch für die Figur des Erwin Jimmerthal in Tonio Kröger.
Werke
- Beschreibung der großen Orgel in der St. Marien-Kirche zu Lübeck, erbaut in den Jahren 1851 - 1854 von den Orgelbaumeistern Johann Friedrich Schulze sen. und Edmund Schulze jun.: nebst einem Anhang, die Dispositionen mehrerer bedeutender Orgelwerke der neuern Zeit enthaltend. Erfurt; Leipzig: Körner 1859
- Die astronomische Uhr in der St. Marienkirche zu Lübeck. Lübeck: Rahtgens 1861
- Gesanglehre und Liederbuch für Volks- und Bürgerschulen: in vier Heften. Lübeck: Kaibel (ca. 1890)
Literatur
- Fritz Jung: Die Musik in Lübeck. In: Fritz Endres (Hrsg.): Geschichte der freien und Hansestadt Lübeck. Lübeck 1926, S. 171 ff. (197).
- Arndt Schnoor (Hrsg.): Lübecker Orgelbuch, Band 1: Bisher ungedruckte Orgelwerke Lübecker Organisten aus vier Jahrhunderten. Lübeck 2000 (Veröffentlichungen der Stadtbibliothek Lübeck: Reihe 3: Musikalien, Bd. 10), darin: Fantasie im freien Styl B-Dur von Johann Herrmann Thomas Jimmerthal.
- Joachim Walter: "This Heaving Ocean of Tones" - Nineteenth-Century Organ Practice at St Marien Lübeck. Ph.D. diss., Göteborg Univ., 2000 (Studies from the Department of Musicology, no.60)
Weblinks
Vorgänger
Organist an St. Marien zu Lübeck
1845–1886Nachfolger
Personendaten NAME Jimmerthal, Hermann KURZBESCHREIBUNG deutscher Organist GEBURTSDATUM 14. August 1809 GEBURTSORT Lübeck STERBEDATUM 17. September 1886 STERBEORT Lübeck
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