John Landy

John Landy

John Landy (John Michael Landy; * 12. April 1930 in Melbourne) ist ein australischer Mittel- und Langstreckenläufer, der in den 1950er Jahre aktiv war. Er stellte einen Weltrekord im Meilenlauf auf und war damit nach Roger Bannister der zweite Mensch, der eine englische Meile (1609 m) in weniger als vier Minuten zurücklegte. Von 2001 bis 2006 war er Gouverneur des Bundesstaates Victoria.

Biografie

Landy wuchs in Melbourne auf, wo er die im Stadtteil Malvern gelegene Memorial Grammar School besuchte. Anschließend verbrachte er einige Jahre im 75 km südwestlich von Melbourne gelegenen Geelong, bevor er nach Melbourne zurückkehrte, um Agrarwissenschaften zu studieren (Abschluss 1954). Noch während seines Studiums vertrat er Australien bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki. Dort wurden für ihn über 1500 m und über 5000 m Zeiten von 3:57,0 Min. bzw. 14:56,4 Min. verzeichnet, mit denen er jedoch nicht in die Endläufe kam. Im gleichen Jahr hatte er bereits erstmals an Landesmeisterschaften teilgenommen und über 880 Yard sowie eine Meile jeweils Platz 2 (1:55,3 bzw. 4:13,8 min) belegt.

In den folgenden Jahren gewann er fünf Meistertitel:

  • 1953: 800 m (1:53,6 min) und 1 Meile (4:04,2 min)
  • 1954: 1 Meile (4:05,6 min)
  • 1956: 1 Meile (4:04,2 min) und 3 Meilen (13:42,2 min)

Sein Erfolgsjahr war das Jahr 1954. Nachdem Roger Bannister am 6. Mai 1954 mit 3:59,4 min über die Meile als erster Läufer der Erde die Vier-Minuten-Schallmauer durchbrochen hatte, löste Landy ihn sechs Wochen später in Turku mit einer Leistung von 3:58,0 min als Weltrekordler ab. Da er zusätzlich an der 1500-m-Marke mit 3:41,8 min gestoppt worden war, gehörte zugleich auch der erst zwei Wochen alte Weltrekord des US-Amerikaners Wes Santee (3:42,8 min) der Vergangenheit an.

Bannister überholt Landy (rechts), Bronzestatue in Vancouver, Kreuzung East Hastings Street/Renfrew Street

Mit größter Spannung wurde das Duell Landy gegen Bannister bei den British Empire and Commonwealth Games in Vancouver erwartet. Millionen Sportfans, die das Ereignis in Radio und Fernsehen verfolgten, wurden im August 1954 Zeugen eines als „Jahrhundertrennen“ in die Geschichte eingegangenen Wettkampfs. Nur Bannister konnte Landy folgen, der sich schon in der ersten Runde an die Spitze gesetzt hatte. Den dramatischen Höhepunkt erreichte das Rennen, als in der letzten Kurve Landy über seine linke Schulter zurückblickte und Bannister gleichzeitig rechts an ihm vorbeizog. Der Brite siegte in 3:58,8 min, und Landy musste sich mit der Silbermedaille begnügen, obwohl er mit 3:59,6 min zum zweiten Mal in seinem Leben unter vier Minuten blieb.[1]

Bei seiner zweiten Olympiateilnahme im 1500-Meter-Lauf der Spiele 1956 im heimatlichen Melbourne gewann Landy über 1500 m in 3:42,0 min hinter dem Iren Ron Delany (Gold in 3:41,2 min) und Klaus Richtzenhain aus der DDR (Silber in ebenfalls 3:42,0 min) die Bronzemedaille.

Berühmt wurde Landy jedoch vor allem aufgrund seiner sportlichen Fairness. Bei den Landesmeisterschaften 1956 im Melbourner Olympiapark stürzte Ron Clarke infolge einer Rempelei in der dritten Runde des Meilenrennens. Der daran unbeteiligte Landy stoppte, um ihm wieder auf die Beine zu helfen. Anschließend holte er das inzwischen weit enteilte Feld wieder ein, setzte sich an die Spitze und ging schließlich als Erster durchs Ziel (Clarke wurde Fünfter). Das Rennen zählt noch heute zu den Sternstunden der australischen Sportgeschichte.

John Landy erhielt mehrere Auszeichnungen:

Landy arbeitete für die ICI (heute ORICA ltd.), eine in der chemischen Industrie tätigen Firma. Ferner verfasste er zwei naturwissenschaftliche Bücher und machte sich durch Vortragstätigkeiten einen Namen. Vom 1. Januar 2001 bis 7. April 2006 amtierte er als Gouverneur von Victoria im Amt.[2]

Seit 1971 ist er mit Lynne Landy verheiratet. Das Paar hat zwei Kinder.

Weblinks

Fußnoten

  1. YouTube: Bannister Landy Miracle Mile 1954 (6:50 min; eingestellt am 7. Dezember 2008)
  2. The Governor of Victoria: Biografical Notes: John Landy

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