- Jára da Cimrman
-
Jára (da) Cimrman ist die Hauptfigur des Jára-Cimrman-Theaters (Divadlo Járy Cimrmana), das sich seinem Leben und Werk widmet. Hauptautoren und Hauptdarsteller der im Theater aufgeführten Stücke sind Zdeněk Svěrák, Ladislav Smoljak und (in ersten jahren) Jiří Šebánek. Sie geben vor, Cimrman wissenschaftlich zu erforschen und ihr Publikum mit ihren jeweiligen neuen Erkenntnissen vertraut zu machen.
Das Theater entstand 1967 aus einem Radioprogramm, der "Alkoholfreien Weinstube zur Spinne", der ersten Premiere, "Akt", folgten in den nächsten 30 Jahren 14 weitere Stücke.
Die wichtigsten Charakteristika dieses Theaters sind neben der typischen Form (die Vorstellung ist in ein pseudo-wissenschaftliches Seminar und ein angeblich von Cimrman geschriebenes Stück geteilt) auch der Einsatz von "Nicht-Schauspielern" und Mystifizierung (Vortäuschung der Existenz Cimrmans). Es zeichnet sich durch stark parodistische Elemente aus.
Alle Vorstellungen haben ein Thema: die Erkundung des Werks Cimrmans. Die Schauspieler geben Wissenschaftler - Cimrmanologen -, die in jedem Stück (im Seminarteil) neue Funde und Entdeckungen präsentieren und im Anschluss ein Stück aus der Hand des "Meisters" aufführen. Die Vorstellungen sind in der Regel lange vorher ausverkauft. Obwohl den Tschechen durchaus bewusst ist, dass Cimrman nie existiert hat, betreiben sie die Mystifizierung, mit denen die Cimrmanologen begonnen haben, mit sehr viel Elan.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk Jára Cimrmans
Jára Cimrman wurde zwischen 1854 und 1872 in Wien als Sohn des tschechischen Schneiders Leopold Cimrman und der österreichischen Schauspielerin Marlén Jelinková geboren. Er hatte keine sehr glückliche Kindheit. Sein Vater schrieb ihn für die tschechische Minderheitenschule in Wien ein, während seine Mutter ihn – gleichzeitig – auf eine deutschsprachige Schule schickte. Um zu sparen zogen ihn seine Eltern als Mädchen auf, damit er die Sachen seiner älteren Schwester (der späteren Dorfschullehrerin von Liptákov) weitertragen konnte.
Trotz seiner schwierigen Kindheit stand Cimrman eine große Zukunft bevor. Als Weltreisender erlebte er mit dem polnischen Wanderzirkus Krakowiak atemberaubende Abenteuer und entwickelte sein Talent als Dramaturg und Bildhauer. Später arbeitete er an verschiedenen Theatern und widmete sich der Theatertheorie (insbesondere im Zusammenhang mit seiner fahrenden Theatergruppe), aber auch in Psychologie, Geschichtsschreibung, Kriminalistik, Musikwissenschaft und Ingenieurskunst vollbrachte er Meisterleistungen. Er wurde zuletzt, kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, in Liptákov im Isergebirge gesehen, danach verschwand er spurlos.
Wichtige Meisterleistungen waren unter anderem die Philosophie des „Externismus“, die Züchtung des "Universellen Schnabeltiers". Er pflegte Freundschaften mit Albert Einstein und Sigmund Freud und machte auch eine Vielzahl von nützlichen Erfindungen wie etwa der Glühlampe (die nach ihm benannt wurde: tschechisch „Járovka“, wird später über das Französische zu „žárovka“), wobei er jedoch erst fünf Minuten nach Thomas Alva Edison am Patentamt eintraf.
Cimrman wäre fast der erste Mensch am Nordpol gewesen, doch verfehlte er sein Ziel um ca. sechs Meter, da er auf feindselige Eingeborene stieß. Er schlug Tschechow den Titel „Die drei Schwestern“ für dessen Drama vor, nachdem er vom Arbeitstitel „Die zwei Schwestern“ gehört hatte und meinte: „Sind das nicht zu wenig?“ Außerdem erfand er die CD (die Abkürzung steht für „Cimrman's Discs“) und war der erste Mensch auf dem Mond; er landete 1914 in einem Eichhörnchen-betriebenen U-Boot.
Es existiert nur ein einziges Foto von Cimrman, entstanden 1909 während eines Aufenthalts in den USA. Bedauerlicherweise sieht man darauf nur eines seiner Beine ins Bild ragen.
Jára Cimrman schlug der nordamerikanischen Regierung das Projekt des Panamakanals vor, während er gleichzeitig das Libretto der gleichnamigen Oper vorstellte. Zusammen mit dem Grafen Zeppelin konstruierte er das erste Luftschiff. Als aus Deutschland ausgewiesener Anarchist lebte er unter schwierigen Bedingungen in den österreichischen Alpen und arbeitete hier als Hebamme. In Paraguay gründete er das Puppentheater. In Wien gründete er eine kriminalistische, Musik- und Ballettschule. Er führte eine umfangreiche Korrespondenz mit G. B. Shaw, auf die jedoch der sture Ire nicht antwortete. Er ist der Erfinder des Joghurts. Er half selbstlos vielen Wissenschaftlern: er assistierte Dr. Burian bei den ersten plastischen Operationen, Edison half er bei der Überarbeitung der ersten Glühbirne, für Eiffel hat er einmal eine Untermiete gefunden. Er ist der Schöpfer der philosophischen Richtung "Externismus". Weitere Erfindungen: Bikini, Vollmilch, Prinzip des Internets.
Bedeutung
Als das Tschechische Fernsehen 2005 eine Umfrage "Der größte Tscheche" in Tschechien organisierte, ging Jára Cimrman möglicherweise sogar in Führung und übertraf somit Persönlichkeiten wie den Heiligen Wenzel, Karl IV., Jan Hus, Comenius oder Václav Havel. Er wurde aber nach einer Besprechung mit dem Lizenzeigentümer BBC vom Wettbewerb als fiktive Persönlichkeit ausgeschlossen, was von etlichen Tschechen als empörend empfunden wurde. Die Anzahl der für Cimrman abgegebenen Stimmen wurde nicht veröffentlicht.
Nach Jara Cimrman sind in Tschechien einige Straßen benannt. Außerdem trägt ein 1996 von einem tschechischen Astronomen entdeckter Asteroid den Namen Járacimrman.
Das Jára-Cimrman-Theater
In Prager Stadtteil Žižkov befindet sich das Theater in dem die Stücke, die sich um die Person des Jára Cimrman drehen, gespielt werden. Es trägt offiziell den Namen Žižkovské divadlo Járy Cimrmana, wird aber in Tschechien oft nur als DJC bezeichnet
Statistik 1967-2007
Zwischen 1967 und 2007 gab es fast 11 000 Aufführungen, dies entspricht durchschnittliche 275 Vorstellungen pro Jahr. Die Vorstellungen sind oft bis zu zwei Monate im Voraus ausverkauft. Außerdem wurden fast eine Million Schallplatten, Audiokassetten und CDs verkauft [1]
Theaterstücke um Jára Cimrman
(Die offiziell genannten Autoren sind Jára Cimrman, Zdeněk Svěrák und Ladislav Smoljak)
- Akt: Rodinné drama se zpěvy a tanci (Akt: Familiendrama mit Gesang und Tanz; Premiere: 4. Oktober 1967)
- Vyšetřování ztráty třídní knihy: Činohra (Untersuchung über das Verschwinden des Klassenbuches; Premiere: 4. Oktober 1967)
- Hospoda na mýtince: Opereta (Die Gaststätte auf der Lichtung: Eine Operette; Premiere: 17. April 1969)
- Vražda v salonním coupé (Mord im Salon-Coupé; Premiere: 14. Mai 1970)
- Němý Bobeš aneb Český Tarzan (Der stumme Bobeš oder Der Tschechische Tarzan; Premiere: 24. November 1971)
- Cimrman v říši hudby (Cimrman im Reich der Musik; Premiere: 3. Mai 1973)
- Dlouhý, Široký a Krátkozraký: Pohádka, která u dětí propadla (Der Lange, der Breite und der Kurzsichtige: Ein Märchen, das bei den Kindern durchfiel; Premiere: 17. Oktober 1974)
- Posel z Liptákova (Der Bote aus Liptákov; Premiere: 20. April 1977)
- Lijavec: Hra s opravdovým deštěm (Der Sturzregen: Ein Stück mit echtem Regen; Premiere: 22. Januar 1982)
- Dobytí severního pólu Čechem Karlem Němcem 5. dubna 1909 (Die Eroberung des Nordpols durch den Tschechen Karl Deutscher; Premiere: 25. Oktober 1985)
- Blaník: Jevištní podoba historického mýtu (Blaník: Die Bühnenform des historischen Mythos; Premiere: 16. Mai 1990)
- Záskok: Cimrmanova hra o nešťastné premiéře hry Vlasta (Die Vertretung: Cimrmans Stück über die unglückliche Premiere des Stücks Vlasta; Premiere: 27. März 1994)
- Švestka: Jevištní sklerotikon (Der Zwetschgenbaum: Ein Bühnensklerotikon; Premiere: 14. November 1997)
- Afrika: Češi mezi lidožravci (Afrika: Tschechen unter Menschenfressern; Premiere: 4. Oktober 2002)
- České nebe: Cimrmanův dramatický kšaft (Der Tschechische Himmel 30. Oktober 2008)
Jára-Cimrman-Ausstellung
Eine sehenswerte Ausstellung im Untergeschoss des Aussichtsturms auf dem Petřín in Prag präsentiert zahlreiche Erfindungen von Jára Cimrman.
Weblinks
- www.zizkovskedivadlo-jc.cz – Offizielle Seite des Theaters (auf Tschechisch)
- www.cimrman.at - Cimrmanův zpravodaj (Cimrmans-Nachrichten, auf Tschechisch)
Einzelnachweise
- ↑ Statistky DJC 1967-2007, in Týden, Heft 40/2007. S. 16
Wikimedia Foundation.