KHM 13

KHM 13

Die drei Männlein im Walde ist ein Märchen (Typ 403, 450 nach Aarne und Thompson). Es ist in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 13 enthalten (KHM 13).

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Ein Witwer und eine Witwe mit je einer Tochter heiraten. Der Mann lässt seine Tochter vorher zum Orakel einen mit Wasser gefüllten Stiefel aufhängen. Die Frau verspricht ihr vorher, sie gut und die eigene Tochter schlecht zu behandeln, macht es dann aber genau umgekehrt. Einmal befiehlt sie der Stieftochter, in einem Kleid aus Papier winters draußen Erdbeeren zu suchen. Dort im Wald begegnet das Mädchen drei Männlein in einem Häuschen. Es grüßt artig und teilt sein karges Brot mit ihnen. Sie lassen es hinter dem Haus den Schnee wegkehren, wo es Erdbeeren findet. Sie schenken ihr, dass es jeden Tag schöner wird, dass ihr beim Reden Goldstücke aus dem Mund fallen und dass ein König sie heiratet. Als sie heimkommt, will die neidische Stiefschwester auch Erdbeeren suchen. Weil sie aber böse ist, schenken ihr die Männlein, dass sie jeden Tag hässlicher wird, dass ihr beim Reden Kröten aus dem Mund fallen und dass sie unglücklich stirbt. Als das gute Mädchen auf Befehl der Stiefmutter an einem Eisloch Garn schlittert, begegnet es dem König, der es heiratet.

Als sie nach einem Jahr einen Sohn bekommt, machen Stiefmutter und -schwester einen Besuch und werfen sie durchs Fenster in den Fluss. Die Stiefmutter erzählt dem König, seine Frau liege im Schweiß, und daher käme wohl das mit den Kröten. Nachts sieht der Küchenjunge eine Ente durch die Gosse kommen. Sie spricht:

„König, was machst du?
schläfst du oder wachst du?“

Als der Küchenjunge nicht antwortet, fragt sie weiter:

„was machen meine Gäste?“
„sie schlafen feste!“
„was macht mein Kindelein?“
„es schläft in der Wiege fein.“

Dann versorgt sie in Gestalt der Königin ihr Kind. Die dritte Nacht lässt sie ihn den König holen, dass er dreimal das Schwert über ihr schwingt, wodurch seine Frau wieder vor ihm steht. Die Stiefmutter lässt er unwissentlich ihr eigenes Urteil sprechen, wonach sie mit ihrer Tochter in einem mit Nägeln beschlagenen Fass in den Fluss gerollt wird.

Herkunft

Die Erstauflage von 1812 (nach Dortchen Wild) schildert die Episode mit dem Stiefel, die Erdbeeren im Winter und kurz das Ertränken und die Verwandlung der Ente. Der Rest wurde ab 1819 nach Dorothea Viehmann ergänzt (nur die Kröten aus dem Mund nach Amalie Hassenpflug). Haulemännerchen sind Höhlen-Waldmännlein, die Kinder stehlen.

Grimms Anmerkung vergleicht weiter Lohn und Strafe aus Österreich bei Ziska, verbunden mit KHM 24 Frau Holle; Pröhles Märchen für die Jugend Nr. 5; Perraults les fées; im Pentameron Die drei Feen. Sie nennen noch Quellen für die Strafe mit nägelbeschlagenem Fass.

Das Märchen enthält verbreitete Motive: Übernatürliche Helfer in der Not und ihre Gaben, der Prinz als Lohn, Kröten als Symbol des Sünders, Strafe nach eigener Maßgabe. Direkte literarische Vorlagen sind aber laut Hans-Jörg Uther nicht erkennbar.

Erläuterungen

Sehr ähnlich wie dieses Märchen ist Die weiße und die schwarze Braut, Typ untergeschobene Braut. Zum Gedicht vgl. auch Brüderchen und Schwesterchen. Es besteht auch nahe Verwandtschaft zu Die Gänsemagd (Typ 533 nach Aarne und Thompson) und zu Frau Holle. Vgl. auch KHM 201 Der heilige Joseph im Walde

Interpretation

Falsche Braut und Stiefmutter sind tiefenpsychologisch Schattengestalten, die das Selbst verdrängen. Das falsche Versprechen an die gute Tochter zeigt laut Hedwig von Beit, dass dies ursprünglich durch Schwäche gegenüber weltlichen Versprechungen geschieht, andererseits durch das Orakel auch schicksalsgewollt und tragisch.

Die Anrede der Ente an den Küchenjungen „König, was machst du?“ deutet eine schattenhafte Identität des Küchenjungen mit dem König an, der wiederum als Animus ihrem Vater entspricht, der sich bei der Heirat ebenfalls unentschlossen verhielt.

Literatur

  • Grimm, Brüder. Kinder- und Hausmärchen. Vollständige Ausgabe. Mit 184 Illustrationen zeitgenössischer Künstler und einem Nachwort von Heinz Rölleke. S. 107-112. Düsseldorf und Zürich, 19. Auflage 1999. (Artemis & Winkler Verlag; Patmos Verlag; ISBN 3-538-06943-3)
  • Grimm, Brüder. Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rölleke. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. S. 34-35, 447. Durchgesehene und bibliographisch ergänzte Ausgabe, Stuttgart 1994. (Reclam-Verlag; ISBN 3-15-003193-1)
  • Uther, Hans-Jörg: Handbuch zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Berlin 2008. S. 29-31. (de Gruyter; ISBN 978-3-11-019441-8)
  • von Beit, Hedwig: Symbolik des Märchens. Bern, 1952. S. 764-767. (A. Francke AG, Verlag)

Weblinks


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