KHM 174

KHM 174

Die Eule ist das 174. Märchen in der Sammlung der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm (Typ 1281 nach Aarne und Thompson).

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Eine Eule gerät nachts in die Scheune eines Bürgerhauses und traut sich am Tag nicht mehr heraus - aus Angst vor dem Geschrei der anderen Vögel. Ein Knecht, der über die Eule erschrickt, wird zuerst von seinem Herrn ausgelacht. Aber auch er läuft vor dem Ungeheuer davon und ruft die anderen Bürger zur Hilfe, die mit Spießen und Bauerngerät anrücken. Nachdem drei hineingegangen, aber erschrocken wieder herausgekommen sind, steigt der tapferste Kriegsmann in voller Rüstung mit einer Leiter hinauf. Als auch er trotz Anfeuerung durch die anderen kehrt machen muss, beschließen die Bürger, die Scheune samt der Eule zu verbrennen.

Beschreibung

Stilistisch ähnelt die kurze, sehr einfach wirkende Geschichte eher einem Schwank: Die dummen Leute wissen nicht, was eine Eule ist und brennen das ganze Haus ab. Die Art ihrer Reaktionen verweist jedoch auf die typischen Attribute der Eule, die in Märchen als Hexenvogel vorkommt (z.B. Jorinde und Joringel). Die Leute, die "noch nicht so klug und verschmitzt" sind, machen "Lärm und Geschrei", wie die Singvögel beim Anblick des Raubtieres. Sie habe "den stärksten Mann ... vergiftet und tödlich verwundet", wobei offenbar weder Kriegswaffen helfen noch Zurufe wie er solle sich "männlich halten" und "Stoß zu !". Als Gegensatz werden eine Amsel erwähnt (s. Der kluge Knecht) und ein totes Huhn, dem man sich mit einem Stock nähern kann. Wer das aber bei der Eule "mit gefälltem Spieß" versucht, kommt "totenbleich" wieder heraus (vgl. Die sieben Schwaben). Die Eule wird auch mit einem Drachen verglichen, den St. Georg tötete. Zum Schluss wird sie wie eine Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Die Hassreaktion von Singvögeln, mit der hier auch das Geschrei der Leute verglichen wird, entspricht der Realität (vgl. KHM 171), ebenso das Flügelschlagen und Schnabelklappern als Drohgebärden der Eule.

Quellen

Das Märchen geht, wie viele andere in der Grimmschen Sammlung auch, auf ältere literarische Quellen zurück. Im konkreten Fall handelt es sich um eine Nacherzählung der Geschichte der Eule zu Peine aus der Schwanksammlung Wendunmuth von Hans Wilhelm Kirchhof (1563). Die Grimms verweisen in ihren Anmerkungen zu dem Märchen weiter noch auf eine Episode in Grimmelshausens Trutz Simplex oder Lebensbeschreibung der Ertzbetrügerin und Landstörtzerin Courasche.

Literatur

  • Grimm, Brüder. Kinder- und Hausmärchen. Vollständige Ausgabe. Mit 184 Illustrationen zeitgenössischer Künstler und einem Nachwort von Heinz Rölleke. S. 719-721. Düsseldorf und Zürich, 19. Auflage 1999. (Artemis & Winkler Verlag; Patmos Verlag; ISBN 3-538-06943-3)
  • Grimm, Brüder. Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rölleke. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. S. 259, S. 508. Durchgesehene und bibliographisch ergänzte Ausgabe, Stuttgart 1994. (Reclam-Verlag; ISBN 3-15-003193-1)

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