- Jutzi
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Phil(ipp) Jutzi (* 22. Juli 1896 in Altleiningen als Philipp Jutzi; † 1. Mai 1946 in Neustadt an der Weinstraße) war ein deutscher Kameramann und Filmregisseur.
Die Änderung seines Vornamens in die Pfälzer Dialektform „Piel“ (Anfang der 1920er-Jahre) führte 1931 zu einem Prozess mit dem Schauspieler und Regisseur Harry Piel, den Jutzi verlor. Seitdem führte er wieder den Vornamen „Phil“.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Der Sohn eines Schneidermeisters besuchte nach Beendigung der Volksschule und autodidaktischen Malversuchen eine Kunstgewerbeschule. 1916 arbeitete er als Plakatmaler für ein kleines Kino im Schwarzwald. Im Ersten Weltkrieg war er wegen eines körperlichen Gebrechens dienstuntauglich gestellt und lediglich für „Hilfsdienste“ eingeteilt. Ab 1919 führte er bei der Internationalen Film-Industrie GmbH (ifi) in Heidelberg, die auf Detektiv- und Wildwestfilme spezialisiert war, Regie. 1923 heiratete er Emmy Philippine Zimmermann, die Schwester des Schauspielers Holmes Zimmermann, der später Hauptdarsteller einiger seiner Filme wurde; im Mai 1926 wurde eine Tochter, Gisela, geboren.
1925 ging Phil Jutzi nach Berlin, wo er über die Internationale Arbeiterhilfe (IAH) zum kommunistischen Film-Kartell Welt-Film kam, wo er als Kameramann aktuelle Ereignisse drehte. 1928/29 entstand hier unter seiner Regie der halbdokumentarische Film Um's tägliche Brot (Hunger in Waldenburg).
Ab 1926 arbeitete Jutzi als Regisseur bei der proletarischen Prometheus Film, wo er u. a. an der Produktion der deutschen Tonfassung des sowjetischen Films Panzerkreuzer Potemkin mitwirkte und sich – u. a. mit dem Film Mutter Krausens Fahrt ins Glück (1929) - zum führenden Regisseur des „proletarischen“ Films entwickelte. Nachdem finanzielle Schwierigkeiten eine geplante Verfilmung von Anna Seghers’ „Aufstand der Fischer“ mit Asta Nielsen unmöglich machten und Jutzis Verbitterung wuchs, trat er Ende 1929 auch aus der KPD aus, deren Mitglied er seit Anfang 1928 gewesen war.
Auf die Fertigstellung der Alfred-Döblin-Verfilmung Berlin – Alexanderplatz (1931) mit Heinrich George als Franz Biberkopf folgte eine politische Neuorientierung. Im März 1933 trat Phil Jutzi der NSDAP und zwei Monate später auch der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation Film (NSBO) bei. Unter dem Nationalsozialismus entwickelte Jutzi sich zu einem produktiven Kurzfilmregisseur; von 1933 bis 1941 entstanden unter seiner Regie nicht weniger als 49 Kurzfilme. Die Produktion langer Spielfilme war ihm wegen seiner politischen Vorgeschichte zunächst nicht erlaubt. 1934/35 führte Jutzi Regie in dem deutschen Spionagefilm Lockspitzel Asew mit Fritz Rasp und Olga Tschechowa und anschließend in dem österreichischen Spionagedrama Der Kosak und die Nachtigall (mit Ivan Petrovich und Jarmila Novotna). Ein renommierter Starregisseur wurde Jutzi nicht und auch seine finanziellen Verhältnisse blieben bis zum Ende seines Lebens schwierig.
In den 1940er Jahren verschlechterte sich Phil Jutzis Gesundheit und machte ihn trotz einer Festanstellung als Chef-Kameramann bei der Reichspost-Fernseh-Gesellschaft (1942) und einem Engagement bei der Berliner Lex-Film, wo Jutzi im Auftrag der Reichsanstalt für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (RWU) einige Kulturfilme produzieren sollte, weitgehend arbeitsunfähig. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ging er zurück in seine Heimat Altleiningen, starb aber bereits im folgenden Jahr.
Filmografie
- Fiesko (1913) - Regie
- Die das Licht scheuen...! Aus dem Tagebuch des Meisterdetektivs Ferry White (1919) - Regie, Drehbuch
- Die Rache des Banditen (1919) - Regie, Drehbuch
- Der maskierte Schrecken (1919) - Regie, Drehbuch
- Das deutsche Lied. Henkerskarren und Königsthron (1919/20) - Regie
- Das blinkende Fenster (1919) - Regie, Drehbuch
- Bull Arizona der Wüstenadler (1919) - Regie
- Red Bull, der letzte Apache (1920) - Regie
- Feuerteufel (1920) - Regie
- Der Fremde mit der Teufelsfratze (1920) - Regie
- Bull Arizona. 2. Das Vermächtnis der Prärie (1920) - Regie
- Rote Rache (1921) - Regie
- Die Piraten des Rio Negro (1921) - Regie
- Der graue Hund. Greyhound (1922) - Regie
- Die große Gelegenheit. Raub in der Zentralbank (1925) - Kamera
- Kladd und Datsch, die Pechvögel (1926) - Regie, Drehbuch, Bauten, Kamera
- Kinderschicksal [1928] (1927) - Regie
- Die rote Front marschiert (1927) - Regie
- Um's tägliche Brot (Hunger in Waldenburg) (1928/29) - Regie, Kamera
- Falschmünzer (1928) - Kamera
- Der lebende Leichnam (1928) - Kamera
- Mutter Krausens Fahrt ins Glück (1929) - Regie, Kamera
- Klippen der Ehe (1929) - Kamera
- Blutmai 1929 (1929) - Regie, Schnitt, Kamera
- 100 000 unter roten Fahnen. Solidaritätstag der I.A.H., Bezirk Berlin-Brandenburg 1930 (1929/30) - Regie, Kamera
- 1. Mai - Weltfeiertag der Arbeiterklasse (1929) - Regie, Schnitt, Drehbuch, Kamera
- Die Todeszeche (1930) - Regie, Kamera
- Berlin – Alexanderplatz (1931) - Regie
- Was gibt's Neues heut? (1932) - Regie, Kamera
- Eine wie Du (1932/33) - Regie, Kamera, Drehbuch
- Tempo, Carlo, Tempo (1933) - Regie
- Die Goldgrube (1933) - Regie
- Warum so aufgeregt? (1934) - Regie
- Und sie singt doch (1934) - Regie
- Tante Mariechen (1934) - Regie
- Mucki (1934) - Regie
- Mausi (1934) - Regie
- Los Nr. 13013 (1934) - Regie, Drehbuch
- Lockspitzel Asew (1934/35) - Regie
- Ich versichere Sie (1934) - Regie
- Ich tanke, Herr Franke (1934) - Regie
- Herr oder Diener (1934) - Regie
- Herr Mahler in tausend Nöten (1934) - Regie
- Halb und halb (1934) - Regie
- Frau Eva wird mondain! (1934) - Regie
- Ferner liefen (1934) - Regie
- Ein fideles Büro (1934) - Regie
- Ein falscher Fünfziger (1934) - Regie
- Dr. Bluff (1934) - Regie
- Die einsame Villa (1934) - Regie, Drehbuch
- Der Kosak und die Nachtigall (1934/35) - Regie
- Der Bart ist ab (1934) - Regie
- Das Geschäft blüht (1934) - Regie
- Carlos schönstes Abenteuer (1934) - Regie
- Bitte ein Autogramm! (1934) - Regie
- Aufschnitt (1934) - Regie
- Am Telefon wird gewünscht (1934) - Regie, Drehbuch
- Adam, Eva und der Apfel (1934) - Regie
- Die Frauen haben es leicht (1935) - Regie, Drehbuch
- Anekdoten um den Alten Fritz (1935) - Regie
- Zeugen gesucht (1936) - Regie
- Wie ein Wunder kam die Liebe (1936) - Drehbuch
- Münchhausens neuestes Abenteuer (1936) - Regie
- Heiteres und Ernstes um den Großen König (1936) - Regie
- Es wird nichts so fein gesponnen (1936/37) - Regie, Drehbuch
- Die lange Grete (1936) - Regie
- Das häßliche Entlein (1936) - Regie
- Wiederseh'n macht Freude (1937) - Regie, Drehbuch
- Sparkasse mit Likör (1937) - Regie, Drehbuch
- Pension Elise Nottebohm (1937) - Regie
- Frauen wollen betrogen sein (1937) - Regie, Drehbuch
- Ferngespräch mit Hamburg (1937) - Regie
- Die Unterschlagung (1937) - Regie, Drehbuch
- Die Seitensprünge des Herrn Blohm (1937) - Regie, Drehbuch
- Der andere Mann (1937) - Regie, Drehbuch
- Alkohol und Steuerrad (1937) - Regie
- Wir marschieren mit (1938) - Kamera
- Es kann der Beste nicht in Frieden leben (1938) - Regie, Schnitt
- Der Schein trügt (1938) - Regie, Drehbuch, Schnitt
- Der Haustyrann (1938) - Regie, Schnitt
- Die Sache mit dem Hermelin (1939) - Regie
- Das Gewehr über! (1939) - Kamera
- Das Fenster im 2. Stock (1939) - Regie
- So ein Früchtchen (1941/42?) - Kamera
Siehe auch
Weblinks
- Phil Jutzi bei Filmportal.de
- Piel Jutzi in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Bio-Filmografie bei CineGraph
- Texte von und über Jutzi in FilmMaterialien 5
- Fragebogen der Reichsfachschaft Film
Personendaten NAME Jutzi, Phil ALTERNATIVNAMEN Jutzi, Piel KURZBESCHREIBUNG deutscher Kameramann und Filmregisseur GEBURTSDATUM 22. Juli 1896 GEBURTSORT Altleiningen STERBEDATUM 1. Mai 1946 STERBEORT Neustadt an der Weinstraße
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