Ampullariidae

Ampullariidae
Apfelschnecken
Apfelschnecke im Aquarium

Apfelschnecke im Aquarium

Systematik
Klasse: Schnecken (Gastropoda)
Unterklasse: Orthogastropoda
Überordnung: Caenogastropoda
Ordnung: Architaenioglossa
Überfamilie: Ampullarioidea
Familie: Apfelschnecken
Wissenschaftlicher Name
Ampullariidae
Gray, 1824
Apfelschnecken-Gelege
Sipho einer Apfelschnecke
Diverse Apfelschnecken beim Fressen einer Unterwasserpflanze
Abbildung einer Blauen Apfelschnecke (Pomacea bridgesi)
Maul und Fühler einer Apfelschnecke

Als Apfelschnecken (Ampullariidae) bezeichnet man eine Familie der Schnecken (Gastropoda). Sie sind Süßwasserschnecken und werden häufig in Aquarien gehalten. Ihre Heimat sind die Gewässer in der tropischen Klimazone. Da die Apfelschnecken stehende Gewässer und Sümpfe bevorzugen, die in dieser Klimazone sauerstoffarm sind und manchmal austrocknen, haben die Apfelschnecken sowohl Kiemen als auch Lungen entwickelt. Viele Gattungen haben aus einer Falte des Mantels eine schlauchartige Röhre, den Sipho, entwickelt, der ihnen das Atmen wie mit einem Schnorchel ermöglicht, ohne ganz an die Wasseroberfläche kommen zu müssen. Sie halten den Sipho über die Wasseroberfläche und pressen mit Pumpbewegungen Luft in ihren Körper.

Inhaltsverzeichnis

Fortpflanzung

Apfelschnecken sind keine Zwitter, die Geschlechter sind aber schwer zu unterscheiden. Während der Paarung "sitzt" das Männchen auf dem Weibchen und führt seinen lappenartigen Penis in dessen Geschlechtsöffnung ein. Häufig wird der Penis mit dem Atemrohr (Sipho) verwechselt, das aus einem ausstreckbaren Hautlappen besteht. Jedoch befindet sich der Sipho links vom Kopf während der Penis auf der rechten Seite angelagert ist. Die meisten Apfelschneckenarten - darunter auch die Vertreter der in der Aquaristik wohl bekanntesten Gattung Pomacea - legen ihre Eier außerhalb des Wassers ab. Hierzu verlassen Sie das Wasser und heften ihre Gelegepakete an Halme oder (wenn sie als Haustiere gehalten werden) an die Scheibe des Aquariums oder in die Abdeckung. Bei der Haltung ist daher zu beachten dass zwischen Abdeckung und Wasseroberfläche mindestens 5cm besser aber 8cm frei sind, so dass die Schnecken die Möglichkeit haben abzulaichen. Die Laichballen erstarren an der Luft schnell und dürfen auch nicht ins Wasser fallen, da beim Eintritt desselben die Embryonen ersticken würden. Anders ist es bei den Gattungen Marisa und Asolene die ihre Laichballen im Wasser ablegen.

Verhaltensweise

Das Verhalten der Apfelschnecken variiert sehr stark von Art zu Art und sogar geringfügig von Individuum zu Individuum. Während manche Apfelschneckenarten wie die Zebra-Apfelschnecke (Asolene spixi) oder die "gewöhnliche" Apfelschnecke (Pomacea bridgesii) relativ problemlos in Aquarien zu halten sind, vergreifen sich andere Arten, allen voran die Paradiesschnecke (Marisa cornuarietis) oder die Art Pomacea canaliculata oft extrem an Wasserpflanzen. Zwar kann ein Zufüttern von Frischgemüse, vor allem von Salaten, diese Übergriffe ein wenig einschränken, doch ist dem am besten entgegenzuwirken, wenn man Pflanzen einsetzt, die von besagten Schneckenarten verschmäht werden, wozu Mooskugeln, Javamoos, Horn- und Nixkraut, sowie die gemeine Wasserpest zählen. In der Regel sollte man sich über die Eigenschaften einer Schnecke zunächst informieren, bevor man sie einsetzt. Viele Apfelschneckenarten sind in ihrem Verhalten gegenüber anderen Aquarienbewohnern auch sehr dominant. In Weichtierbecken kann es passieren, dass sich andere Weichtiere nicht richtig fortpflanzen können, da Laich und Jungtiere aufgefressen werden. Besonders gefährdet sind andere Schneckenarten, die sich entweder nicht weit genug in das Gehäuse zurückziehen können, oder keinen Deckel haben um die Gehäusemündung zu verschließen. Hier werden selbst adulte Tiere oft gefressen. Auch kleine Fische die nachts zu Boden sinken und dort reglos verharren sind gefährdet. Ein bei vielen Arten auftretendes Phänomen ist die kannibalische Ader dieser Tiere. Zeigt eine Schnecke Schwächeerscheinungen so dringt der Artgenosse über den Verschlussdeckel in das Haus seines Artgenossen ein und zieht ihn zum Verzehr aus dem schützenden Schneckenhaus. Leere saubere Schneckenhäuser und Verschlussdeckel mit zentrischen Durchbruchslöchern zeugen von dem Gewaltakt. Allerdings ist dieses Verhalten von großer Wichtigkeit, da sich sterbenskranke oder altersschwache Tiere bereits Tage vor dem eigentlichen Tod zu zersetzen beginnen, was eine Trübung des Wassers hervorruft. Tote Tiere bringen das Wasser sehr schnell zum Umkippen, daher müssen sterbende oder tote Tiere unumgänglich und sofort entfernt werden!

Nahrung

Apfelschnecken sind Allesfresser. Bei vielen Arten stellt die pflanzliche Nahrung den überwiegenden Teil der Ernährung dar, doch ist auch fleischliche Nahrung hin und wieder vonnöten. Während sich manche Apfelschneckenarten mit abgestorbenen Pflanzenresten und Laub begnügen, fressen andere Arten selbst gesunde Pflanzen an. Meist wird die gesamte Pflanze gefressen und nicht einmal die fasrigen Stängel werden verschmäht. Auch Algen und Kleinstorganismen zählen zur Apfelschneckennahrung ebenso wie Aas, andere Schnecken, Fischgelege, etc. Die Nahrung wird mit Hilfe der Radula zerkleinert, einer schneckentypischen "Raspelzunge", die mit winzigen Hornzähnchen versehen ist.

Hält man Apfelschnecken im Aquarium so bieten sich zahlreiche Möglichkeiten die Tiere abwechslungsreich zu ernähren. Neben handelsüblichen Fischfutterflocken sind besonders Futtertabletten für bodenlebende Fische empfehlenswert. Auch fleischhaltiges Futter wie Tubifex-Würmer oder getrocknete Wasserflöhe sind eine willkommene Abwechslung im Speiseplan der Apfelschnecke, ebenso wie Frischfutter. Dieses kann in Form ungesalzener Meeresfrüchte, geschabtem Fisch oder aber Gemüse verabreicht werden. Besonders gerne werden Salate, Zucchini und Gurken gefressen, wobei letztere das Wasser oft stark belasten. Das Gemüse muss vor dem Verfüttern selbstverständlich gewaschen und von Insektiziden bzw. Pestiziden gereinigt werden. Wichtig ist auch, nicht zu viel zu füttern, da sonst das Wasser unnötig belastet wird. Wie viel eine Schnecke frisst, hängt ganz vom jeweiligen Tier ab. Es ist daher empfehlenswert, die Schnecken gründlich zu beobachten und auszutesten, welche Futtermengen ideal sind.

Apfelschnecken im Aquarium

Von der Vielzahl an Gattungen und Arten haben es nur wenige geschafft, die Welt der Aquaristik zu erobern. Allen voran ist es die Art Pomacea bridgesi, der das gelungen ist und die wir heutzutage als die "typische" Apfelschnecke kennen. In den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts tauchten erstmal Vertreter dieser Art in Aquaristikfachgeschäften auf. Es handelte sich um die Wildform mit ihrem braunen, gestreiften Gehäuse und ihrem graubraunen Weichkörper, die weniger wegen ihres eher unscheinbaren Äußeren als vielmehr aufgrund ihrer nie gehabten Größe auffiel. Der Durchbruch für die Apfelschnecken kam jedoch erst, als die auch optisch attraktive Albinoform dieser Art (gelbes Gehäuse, weißer Körper mit oranger Sprenkelung) herausgezüchtet wurde, die wir heute als "Goldene Apfelschnecke" kennen. Bei diesen beiden Farbformen ist es bei weitem nicht geblieben: heute gibt es neben der braunen Wild- und der Albinoform auch blaue, grüne, lilafarbene, rosarote, weiße, kupferne und orange Tiere und eine Vielzahl von Mischformen. Allerdings handelt es sich jeweils nur um Farbschläge, nicht um einzelne Arten, denn alle gehören (auch wenn sie durch die Züchtung und zum Teil Inzucht unter Umständen extreme Abweichungen in Größe und Lebenserwartung haben) nach wie vor der Art Pomacea bridgesi an.

Diese letztgenannte Art hat den Vorteil, dass sie sich in der Regel nicht an gesunden Aquarienpflanzen vergreift, ebenso wie die wesentlich kleinere aber äußerst hübsche gestreifte Zebra-Apfelschnecke (Asolene spixi). Das kann man von anderen Arten wie der Paradiesschnecke Marisa cornuarietis nicht behaupten. Der Laie, ohne jegliche Vorkenntnisse über diese Art, setzt sie dennoch oft vollkommen unbedacht ins Aquarium ein, wo sie unter Umständen innerhalb einer einzigen Nacht die gesamte Vegetation vernichtet. Richtig gehalten, stellt die Paradiesschnecke mit ihrer ungewöhnlichen Form und ihrem attraktiven Äußeren trotzdem eine beliebte Aquarienschnecke dar. Andere Arten wie Pomacea canaliculata, die etwas größer wird als Pomacea bridgesi und sich ebenfalls an Pflanzen aller Art gütlich tut, geraten meist aus "Versehen" in den Aquaristikhandel.

Apfelschnecken sind eine Bereicherung für das biologische Gleichgewicht in jedem Aquarium, da sie tote Tiere, Pflanzen- und Futterreste verzehren. Gleichermaßen sind sie ein sehr guter Indikator für die Wasserqualität. So deuten beispielsweise dünne und löchrige Gehäuse auf zu weiches Wasser und fehldenden Kalkzusatz für diese Tiere hin. Abgestorbene Tiere müssen unverzüglich aus Aquarien entfernt werden, da das Wasser verschmutzt wird und Sauerstoffmangel die Folge sein kann. Zusätzlich verbreitet der Kadaver starken Geruch in der Umgebung. Apfelschnecken haben einen regen Stoffwechsel und müssen beim Einsetzen in das Aquarium deshalb mindestens wie ein mittelgroßer Fisch berechnet werden. Die Faustregel besagt, dass eine einzige Apfelschnecke etwa 10 Liter Wasser für sich allein beansprucht! Wegen der Größe sollte man sie jedoch erst ab einer Beckengröße von 54l halten.

Bedeutung für den Menschen

Während die Apfelschnecke bei uns kaum ihre Bedeutung als Aquarienbewohner übersteigt, kommt ihr in anderen Teilen der Erde - vor allem in den Gebieten in denen sie von Natur aus beheimatet ist - weit größere Bedeutung zu. Für viele Menschen stellen die Apfelschnecken dort ein wichtiges Grundnahrungsmittel dar und werden in hoher Stückzahl auf den Märkten gehandelt. Daraus resultieren einige wesentliche Probleme, einerseits in wirtschaftlicher, andererseits in medizinischer Hinsicht. Auf Grund ihrer Bedeutung als Nahrungsmittel werden die Apfelschnecken häufig gezielt gezüchtet oder sogar eingeführt, was im Laufe der Zeit nicht selten zu großen Plagen und Ernteschäden (vor allem in den Reisanbaugebieten Asiens) geführt hat. Zudem stellen Apfelschnecken den wohl häufigsten Zwischenwirt des Pärchenegels Schistosoma dar, dessen Endwirt der Mensch ist. Bei diesem wird durch den Befall die gefährliche und bei unterbleibender Behandlung meist tödlich endende Tropenkrankheit Schistosomiasis ausgelöst. Infiziert werden kann man durch den Genuss ungekochten Schneckenfleisches ebenso wie durch das Schlucken von Wasser in dem betroffene Tiere leben. Sogar vor ungeschütztem Hautkontakt mit dem Wasser oder den Tieren selbst wird gewarnt. Die Schistosomiasis beschränkt sich jedoch im wesentlichen auf die Tropen. Die Apfelschnecken, die wir als Speise in Dosen kaufen, sind meist aus kontrollierten Zuchten und darüber hinaus gekocht. Auch die Schnecken, die im Aquaristikfachhandel angeboten werden, sind in der Regel nicht betroffen. Es handelt sich um Nachzuchten, die normalerweise nicht infiziert sein können, da die Übertragungskette unterbrochen wurde.

Systematik

Früher wurden die Ampullariidae in die jetzt nicht mehr geführte Ordnung Mittelschnecken (Mesogastropoda) gestellt. In der gegenwärtig verwendeten Nomenklatur zählt die Familie der Apfelschnecken (Ampullariidae) zu der Überordnung Caenogastropoda und ist in acht Gattungen unterteilt:

  • Asolene, Felipponea, Marisa und Pomacea sind die Gattungen der Neuen Welt (Südamerika, Zentralamerika, Westindien und der Süden der U.S.A.).
  • Afropomus, Lanistes und Saulea kommen in Afrika vor.
  • Die Gattung Pila ist sowohl in Afrika als auch in Asien zu finden.

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