- KHM 130
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Einäuglein, Zweiäuglein und Dreiäuglein ist ein Märchen (Typ 511 nach Aarne und Thompson), das in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm die Nummer 130 hat.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Eine Frau hat drei Töchter: Einäuglein hat nur ein Auge, Zweiäuglein zwei, und Dreiäuglein hat drei Augen. Zweiäuglein wird von den anderen schlecht behandelt, weil es aussieht wie andere Menschen. Als es einmal beim Hüten der Ziege hungrig auf einem Hain sitzt und weint, erscheint ihm eine weise Frau, die ihm verrät, wie es zur Ziege einen Spruch sagen und ein feines Essen bekommen kann. Der Spruch lautet: "Zicklein, meck, Tischlein, deck!" Sobald sie satt sei, solle sie aber sagen "Zicklein, meck, Tischlein, weg!"
Als Zweiäuglein, so gesättigt, daheim nichts isst, geht Einäuglein mit ihr zum Hüten, um den Grund herauszufinden. Es gelingt Zweiäuglein zwar, Einäuglein in den Schlaf zu singen, bevor es seinen Spruch sagt, dasselbe misslingt ihm aber Tags darauf bei Dreiäuglein, denn sie vergisst, auch das dritte Auge in den Schlaf zu singen. Dreiäuglein verrät das Geheimnis der Mutter, und diese bringt aus Neid die Ziege um. Als Zweiäuglein ob des Verlusts weint, erscheint wieder die weise Frau und rät ihr die Eingeweide der Ziege vor der Haustüre zu vergraben. Am nächsten Morgen ist an dieser Stelle ein Baum mit silbernen Blättern und goldenen Äpfeln gewachsen. Zweiäuglein kann als einziges die Äpfel vom Baum pflücken, aber die Mutter dankt es ihr nicht, nimm sie ihr ab und behandelt sie noch härter als zuvor.
Ein junger Ritter kommt zu dem Baum, aber die Schwestern verstecken Zweiäuglein in einem Fass. Als der Ritter sie fragt, wem der Baum gehöre, behaupten sie, es sei der ihre. Es gelingt ihnen aber nicht, dem Ritter Früchte oder Zweige von dem Baum zu brechen. Aus ihrem Gefängnis rollt Zweiäuglein goldene Äpfel vor die Füße des Ritters. Dieser bemerkt es, lässt es hervorholen, und bezaubert von Zweiäugleins Schönheit nimmt er es mit und heiratet es. Mit Zweiäuglein verschwindet auch der Baum.
Als lange Zeit später zwei Bettlerinnen vor dem Schloss erscheinen, erkennt Zweiäuglein in ihnen ihre bösen Schwestern. Trotz allem Bösem, das sie ihm angetan haben, nimmt sie sie auf, worauf die beiden Schwestern ihre bösen Taten bereuen.
Quellen
Die Grimms geben eine von Theodor Peschek 1816 veröffentlichte Geschichte "aus der Oberlausitz" als Quelle an (erschienen in Wöchentliche Nachrichten für Freunde des Mittelalters), merken jedoch an, sie hätten sie "in unsere Weise umgeschrieben". Weiter erwähnen sie eine, nicht näher bestimmte, ähnliche Geschichte "vom Rhein", in der acht Schwestern mit jeweils der entsprechenden Anzahl an Augen vorkämen und verweisen auf die Parallelen zum Märchen vom Aschenbrödel. Die neuere Forschung (s. Kinder- und Hausmärchen, Reclam 1983, Bd. 3, S. 494 f.) weist auf eine eng verwandte, den Grimms aber wohl nicht bekannte, Geschichte Erdkühlein hin, die Martin Montanus 1560 veröffentlichte.
Literatur
- Grimm, Brüder: Kinder- und Hausmärchen. Vollständige Ausgabe. Mit 184 Illustrationen zeitgenössischer Künstler und einem Nachwort von Heinz Rölleke. S. 612-619. Düsseldorf und Zürich, 19. Auflage 1999. (Artemis & Winkler Verlag; Patmos Verlag; ISBN 3-538-06943-3)
- Grimm, Brüder: Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rölleke. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. Durchgesehene und bibliographisch ergänzte Ausgabe, Stuttgart 1994. S. 225, S. 494-495. (Reclam-Verlag; ISBN 3-15-003193-1)
Weblinks
Märchenlexikon.de zu Einäuglein, Zweiäuglein, Dreiäuglein AaTh 511
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