KHM 136

KHM 136

Der Eisenhans ist ein Märchen (Typ 314, 502, 530 nach Aarne und Thompson). Es ist in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 136 enthalten (KHM 136).

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Ein König hat einen großen Wald mit vielen wilden Tieren darin. Er schickt einen Jäger aus, um dort ein Reh zu schießen, aber der Jäger kommt nicht zurück. Der König schickt noch mehrere Jäger aus, um nach dem Verbleib des ersten zu forschen, aber es kehrt kein einziger Jäger aus dem Wald zurück. Schließlich wagt sich niemand mehr in den Wald.

Eines Tages kommt ein neuer Jäger, der mit seinem Hund den Wald durchstreift. Der Hund findet die Gefahrenstelle in Form eines Tümpels, auf dessen Grund ein wilder Mann haust und Mensch und Tier in die Tiefe zieht. Der Jäger lässt den Tümpel ausschöpfen und nimmt den wilden Mann - den Eisenhans - gefangen.

Der wilde Mann wird in einem Käfig im Hof des Königs gefangen gehalten. Der Sohn des Königs lässt sich von dem wilden Mann überreden, den Schlüssel für den Käfig, der unter dem Kopfkissen seiner Mutter liegt, zu stehlen und ihn frei zu lassen. Der wilde Mann nimmt den Königssohn mit und versteckt sich mit ihm wieder im Wald.

Der Königssohn soll fortan auf einen besonderen Brunnen des wilden Mannes aufpassen, in dem alles, was hineingerät, vergoldet wird. Er begeht aber drei Mal den Fehler, doch etwas hineinfallen zu lassen, und wird daher vom wilden Mann fortgeschickt. Allerdings verspricht der wilde Mann dem Sohn des Königs, ihm bei Bedarf zu helfen.

Der Sohn kehrt nicht mehr an den Hof seines Vaters zurück. Er zieht durch die Welt und nimmt eine Arbeit als Gärtner bei einem anderen König an. Mit Hilfe des wilden Mannes hilft er diesem König in einer Schlacht und verliebt sich in die Tochter des Königs. Während der Hochzeitsfeier geht die Tür auf und ein weiterer stolzer König mit Gefolge kommt herein. Er begrüßt den Sohn, gibt sich als Eisenhans (der wilde Mann) zu erkennen und erklärt dem Sohn, dass dieser ihn aus einer Verwünschung befreit habe.

Herkunft

Der Eisenhans ersetzte ab der 6. Auflage das ähnliche De wilde Mann als Nr. 136. Grimms Anmerkung gibt als Quelle die Maingegenden (Regina Ehemant) an und Der eiserne Hans aus Friedmund von Arnims Sammlung Hundert neue Mährchen im Gebirge gesammelt (letzteres hat die Episode mit dem Brunnen und den goldenen Haaren, die er dann unter der Mütze versteckt, wofür ihn der König von der Tafel verweist, die wilden Blumen für die Prinzessin sowie die drei Bälle und verschiedenfarbigen Pferde).

Die Anmerkung vergleicht KHM 21 Aschenputtel, KHM 65 Allerleirauh, ein österreichisches Märchen vom Stiefelstoß, der als Bär unter der Treppe wohnt, und jeder stößt ihn und putzt sich an ihm die Stiefel, jüdische Sagen vom Aschmadai, ein Märchen bei Vulpius, bei Müllenhoff Nr. 12, bei Wolf S. 269, Sommer S. 86, 133, 135, Zingerle Nr. 28 und 33 S. 198, norwegisch bei Asbjørnsen S. 74, dänisch bei Winther S. 31, italienisch bei Straparola 5, 1, russisch bei Dieterich Nr. 4, böhmisch bei Milenowski Nr. 6 und den berühmten norwegischen König Harald den Haarschönen im Flatöbuch.

Verfilmung

Literatur

Primärliteratur

  • Friedmund von Arnim: Hundert neue Mährchen im Gebirge gesammelt. Herausgegeben von Heinz Rölleke. Erste Auflage. Eugen Diederichs Verlag, Köln 1986, S. 25-27, S. 109-115 ISBN 3-424-00891-5
  • Grimm, Brüder: Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rölleke. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. Durchgesehene und bibliographisch ergänzte Ausgabe. Reclam-Verlag, Stuttgart 1994, S. 230-231, S. 496-497 ISBN 3-15-003193-1

Deutungen

  • Bly, Robert: Eisenhans. Ein Buch über Männer. Rowohlt, 2005. ISBN 3-49962-015-4
  • Lenz, Friedel: Bildsprache der Märchen. 8. Auflage. Verlag Freies Geistesleben und Urachhaus GmbH, Stuttgart, 1997, S. 226-238 ISBN 3-87838-148-4
  • Kast, Verena: Familienkonflikte im Märchen. Eine psychologische Deutung. dtv, München 1988, S. 104-130. ISBN 3-530-42102-2
  • Wittmann, Ulla: Ich Narr vergaß die Zauberdinge. Märchen als Lebenshilfe für Erwachsene. Ansata-Verlag, Interlaken 1985, S. 47-60 ISBN 3-7157-0075-0

Weblinks


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