Organist

Organist
Organist am Spieltisch
historische Darstellung aus dem Jahre 1568

Ein Organist ist ein Musiker, der Orgel spielt. In Deutschland wird der Gottestdienst in katholischen und evangelischen Gemeinden von Kirchenmusikern an der Orgel mit gestaltet. Organisten gibt es aber auch im Konzertbereich. In Jazz und Unterhaltungsmusik bezeichnet der Begriff Organist meist einen Hammondorgel-Spieler.

Inhaltsverzeichnis

Tätigkeit

Die Orgel zu spielen bedeutet, dass der Organist neben dem vom Klavier her bekannten mit den Händen auszuführenden Manualspiel (Manual = Tastenreihe) auf oftmals mehreren Manualen auch das Pedalspiel mit den Füßen beherrschen muss. Zum Orgelspiel gehört die werkgemäße Auswahl der Orgelregister. Durch die Registerauswahl erhält jedes Musikstück einen eigenen Klangcharakter.

Zum Organistendienst gehören Grundkenntnisse im orgelbaulichen Bereich, z.B. zum Stimmen der Pfeifen, insbesondere der "Zungenregister". Organisten benötigen Kenntnisse der Orgelmusik und in Musiktheorie[1]. Sie sollten das Literaturspiel genauso beherrschen wie das freie Improvisieren.

Organisten als Kirchenmusiker

Im christlichen Gottesdienst hat das liturgische Orgelspiel seinen festen Platz. Es umfasst das Vor- und das Nachspiel entsprechend dem Festcharakter des jeweiligen Tages und das Intonieren und Begleiten des Gemeindegesangs, aber auch meditatives Orgelspiel während der Feier.

Stellen für Organisten im Hauptberuf sind im deutschsprachigen Raum selten und nur an großen und künstlerisch überregional bedeutenden Kirchen (zum Beispiel Thomaskirche (Leipzig), Kölner Dom, Frauenkirche Dresden, Marienkirche (Lübeck)) anzutreffen. Domorganisten[2] sind zusammen mit dem Domkapellmeister für die musikalische Gestaltung der Gottesdienste an der Kathedrale verantwortlich. Organisten geben oft neben dem Spiel in Gottesdiensten auch Konzerte.

Hauptberufliche Organisten im Bereich der christlichen Kirchen finden sich auch auf regionalen Stellen (Regionalkantoren, Kreiskantoren) oder im Dienst an mehreren benachbarten Kirchen. Der Orgeldienst wird oft in Verbindung mit anderen Aufgaben versehen (z.B. Kantor, Chorleitung und Küsterdienst), um ein auskömmliches Einkommen zu erzielen. In kleineren Kirchengemeinden wird der Organistendienst im Nebenamt oder auch ehrenamtlich ausgeübt.

In Frankreich und Österreich ist die Verbindung von Chorleitung und Orgeldienst an größeren Kirchen nicht üblich. Hier gibt es für jede der beiden Aufgaben einen eigens dafür angestellten Musiker.

Konzertorganisten

Außerhalb des kirchlichen Bereiches können Organisten die Konzertlaufbahn einschlagen. Viele große Konzertsälen verfügen über eine Orgel, die in Solokonzerten oder im Zusammenspiel mit Orchestern erklingen. Im Jazzbereich übernimmt der Hammond-Organist meist auch die Funktion des Bassisten mit Hilfe der Basspedale.

Ausbildung

Der Begriff oder der Titel des Organisten ist in Deutschland nicht geschützt, so dass sich jeder, der Orgel spielt, grundsätzlich Organist nennen darf. Für eine auch arbeitsrechtlich abgesicherte Anstellung als Organist wird heute jedoch in der Regel eine zwei- bis dreijährige berufsbegleitende Ausbildung für Organisten im Nebenamt sowie ein mindestens vierjähriges Studium an einer Musikhochschule für die Organisten im Hauptberuf vorausgesetzt[3]. Die entsprechende Ausbildung wird meistens kostenlos bzw. gegen geringe Gebührensätze von den Kirchen angeboten, da zumindest an nebenamtlichen Organisten ein großer Bedarf besteht. Bei der nebenamtlichen kirchlichen Ausbildung sind die D- und die C-Prüfung als Abschlüsse zu erreichen, wobei die C-Prüfung höhere Anforderungen an den Kandidaten stellt.

Neben den kirchlichen Ausbildungsgänge gibt es auch Angebote an Musikhochschulen und Fachhochschulen [4], zusätzlich Orgelkurse (mit oder ohne Zertifikat). Letztlich entscheidend ist aber gerade beim nebenamtlichen Dienst nicht die formale Anforderung einer Prüfungsordnung, sondern die Bewährung im alltäglichen Dienst.

Die Hochschulausbildung endet mit dem B- oder A-Examen (letzteres entspricht auch hier einem höheren Niveau)[5].

Im Jazzbereich ist ein entsprechender Studiengang die Ausnahme. Meist wird die Hammondorgel ähnlich wie andere Keyboard-Intrumente von ausgebildeten Pianisten gespielt, manchmal auch unter Weglassung der Pedale.

Literatur

Arnfried Edler, Der nordelbische Organist. Studien zu Sozialstatus, Funktion und kompositorischer Produktion eines Musikerberufes von der Reformation bis zum 20. Jahrhundert, Kassel (Bärenreiter) 1982, XI, 447 S. (Kieler Schriften zur Musikwissenschaft, Bd. 23).

Einzelnachweise

  1. Stichwort Orgelspiel in: MGG Band 10 S. 385 ff.
  2. http://www.albertschoenberger.com/ Beispiel Mainzer Domorganist
  3. http://www.kirchenmusikhochschule.de/index.php?option=com_content&task=view&id=17&Itemid=34 Beispiel einer Ausbildungsordnung
  4. http://www.berufskunde.com/4DLINK1/4DCGI/03A60/beruf-kirchenmusiker/32150/Berufsbild - Berufsbild des Kirchenmusikers
  5. http://www.berufskunde.com/4DLINK1/4DCGI/03A60/beruf-kirchenmusiker/32150/Ausbildung Berufsbild - Ausbildung

Siehe auch

 Commons: Organist – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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