K.Ö.St.V. Babenberg Graz

K.Ö.St.V. Babenberg Graz
Wappen Karte
Z K Babenberg-Graz.gif
Basisdaten
Bundesland: Steiermark
Universität: Graz
Gründung: 13. Oktober 1920
Verband: ÖCV
Eintritt in ÖCV:
Kürzel: BbG
Farben: rot-gold-weiß
Mitglieder: ca. 370 (2010)
Adresse: Schießstattgasse 3
8010 Graz
Website: babenberg-graz.at

Die Katholische Österreichische Studentenverbindung K.Ö.St.V. Babenberg Graz ist eine katholische Verbindung des Österreichischen Cartellverbands (ÖCV), die 1920 gegründet wurde. Als solche bekennt sie sich zu den vier Prinzipien religio (katholischer Glaube), patria (Vaterland), scientia (Wissenschaft und Bildung) und amicitia (Lebensfreundschaft). Ihr Hochschulort ist Graz.

Inhaltsverzeichnis

Gründungsvorbereitungen

Die beiden Grazer CV-Verbindungen K.Ö.H.V. Carolina und K.Ö.St.V. Traungau verzeichneten vor dem Ersten Weltkrieg einen solchen Zuspruch, dass die K.Ö.H.V. Carolina Ende des Sommersemesters (SS) 1914 den Beschluss fasste, eine zweite Tochterverbindung zu gründen. Der Kriegsausbruch stoppte die bereits begonnenen Vorarbeiten.

Nach dem Ersten Weltkrieg drängten die zurückgekehrten Kriegsteilnehmer an die Hochschulen. Der Mitgliederzuwachs führte bei den beiden Grazer CV-Verbindungen rasch zur Wiedererlangung der Personalstärke der Vorkriegszeit. Die K.Ö.H.V. Carolina, die im Wintersemester (WS) 1919/20 über einen außerordentlich großen Fuchsenstall verfügte, griff den Gedanken an die Gründung einer dritten CV-Verbindung am Hochschulort Graz wieder auf. Nachdem am 12. März 1920 Dr. Otto Junk (Fd, Cl) auf dem BC den Teilungsgedanken vorgetragen hatte, bildete sich eine Teilungskommission. Diese besorgte die finanziellen Mittel, mit denen Ende Mai 1920 ein Zimmer im 1. Stock des Carolinenhauses als Heim der Tochterverbindung eingerichtet und die notwendige Couleurausstattung angeschafft wurde. Zu Beginn des SS 1920 zeigte sich innerhalb der Altherrenschaft Carolinas eine starke Strömung gegen die Teilung. Zwar konnten die Gegensätze durch Einsetzung einer zweiten Teilungskommission überbrückt werden, aber am 22. Mai stimmte der CC dem Teilungsantrag nicht zu. Er ermächtigte jedoch die Teilungskommission, die Arbeiten fortzusetzen, woraufhin der BC am 1. Juni aus drei Vorschlägen den Namen Babenberg auswählte und die Farben festlegte. Die Namensvorschläge lauteten Babenberg, Bajuvaria und Welfia. Der Vorschlag Dr. Baders, die Landesfarben der Steiermark, Weiß-Grün in die Farben aufzunehmen wurde wegen der voraussichtlichen Schwierigkeiten mit den Universitätsbehörden wieder verworfen.

CC-Genehmigung zur Teilung der Carolina

Am 7. Juli 1920 beschloss ein a. o. K.Ö.H.V. Carolinen-CC die Gründung der Tochterverbindung Babenberg mit großer Mehrheit. Wegen des nahen Termins der 51. Cartellversammlung in Regensburg konnte der Tagesordnungspunkt „Gründung einer Tochterverbindung durch die K.Ö.H.V. Carolina nur noch telegraphisch beim Vorort Vindelicia München angemeldet werden. Wegen der fehlenden schriftlichen Begründung wurde der Antrag vom Vorort ablehnend begutachtet. Ein Rundschreiben der Teilungskommission, die Bemühungen des Carolinenvertreters Richard Lindner (später Wf) auf der Cartellversammlung und die dort vorgetragene positive Stellungnahme von Traungau Graz führten zur Stimmungsänderung, so dass am 25. August 1920 die Aufnahme Babenbergs als vollberechtigte Verbindung beschlossen wurde.

Gründungsvollzug

Da auch die akademischen Behörden, die Landesregierung und die Polizeidirektion die eingereichte Satzung bestätigten und das neue Verbindungsheim im Admonter Hof, Kaiser-Franz-Josefs Kai, zur Aufnahme Babenbergs ausgestattet war, drängte die Teilungskommission auf die baldige Einberufung des Gründungs-CC, der am 13. Oktober 1920 auf der Carolinenbude zusammentrat. 18 Aktive und sechs Füchse traten zur Tochterverbindung über. Ferdinand Schmölzer wurde erster Senior und Alfons Gorbach, der spätere österreichische Bundeskanzler, erster Fuchsmajor. Am 24. Oktober zeigte Babenberg ihre Farben zum ersten Mal beim Aufzug.

Schwierige Erlangung des Aufzugsrechts

Das Aufzugsrecht an der Universität und der Technischen Hochschule, am 7. Oktober 1920 beantragt, wurde zunächst nicht gewährt. Beim Publikationsfest vom 3. bis 5. Dezember 1920 verweigerte der Universitätsrektor den Empfang der Festabordnungen; der Rektor der Technischen Hochschule bedachte im Einvernehmen mit der liberalen Studentenschaft Babenberg nur mit „kleinlichen Wortklaubereien“. Erst beim 5. Stiftungsfest im SS 1925 wurde Babenberg erstmals auf der Technik vom Rektor feierlich empfangen.

Die 1920er Jahre - Aufbauphase

Im SS 1921 nahm K.Ö.St.V. Babenberg erstmals an der Fronleichnamsprozession teil. Das WS 1921/22 brachte starken Zuwachs, die Zahl der Aktiven stieg auf 40. Am 10. April 1923 konstituierte sich der Altherrenverband, dessen Leitung Dr. Hans Bader übernahm (bis 1926 im Amt).

1924 kam es aufgrund einer Initiative von Univ.-Prof. Dr. Wilhe1m Kosch (NbB-Gründer) vorübergehend zu Überlegungen, gemeinsam mit Aenania München eine Tochterverbindung in Graz zu errichten. Im WS 1924/25 gründete Dr. Kosch Suevia auf dem Waldhof, zu der zwei Babenberger übertraten; da die Verbindung nicht in den CV aufgenommen wurde, trat sie dem RKDB bei. Die Suevia auf dem Waldhof driftete in Folge immer mehr ins rechte Lager ab.

In den Sommerferien 1927 wurde die Bude renoviert. Im WS 1927/28 erhielt die Verbindung das Recht, hellgrüne Mützen im steifen Format zu tragen. Da wenige Tage vor dem Auftreten Babenbergs die Landsmannschaft Viruna in grauen steifen Tellermützen auftrat, sah sich Babenberg gezwungen, das grau in graugrün abzuändern; die grauen Fläuse wurden durch schwarze ersetzt. Im SS 1929 kam es beim 9. Stiftungsfest zu einer Schlägerei mit freisinnigen Studenten, die das Fest stören wollten. Im Juni 1930 feierte Babenberg das 10. Stiftungsfest, bei dem Philistersenior Dr. Hans Bader mit dem goldenen Ehrenband ausgezeichnet wurde.

Die 1930er Jahre

Im SS 1931 erhielt Babenberg erstmals Zuzug reichsdeutscher Studenten. Im Hinblick auf den Nationalsozialismus bekannte sich Babenberg zu Österreich und duldete keine NSDAP-Anhänger in ihren Reihen. Am 17. Mai 1933 wurde beschlossen, dem österreichischen Bundeskanzler Dr. Engelbert Dollfuß (F-B) das Band zu verleihen, feierlich überreicht am 6. Juli 1933 im Hotel „Steirerhof“.

Mit dem 10. Juli 1933 schloss sich Babenberg in Abschaltung vom CV dem gleichzeitig gebildeten 3. ÖCV an. Als 1934 Glückauf Leoben nach Graz verlegt wurde, stellte Babenberg drei Aktive zu ihr ab. Von 1935 bis zum Verbot 1938 war Dr. Christian Albrecht Philistersenior.

Nach der Rücktrittsrede des österreichischen Bundeskanzlers Kurt von Schuschnigg (AIn u. a.) am Abend des 11. März 1938 konnten in einer Nacht- und Nebelaktion noch Verbindungsutensilien in Sicherheit gebracht werden, bevor die SA die Bude besetzte und das Budeninventar beschlagnahmte. Die Fahne der Babenberg hat die Kriegsereignisse gut verpackt in einem Kohlenkeller in Wien überlebt. Am 10. Juni 1938 wurde der ÖCV und mit ihm die K.Ö.St.V. Babenberg behördlich aufgelöst. Die K.Ö.St.V. Babenberg nahm jedoch noch bis zum Jahresende 1938 Burschungen vor; die Aktiven versammelten sich regelmäßig in verschiedenen Gaststätten. Neuaufnahmen wurden aber nicht mehr getätigt.

Ab Ende 1938 dezimierten Einberufungen die Aktivitas. Mit Kriegsausbruch erlosch der Verbindungsbetrieb in Graz endgültig, während in Wien einige Grazer Babenberger um AH Dr. Hans Schifko 1942, 1943 und 1944 das Stiftungsfest im Untergrund feierten. Dr. Schifko hielt auch auf schriftlichem Wege Kontakt zu den Bundesbrüdern. 1944 wurde der „Admonter Hof“ durch Bomben völlig zerstört.

Wiederaufbau

Als sich im Sommer 1945 immer mehr Babenberger in Graz zusammenfanden, festigte sich der Wille zur Rekonstituierung. Am 29. August 1945 wurde hierzu ein vorbereitender Ausschuss eingesetzt, der sich aus Dr. Franz Thaller als Vorsitzenden, Dr. Alois Georg Maitz, Karl Wallner und Dr. Karl Friedl zusammensetzte. Es erfolgte die Gründung eines Katholischen Akademikervereins Babenberg, der am 25. September 1945 polizeilich genehmigt wurde und im Gasthaus „Winterbierhaus“, Burggasse 15, ein Heim fand.

Am 17. Oktober 1945 erfolgte die Wiedererrichtung des Altherrenverbandes, über den Dr. Alois Georg Maitz bis 1946 den Vorsitz führte. Da sich inzwischen auch einige Aktive angeschlossen hatten, konnte am 28. November 1945 eine Katholische Österreichische Studentenverbindung errichtet werden, deren erster Senior Dr. Schifko wurde. Als Höhepunkt des wiedererwachten Korporationslebens gestaltete sich das 25. Stiftungsfest am 15./16. Dezember 1945.

Nochmaliges Verbot

Als am 21. Dezember 1945 die britische Militärregierung überraschend den ÖCV und seine Nebengliederungen verbot, versuchte Babenberg unter dem Dach des Österreichischen Turn- und Sportvereins Graz, dem viele ihrer Mitglieder angehörten, den Betrieb weiterzuführen. So entstand am 20. März 1946 eine von Babenbergern getragene Kultursektion dieses Vereins, die am 3. April 1946 einen eigenen Ausschuss erhielt, dessen Vorsitz Dr. Schifko übernahm. Regelmäßige Zusammenkünfte mit kulturellen Vorträgen und Schulungsabende der jüngeren Mitglieder trugen zu einem engen Zusammenhalt bei.

Entwicklung bis zum 50. Stiftungsfest

Am 9. Oktober 1946 wurde das Verbot des ÖCV wieder aufgehoben, und am 16. Oktober 1946 beschloss die vorgeschriebene Hauptversammlung die Wiederbegründung von Altherrenverband und Aktivitas. Das Philisterseniorat übernahm Prof. Dr. Franz Thaller (bis 1952 im Amt).

Die Bildung bei der Vereinigungen wurde sicherheitsbehördlich am 1. Dezember 1946 nicht untersagt. Zu diesem Zeitpunkt umfasste der Altherrenverband 112 Mitglieder, von denen 50 in Graz lebten, die Aktivitas 31 Inaktive, 20 Aktive, darunter elf Füchse und neun Bandinhaber. Pfingsten 1948 feierten die drei Grazer CV-Verbindungen ihre Stiftungsfeste gemeinsam. Im März 1949 wurde eine Couleuränderung beschlossen; die Babenberger entschieden sich für eine taubengraue halbschlappe Mütze, ähnlich der Mütze vor 1928. 1953 konnte Babenberg gemeinsam mit Traungau Graz eine Flucht großer Räume im Palais »Attems«, Sackstraße, nach Instandsetzung, beziehen. In den Jahren 1958/59 hatte Babenberg so viele Neuzugänge, dass der Fuchsenstall über 30 Füchse umfasste. Als im Juni 1961 mit Albertina die vierte Grazer CV-Verbindung ins Leben gerufen wurde, stellte Babenberg drei Gründungsburschen ab.

1962 schlug die Verbindung aus Anlass der Wahl ihres Bundesbruders Dr. Alfons Gorbach zum österreichischen Bundeskanzler einen Festkommers im Brauhaus „Puntigam“.

1963/64 hatte Babenberg den ÖCV-Vorort inne und richtete unter VOP Otto Insam im Juni 1964 in Graz die VI. CVV aus. Der 1965 gegründete Babenberg-Chor nahm ab 1967 regelmäßige Chorproben auf; er trat in der Folgezeit bei Verbindungsanlässen und in der Öffentlichkeit auf.

Heimerwerb und Konsolidierung

Ab 1970 beteiligte sich Babenberg an der Errichtung des Hauses Schießstattgasse 3. Das dritte Obergeschoß erwarb der Verein „Katholische Aktion Babenberg“ unter seinem Präsidenten Leonhard Neumann, das erste Obergeschoß die Altherrenschaft Babenbergs. Der neu gegründete Verein „Studentenhilfe Babenberg“ übernahm schließlich das zweite und das dritte Obergeschoß als Studentenwohnheim. Der Bezug erfolgte im Herbst 1973, die Einweihung beim 54. Stiftungsfest am 15. Juni 1974. Von 1984 bis 1989 erfolgte in mehreren Schritten eine Generalsanierung; die Außenfassade wurde 1993 renoviert.

1978 beschäftigte sich Babenberg mit der Frage der Aufnahme von Mädchen; die Verbindung blieb bei ihrer schon früher getroffenen ablehnenden Haltung. 1980 konnte beim 60. Stiftungsfestes festgestellt werden, dass Babenberg mit durchschnittlich 70 bis 80 Studierenden und 270 Alten Herren in den letzten Jahren zur stärksten Grazer CV-Korporation herangewachsen war und zu den fünf größten ÖCV-Verbindungen zählte.

1987/88 stellte der ÖCV mit dem Babenberger Univ.-Prof. Dr. Reinhard Haberfellner zum ersten Mal den Rektor der Technischen Universität Graz.

Bekannte Mitglieder

  • Alois Hudal (1885-1963), Ehrenmitglied, wegen seiner Nähe zum NS-Regime umstrittener Bischof
  • Alfons Gorbach (1898-1972), Gründungsmitglied, KZ-Häftling in Dachau, nach dem Krieg ÖVP-Mitglied und österreichischer Bundeskanzler 1961 bis 1964
  • Leopold Babitsch (1903-1960), Nationalratsabgeordneter 1945-1960, Vorsitzender des Bundesrates 1958, Bauernbunddirektor
  • Josef Krainer senior (1903-1971), Ehrenmitglied, Landeshauptmann von Steiermark 1948 bis 1971
  • Josef Stöffler (1910-…), Wirtschaftsbunddirektor, Vizebürgermeister der Landeshauptstadt Graz, Messedirektor
  • Friedrich Niederl (* 1920-…), Ehrenmitglied, Landeshauptmann von Steiermark 1971 bis 1980
  • Reinhard Haberfellner (* 1942), Univ. Prof., Rektor TU Graz, Gen.Dir. Styria Konzern
  • August Janisch (* 1942): Katholischer Pfarrer in Hartberg, erstes Briefbombenopfer von Franz Fuchs
  • Reinhold Lopatka (* 1960) Ehrenmitglied, Staatssekretär für Finanzen ab 2008
  • Franz Lackner (*1956) Ehrenmitglied, Weihbischof der Diözese Graz-Seckau ab 2002

Quellen

  • „Babenberg“, Graz. Wege und Ziele einer CV-Verbindung, Graz 1930;
  • KDSrV Babenberg. In: Michael Doeberl u. a. (Hg.): Das Akademische Deutschland. Berlin 1930, Bd. II, S. 803
  • Franz Thaller: „Babenberg“ 1920-1935. Aus der Verbindungsgeschichte. Graz 1935, später fotomechanischer Neudruck
  • 75 Jahre Carolina, Graz 1963, S. 176ff.
  • Gottfried Kellermayr, Max Kößler, Leonhard Neumann (Red.): Babenberg. Ein Haus der höheren Ordnung. Festschrift anlässlich der feierlichen Einweihung und Eröffnung des Babenberghauses im Rahmen des 54. Stiftungsfestes der K. Ö. St. V Babenberg Graz. Graz 1974
  • Erich Leitner: Politik u. Hochschule. Der CV in der Steiermark 1918-1938. Wien 1978, S. 22f.
  • Franz Thaller (Red.): Kath. Österr. Studentenverbindung Babenberg Graz im ÖCV Verbindungsbuch. Wien, Graz 1980 (Schriftenreihe der ÖCV-Bildungsakademie 4)
  • Das alles ist die Kath. Österr. Studentenverbindung Babenberg im ÖCV: In: Heinz Pammer (Hrsg.): GCV[-Broschüre]. Graz 1983, S. 2lff.
  • Gerhard Hartmann: Im Gestern bewährt. Im Heute bereit. 100 Jahre Carolina. Zur Geschichte des Verbandskatholizismus. Unter Mitarbeit von Dieter A. Binder. Hrsg. von Maximilian Liebmann i. A. des AHV der KÖHV Carolina, Graz 1988, S. 232f.

Weblinks


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