- Anaktualismus
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Exzeptionalismus (oder Anaktualismus) ist ein Deutungsprinzip oder Axiom für geologische Prozesse, die durch außergewöhnliche Umstände in der Erdgeschichte zustande gekommen sind und in der Gegenwart keine Entsprechung haben. Damit ist der Exzeptionalismus das Gegenprinzip des Aktualismus.
Nach dem Forschungsprinzip des Aktualismus haben in der Vergangenheit dieselben geologischen Prozesse und naturgesetzlichen Bildungsprinzipien stattgefunden bzw. geherrscht, wie sie auch heute noch auf der Erdoberfläche und in der Erde vorzufinden sind. Charles Lyell (1797–1875) und Karl Ernst Adolf von Hoff (1771–1837) waren die bedeutendsten Vertreter dieses grundlegenden Prinzips.
Jedoch lassen sich nicht alle geologischen Prozesse der Vergangenheit durch Beobachtungen in der Gegenwart erklären. Ein Beispiel sind die aus archaischen Gesteinsserien bekannten Bändereisenerze (Banded Iron Formation). Die namensgebende Wechsellagerung von Eisenoxiden und Hornstein konnten nur zu einer Zeit entstehen, in der andere Bedingungen herrschten als heute. Die Erdatmosphäre und damit auch das Meer, in dem sich dieses Sedimentgestein ablagerte, enthielten nur wenig freien Sauerstoff. Dadurch konnten sich große Mengen von löslichem zweiwertigem Eisen (Fe2+) im Wasser anreichern. Durch die neu entwickelte Photosynthesetätigkeit autotropher Organismen wurden jedoch große Mengen Sauerstoff freigesetzt und das zweiwertige Eisen zu unlöslichem dreiwertigen Eisen (Fe3+) oxidiert. Das Eisenoxid fiel aus der Wassersäule aus und bedeckte als Sediment den Boden. Später verfestigte es sich und bildete die mächtigen Bändererzvorkommen. Heute enthält die Erdatmosphäre zu etwa 21 % freien Sauerstoff. Dadurch ist Wasser in der Regel sauerstoffgesättigt, so dass das gelöste zweiwertiges Eisen bei neutralem pH-Wert (pH 7) unmittelbar zu unlöslichen Eisenverbindungen oxidiert wird.
Siehe auch: Katastrophismus
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