- Johannes Stokem
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Johannes Stokem (Stockem, Stokhem, Jean de Prato alias Stochem) (* um 1445 in Stokkem ? im Fürstbistum Lüttich; † 2./3. Oktober 1487 in Rom) war ein franko-flämischer Sänger und Komponist.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Dokumentarisch fassbar ist Stokem erstmals 1455; in diesem Jahr war er „duodenus“ an der Kathedrale Saint-Lambert in Lüttich. Nach langsamem Aufstieg in der Hierarchie dieser Kathedrale war er 1471-74 „duodenus mutatus“. 1478 wurde er als Nachfolger des Henricus Prato (vielleicht eines Verwandten) Kanoniker der Petite-Table.
1481 erfolgte die Ernennung Stokems zum „magister capellae“ des Königs von Ungarn Matthias Corvinus. Wie Stokem an den Königshof in Buda gekommen ist, weiß man nicht; vielleicht hat Johannes Tinctoris vermittelt, der frühere Musikerzieher der Beatrix von Aragón, der Gemahlin des ungarischen Königs. Tinctoris hat dem von ihm offensichtlich sehr geschätzten Stokem 1484 Auszüge aus seinem Traktat „De invintione et usu musicae“ geschickt.
Stokem trug wesentlich zur Reputation der Kapelle bei, die Zeitgenossen als eine der besten Europas beschrieben.
1486 verließ Stokem Ungarn aus unbekanntem Grund und wandte sich nach Italien. Nach zweimonatiger Anstellung als Sänger an SS Annunziata in Florenz ging er nach Rom und wurde Mitglied der Päpstlichen Kapelle. Nachweisbar ist er hier von September 1486 bis Januar 1487 und noch einmal im September 1487. Am 2./ 3. Oktober 1487 ist Stokem in Rom verstorben.
Werke
Geistliche Werke
- Gloria de beata Virgine 4v.;
- Ave maris stella, 2v.
Chansons
- Brunette, 5v.;
- Ha! Traitre amours, 3v.;
- Hélas ce n’est pas, 4v. ;
- J’ay pris mon bourdon, 4v. ;
- Je suis d’Alemagne, 4v. ;
- Pourquoy je ne puis dire / Vray dieu d’amour 4v. ;
- Serviteur soye, 4v.
Würdigung
Eine Würdigung ist wegen des Verlustes des größten Teils seines Werks schwierig. Er gehörte zur mittleren Garde der Komponisten; seine Kompositionen zeichnen sich durch kontrapunktische Erfindungskraft aus. Der Umstand, dass seine Chansons von Petrucci gedruckt wurden, spricht für ihre Beliebtheit. Als Kapellmeister stand er in hohem Ansehen.
Literatur
- Robert Eitner: Stokhem, Joannes. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 36, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 324.
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