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Der Bärenhäuter ist ein Märchen (Typ 361 nach Aarne und Thompson). Es ist in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 101 enthalten (KHM 101). In früheren Ausgaben hieß es Der Teufel Grünrock.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Ein tapferer junger Soldat wird nach Kriegsende nirgends aufgenommen, auch nicht von seinen zwei Brüdern, und weiß nicht, wovon er leben soll. Auf einer Heide unter einem Ring von Bäumen begegnet ihm der Teufel, der erst mit einem Bär seinen Mut auf die Probe stellt und ihm dann einen Handel anbietet: Er muss sieben Jahre im Fell des erschossenen Bären leben und schlafen, darf sich nicht waschen, kämmen, die Nägel schneiden und kein Vaterunser beten. Stirbt er in dieser Zeit, gehört er dem Teufel, dafür geht ihm nie das Geld aus. Der Bärenhäuter wandert umher und genießt das Leben. Weil er gut zu den Armen ist, die er bittet, für ihn zu beten, und weil er gut bezahlt, wird er immer geduldet, obwohl er von Jahr zu Jahr schlimmer aussieht. Als er einem armen Mann dessen Schulden bezahlt, verspricht der ihm eine seiner Töchter zur Frau. Nur die jüngste ist dazu bereit, und er gibt ihr die Hälfte seines Ringes, bevor er die letzten drei Jahre fortgeht. Als die sieben Jahre um sind, lässt er sich vom Teufel waschen, zieht gute Kleider an und fährt in einem Wagen mit vier Schimmeln zu seiner Braut. Sie erkennt ihn, als sie seine Hälfte des Ringes in ihrem Becher mit Wein findet. Ihre zwei Schwestern, die sie oft wegen ihres Mannes verspotteten, aber jetzt gern den reichen Mann gehabt hätten, begehen Selbstmord. Abends kommt der Teufel und sagt: „Siehst du, nun habe ich zwei Seelen für deine eine.“
Herkunft
Das Märchen ist in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm seit dem zweiten Teil der Erstauflage von 1815 an Stelle 101 enthalten, zuerst als Der Teufel Grünrock (wohl von Familie von Haxthausen). Hier ist der Held kein Soldat, sondern als jüngster Bruder von den andern verstoßen (wie in vielen sog. Dummlingsmärchen: KHM 57, 62, 63, 64, 97, 106, 165). Der Teufel gibt ihm seinen grünen Rock, in dem immer Geld ist. Auch fehlt das Detail, dass er sich am Schluss vom Teufel frisieren lässt. Die endgültige Fassung Der Bärenhäuter ist durch die Erzählung Der erste Bärenhäuter von Grimmelshausen beeinflusst.
Vergleiche
Der Handlungsablauf von den sieben Jahren, die bis zur Erlösung zugebracht werden müssen, entspricht den Märchen Die zwölf Brüder, Die sieben Raben, Die sechs Schwäne. Dabei sucht meist die Frau ihren Mann oder ihre Brüder. Einzigartig unter Grimms Märchen ist dabei die Ambivalenz des guten Endes in Zusammenhang mit der christlichen Motivik.
- Ring als Erkennungszeichen: Allerleirauh, Die sieben Raben, Die Rabe, Die zwölf Jäger
- Abgedankter Soldat und das Böse: Sechse kommen durch die ganze Welt, Bruder Lustig, Des Teufels rußiger Bruder, Die zertanzten Schuhe, Das blaue Licht, Der Teufel und seine Großmutter, Der Grabhügel, Der Stiefel von Büffelleder, Der Schmied und der Teufel; ähnlich auch Die drei Handwerksburschen
- Geprellter Teufel: Der Teufel mit den drei goldenen Haaren, Das Mädchen ohne Hände, Der Teufel und seine Großmutter, Der Vogel Greif, Der Bauer und der Teufel, De Spielhansl, Der Schmied und der Teufel
- Andere christliche Motivik: Marienkind, Die Nelke, Bruder Lustig, Der Arme und der Reiche, Das junggeglühte Männlein, Die Sterntaler, Die Lebenszeit, Die Kornähre (indirekt in De drei schwatten Prinzessinnen; Kirche aber auch in Katze und Maus in Gesellschaft, Fundevogel, De Gaudeif un sien Meester, De beiden Künigeskinner, Die Wassernixe, Jungfrau Maleen, Der Hahnenbalken, Vom klugen Schneiderlein, Das tapfere Schneiderlein, Die drei Sprachen, Hans Dumm, Knoist un sine dre Sühne, Dat Mäken von Brakel, Hans heiratet; Gebet in Brüderchen und Schwesterchen; Priester in Die wahre Braut, Das Bürle, Der alte Hildebrand; Himmel in Der Schneider im Himmel, Das Bürle im Himmel, Meister Pfriem)
Oper
- Siegfried Wagner: Der Bärenhäuter (1899)
Zeichentrickserie
- Gurimu Meisaku Gekijō, japanische Zeichentrickserie 1987, Folge 40: Der Bärenhäuter
Verfilmung
Der Bärenhäuter (1985) DEFA, Gruppe Roter Kreis
Literatur
- Grimm, Brüder: Kinder- und Hausmärchen. Vollständige Ausgabe. Mit 184 Illustrationen zeitgenössischer Künstler und einem Nachwort von Heinz Rölleke. S. 501-505. Düsseldorf und Zürich, 19. Auflage 1999. (Artemis & Winkler Verlag; Patmos Verlag; ISBN 3-538-06943-3)
- Grimm, Brüder: Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rölleke. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. Durchgesehene und bibliographisch ergänzte Ausgabe, Stuttgart 1994. S. 194, S. 485-486. (Reclam-Verlag; ISBN 3-15-003193-1)
- Ward, Donald: Glasberg. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 5. S. 1265-1270. Berlin/New York 1987.
Weblinks
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