- Julia (Tochter des Augustus)
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Iulia (* 39 v. Chr.; † 14 n. Chr.) war die Tochter des Augustus und seiner zweiten Frau Scribonia.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Laut Cassius Dio soll Iulias Vater am Tag ihrer Geburt die Scheidung von ihrer Mutter erlangt haben, um Livia Drusilla zu heiraten.[1] Da nach römischem Recht Kinder dem Vater gehörten, blieb Iulia bei Augustus und wurde von Livia in den Tugenden der römischen Frau erzogen.[2]
Spielball der väterlichen Politik
Als einziges leibliches Kind des Augustus wurde sie von diesem für seine dynastischen Pläne eingespannt und gezwungen, Ehen einzugehen, von denen sich ihr Vater einen politischen Nutzen versprach. Schon als Kleinkind wurde sie mit Marcus Antonius Antyllus, dem älteren Sohn des Marcus Antonius, des damaligen Bündnispartners ihres Vaters, und der Fulvia, verlobt. Nachdem die Allianz zwischen Antonius und Octavian zerbrochen war, wurde diese Verlobung gelöst. Antyllus stand im Bürgerkrieg auf die Seite seines Vaters und wurde von Augustus nach der Schlacht bei Actium 30 v. Chr. umgebracht.
Um die Nachfolge in der eigenen Familie zu sichern, verheiratete Augustus Iulia, kaum dass sie heiratsfähig geworden war, 25 v. Chr. mit dem siebzehnjährigen Sohn seiner Schwester Octavia, Marcus Claudius Marcellus. Nach Marcellus’ Tod zwei Jahre später musste sie den nächsten Nachfolgekandidaten ihres Vaters, dessen Freund und Kampfgefährten Marcus Vipsanius Agrippa, heiraten, der sich zu diesem Zweck von Claudia Marcella, der Schwester des Marcellus, scheiden lassen musste. Iulia begleitete Agrippa 20 v. Chr. nach Gallien und 16 v. Chr. in die östlichen Provinzen. Mit ihm hatte sie fünf Kinder: Gaius Caesar, Lucius Caesar, Agrippina die Ältere (Vipsania Agrippina), Iulia und Agrippa Postumus, der erst 12 v. Chr. nach dem Tod seines Vaters geboren wurde. Tacitus sagte ihr diverse Liebschaften während dieser Ehe mit dem 25 Jahre älteren Agrippa nach.[3]
Da auch Agrippa vor Augustus starb, wurde Iulia sofort nach der Geburt von Agrippas postumem Sohn mit ihrem Stiefbruder Tiberius verheiratet, der sich von ihrer Stieftochter Vipsania Agrippina scheiden lassen musste. Die erzwungene Ehe wurde von beiden Partnern als Qual empfunden, obwohl Iulia, Sueton zufolge, schon als sie mit Agrippa verheiratet war, in Tiberius verliebt gewesen sei.[4] Das einzige Kind dieser Ehe starb bald nach der Geburt. Die beiden älteren Söhne Iulias und Agrippas starben in den Jahren ihrer Ehe mit Tiberius.
Lebenswandel
Unglücklich in ihren erzwungenen Ehen führte Iulia ein Leben, das nicht zur konservativen Sittenpolitik ihres Vaters passte und Konflikte zwischen den beiden auslöste, die nach dem Tod ihrer beiden Söhne, die Augustus als Nachfolger adoptiert hatte, 2 v. Chr. zu ihrer Verbannung auf die Insel Pandateria führten, wo sie nach dem Befehl ihres Vaters unter strengster Askese zu leben hatte.[5] Ihre Mutter begleitete sie ins Exil.[6] Verschiedene Männer wurden des Ehebruchs mit Iulia und des Verrats angeklagt und ebenfalls verbannt. Ihr prominentester Liebhaber, Iullus Antonius, der jüngere Sohn von Marcus Antonius, wurde entweder hingerichtet oder zum Selbstmord gezwungen.[7] Diese Affäre fiel in die Zeit, als ihr dritter Ehemann Tiberius während seines politischen Exils auf Rhodos lebte, wohin er sich laut Tacitus begeben hatte, um Iulias Missachtung zu entgehen.[8]
Auch ihre Tochter Iulia und ihr jüngster Sohn wurden wegen ihres unsittlichen Lebensstils aus Rom verbannt, Agrippa kurz nach Augustus’ Tod ermordet. Iulia verhungerte wenig später im Exil. Sempronius Gracchus, der zum Zeitpunkt ihrer Eheschließung mit Tiberius ihr Liebhaber gewesen war, wurde hingerichtet.[9]
Nachruf
Alle antiken Schriftsteller charakterisieren Iulia als sehr leichtlebig. Sie soll mehr Wein getrunken haben, als es damals für eine Frau als schicklich galt, und zahlreiche Liebhaber gehabt haben. Sogar auf den Rostra soll sie Orgien gefeiert haben.[10]
Als sie einmal gefragt worden sein soll, wie sie es schaffe, dass alle ihre fünf Kinder ihrem Ehemann glichen, soll sie erwidert haben: „Ich nehme einen Gast nur dann auf, wenn das Schiff beladen ist!“.[11]
Siehe auch
Quellen
- ↑ Cassius Dio 48, 34, 3.
- ↑ Sueton: Augustus 64.
- ↑ Tacitus, Annalen 1, 53.
- ↑ Sueton: Tiberius 7.
- ↑ Sueton: Augustus 65, 2–4.
- ↑ Dio Cassius 55, 10, 14.
- ↑ Cassius Dio 55, 10, 15.
- ↑ Tacitus 1, 53; Cassius Dio 55, 9, 7.
- ↑ Tacitus 1, 53.
- ↑ Cassius Dio 55, 10, 12; Seneca: De Beneficiis 6, 32.
- ↑ Macrobius, Saturnalia, 2, 5, 9–10.
Literatur
- Elaine Fantham: Julia Augusti. The emperor’s daughter. Routledge, London 2006, ISBN 0415331463 (Rezension bei Sehepunkte.
- Beate Schaefer: Bacchantische Nacht. Eichborn Verlag, Frankfurt a. M. 2002, ISBN 3821808837 (Roman; Rezension bei Literaturkritik.de)
Weblinks
- Literatur von und über Iulia (Tochter des Augustus) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Jona Lendering: Artikel bei Livius.org (englisch)
Personendaten NAME Iulia ALTERNATIVNAMEN Julia KURZBESCHREIBUNG Tochter des Augustus GEBURTSDATUM 39 v. Chr. STERBEDATUM 14
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