- Julius Oppermann
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Julius Oppermann (* 9. Juni 1825 in Diez; † 1. Januar 1880 in Wiesbaden) war ein demokratischer Redakteur zur Zeit der Revolution 1848 in Nassau.
Er hatte in Marburg, Bonn und Heidelberg ein juristisches Studium absolviert, das er in Wiesbaden am 11. August 1847 mit dem ersten Staatsexamen abschloss. Danach schloss er sich der demokratischen Bewegung in Nassau an. Das erste politische Dokument mit seinem Namen war ein Flugblatt des Sicherheits-Comités in Diez vom 8. März 1848 An die Bewohner des Amt's Diez, in dem die Ereignisse vom 2. bis 4. März, als Herzog Adolf von Nassau die „Forderungen der Nassauer“ bewilligte, geschildert wurden.
Er gehörte zum Vorstand des Turnvereins und leitete im Frühjahr 1848 die Demokratische Bewegung in Diez an der Lahn. Am 28. April 1848 tadelte er in einer großen Volksversammlung den „Märzminister“ Hergenhahn dafür, dass dieser die Volkssouveränität bekämpfte und forderte den sofortigen Rückzug nassauischer Truppen aus Baden, wo sie gegen die Republikaner kämpften. Das trug ihm den Vorwurf ein, Anarchist zu sein,[1] und er wurde ohne Bezüge an das Amt Selters versetzt. Daraufhin quittierte er den Dienst und trat im August 1848 in Wiesbaden die Nachfolge des Redakteurs der im März gegründeten Freien Zeitung Dr. Ferdinand Möller an. In der Folgezeit wandte er sich der Arbeiterbewegung zu, ohne allerdings das Eigentum antasten zu wollen. Er veröffentlichte in der Freien Zeitung auch einen Aufruf der in Frankfurt versammelten Märzvereine vom 6. Mai 1849 an die Soldaten, sie sollten die in der Paulskirche beschlossene Reichsverfassung notfalls mit der Waffe verteidigen. Am 10. Juni kamen in Idstein 400 Deputierte aus ganz Nassau zum „Idsteiner Kongress“ zusammen und forderten von der Regierung, die Nationalversammlung zu akzeptieren, die Beziehungen zur provisorischen Zentralgewalt und zu den reichsverfassungsfeindlichen Staaten abzubrechen, die Truppen aus der Pfalz und aus Baden abzuziehen und für Nassau eine verfassunggebende Versammlung einzuberufen. Oppermann gehörte zu den führenden Personen des Kongresses. Damals war er antipreußisch eingestellt.
Wegen dieser Veröffentlichung und anderer Flugschriften und Zeitungsartikel in der Zeit zwischen dem 8. und dem 27. Mai 1849 wurde Oppermann wegen hochverräterischen Handlungen und Beleidigung des Königs von Preußen angeklagt. Doch die Geschworenen, die alle aus Nassau stammten, sprachen ihn im Schwurgerichtsprozess vom 23. und 24. Oktober 1849 in Wiesbaden frei. Oppermann ließ die Verhandlung mitstenographieren und veröffentlichte die Mitschrift später. Ein weiterer Hochverratsprozess fand vom 8. bis 15. Februar 1850 in Wiesbaden statt. Er richtete sich diesmal nicht nur gegen ihn, sondern gegen 10 führende Teilnehmer des Idsteiner Kongresses. Auch hier wurden die Angeklagten von den Geschworenen freigesprochen. Auch diese Verhandlung wurde mitstenographiert und veröffentlicht.
Obgleich in seiner Freien Zeitung regelmäßig Anzeigen geschaltet waren, die die Auswanderung nach Amerika empfahlen und das Land in bestem Lichte schilderten und auch sein Halbbruder Ludwig Holzhäuser dorthin ausgewandert war, konnte sich Oppermann zu einem solchen Schritt nicht entschließen. Er meinte, Amerika stehe sehr tief in der sozialen Entwicklung, weil man eine Klasse von Menschen, die Sklaven, den Tieren gleich achte. Außerdem glaubte er, dass in Amerika das Kapital die Menschen herzlos mache und man sich nach der hiesigen Brüderlichkeit der alten Heimat zurücksehnen werde.[2]
Am 20. Juli 1850 legte er die Schriftleitung der Freien Zeitung aus Gesundheitsgründen nieder. Er wollte nun Advokat werden. Die dafür erforderliche Zweite Juristische Staatsprüfung wurde ihm aber verweigert, weil er die für die Zulassung zur Prüfung erforderlichen zwei Jahre im Staatsdienst nicht absolviert habe. Er musste nun in Limburg und Diez seinen Lebensunterhalt als Anwaltsgehilfe und Rechtsberater verdienen. In Diez gehörte er auch dem Gemeinderat an. Daneben verfasste er eine Reihe Artikel für die Rhein-Lahn-Zeitung, eine 1859 gegründete liberale Zeitung. So setzte er sich publizistisch für die Niederlassungsfreiheit der Ärzte in Nassau ein.[3] Allmählich trat ein Gesinnungswandel ein. 1863 übernahm er eine Zeitweile die Schriftleitung der Elberfelder Zeitung, bevor er anschließend nach Berlin ging. Seine Einstellung zu Preußen änderte sich immer mehr, und Oppermann setzte sich schließlich für die „Einpreußung“ Nassaus ein und wurde entschiedener Gegner der „Kleinstaaterei“.
Schon vor 1866 war der Republikaner ein Anhänger Bismarcks und von der Notwendigkeit der Reorganisation des Militärs überzeugt. Die Sache Preußens war ihm die Sache Deutschlands geworden. Gleichwohl konnte bei der preußischen Verwaltung keine Anstellung mehr finden und verdiente seinen Lebensunterhalt schließlich als Sekretär der Industrie- und Handelskammer in Wiesbaden.
Nach lange schwankender Gesundheit kam eine kurze schwere Krankheit. Oppermann starb unverheiratet von einer Halbschwester gepflegt am 1. Januar 1880 in Wiesbaden.
Fußnoten
- ↑ Struck S. 218.
- ↑ Lenz-Fuchs S. 201.
- ↑ Ein Wort für die Freiheit der Ärzte in Nassau. Abgedruckt in: Deutsche Zeitschrift für Staatsarzneikunde. Band 19, 1862, S. 3–8.
Literatur
- Renate Lenz-Fuchs: Julius Oppermann aus Diez: Ein Revolutionär des Jahres 1848. In: Rhein-Lahn-Kreis Heimatjahrbuch 1988. S. 195–203.
- Wolfgang Heino Struck: Julius Oppermann aus Diez (1825–1880). Zur Geschichte eines nassauischen Achtundvierzigers. In: Nassauische Annalen. Band 78, 1967, S. 216–277.
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