Hermann Jimmerthal

Hermann Jimmerthal
Joseph Wilhelm Pero: Hermann Jimmerthal im Jahre 1834
Hermann Jimmerthal (ganz links) 1848 mit den Lübecker Organisten Johann Daniel Zacharias Burjam (1804–1879), Johann Dietrich Stiehl (1800–1873) und Joachim Christoph Mandischer (1774–1860)

Johann Hermann Thomas Jimmerthal (* 14. August 1809 in Lübeck; † 17. September 1886 in Lübeck) war ein deutscher Organist und Komponist.

Nach seiner Ausbildung, unter anderem durch einen halbjährigen Aufenthalt 1834 bei Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, wurde Jimmerthal ein Jahr später zunächst Lehrer an der Lübecker Ernestinenschule und Musiklehrer am Lübecker Lehrerseminar. 1835 richtete er nach langer Pause erstmals wieder Kirchenkonzerte in Lübeck ein: die Palmsonntagskonzerte in der Aegidienkirche. Hier gab er 1841 erstmals ein Orgelkonzert mit Werken Johann Sebastian Bachs. 1845 wurde er als Nachfolger Gottfried Hermanns zum Organisten der Lübecker Marienkirche berufen. Wie viele seiner Amtsvorgänger war er als Werkmeister zugleich für Verwaltungsaufgaben zuständig.

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Herrmann, der sich mehr als Orchesterdirigent und Chorleiter verstand und Klavier und Violine der Orgel vorzog, sah Jimmerthal sich vor allem als Organist. In seine Amtszeit fiel 1851 bis 1854 der völlige Neubau der Großen Orgel der Marienkirche durch Johann Friedrich Schulze im Geist der Zeit, mit 4 Manualen, Pedal und 80 Stimmen innerhalb des historischen Prospektes des Bildschnitzers Benedikt Dreyer, der dafür von Carl Julius Milde restauriert und erweitert wurde.

Aus den ihm als Werkmeister zur Verfügung stehenden Akten und Schriftstücken stellte Jimmerthal 1857 eine umfassende handschriftliche Chronik der Marienkirche zusammen. Da viele seiner Quellen heute nicht mehr erhalten sind, ist diese Jimmerthal-Chronik selbst zu einer wichtigen Quelle geworden.

Jimmerthal war ein Verfechter der Wiederherstellung der rhythmischen Melodien der Kirchenlieder des 16. Jahrhunderts. 1859 beauftragte ihn der Senat mit der Ausarbeitung des lübeckischen Choralbuches.

Jimmerthal, der im Marienwerkhaus lebte, gilt als Vorbild für die Figur des Edmund Pfühl in Thomas Manns Buddenbrooks. Mann verwendete Jimmerthals Namen auch für die Figur des Erwin Jimmerthal in Tonio Kröger.

Schriften

, Zur Geschichte der St. Marien Kirche in Liibeck und deren innern und aussern Verhaltnisse gesammelte Materialien aus den sammtlichen Schriften des Kirchen Archivs, alteren Liibeckischen Chroniken, etc. 1857 (Manuskript im Archiv der Hansestadt Lübeck)

  • Beschreibung der großen Orgel in der St. Marien-Kirche zu Lübeck, erbaut in den Jahren 1851–1854 von den Orgelbaumeistern Johann Friedrich Schulze sen. und Edmund Schulze jun.: nebst einem Anhang, die Dispositionen mehrerer bedeutender Orgelwerke der neuern Zeit enthaltend. Körner, Erfurt, Leipzig 1859.
  • Die astronomische Uhr in der St. Marienkirche zu Lübeck. Rahtgens, Lübeck 1861.
  • Gesanglehre und Liederbuch für Volks- und Bürgerschulen: in vier Heften. Kaibel, Lübeck um 1890.

Literatur

  • Fritz Jung: Die Musik in Lübeck. In: Fritz Endres (Hrsg.): Geschichte der freien und Hansestadt Lübeck. Lübeck 1926, S. 171ff. (197).
  • Arndt Schnoor (Hrsg.): Lübecker Orgelbuch. Band 1: Bisher ungedruckte Orgelwerke Lübecker Organisten aus vier Jahrhunderten. Lübeck 2000 (Veröffentlichungen der Stadtbibliothek Lübeck: Reihe 3: Musikalien, Band 10). darin: Fantasie im freien Styl B-Dur von Johann Herrmann Thomas Jimmerthal.
  • Joachim Walter: „This Heaving Ocean of Tones“ – Nineteenth-Century Organ Practice at St Marien Lübeck. Dissertation. Universität Göteborg 2000 (Studies from the Department of Musicology, no. 60).

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
Gottfried Herrmann Organist an St. Marien zu Lübeck
18451886
Karl Lichtwark

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