KHM 91

KHM 91

Dat Erdmänneken ist ein Märchen (Typ 301a nach Aarne und Thompson). Es ist in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 91 enthalten (KHM 91).

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Ein reicher König verwünscht denjenigen, der von seinem Baum einen Apfel nähme. Die jüngste Tochter sagt, er werde sie wohl damit nicht meinen, pflückt einen und bietet ihn auch ihren zwei Schwestern. Da versinken sie unter die Erde. Der König verspricht dem eine zur Frau, der sie fände. So kommen drei Jägersburschen in ein Haus, wo Speisen immer warm stehen, die sie schließlich essen. Sie losen, dass immer zwei die Töchter suchen, während einer dableibt. Die ersten zwei werden dabei von einem Männchen verprügelt, das erst um Brot bittet, und sie dann anfällt, wenn sie es ihm aufheben wollen. Der Jüngste tut es nicht sondern verhaut es. Da zeigt es ihm einen trockenen Brunnen, in den er sich allein herablassen muss, da seine Gesellen es mit ihm unehrlich meinen. Unten müssen die Königstöchter drei Drachen die Köpfe kraulen, die muss er abschlagen. Er erzählt es den Brüdern, die sich mit dem Seil hinabwinden, aber gleich wieder hochziehen lassen. Der jüngste aber befreit die Königstöchter. Er lässt sie hinaufziehen, dann legt er statt sich selbst einen Stein in den Korb. Die Brüder schneiden das Seil durch und lassen sich vom König mit den Töchtern verheiraten, die nichts verraten dürfen. Der Jüngste geht unten umher, bis er eine Flöte findet. Als er die bläst, kommen Erdmännchen, die ihn hinauftragen. Als er ins Schloss kommt, fallen die Töchter in Ohnmacht. Der König lässt sie dem Ofen ihr Geheimnis verraten und belauscht sie. Die bösen Brüder werden gehängt, der Jüngste mit der Jüngsten verheiratet.

(Motivvergleich: Dass die Königstochter dem Drachen den Kopf kraulen muss, kommt auch vor in KHM 129 Die vier kunstreichen Brüder, zur Ofenbeichte vgl. KHM 89 Die Gänsemagd)

Grimms Anmerkung

Grimms Anmerkung notiert Aus dem Paderbörnischen (von Ludowine von Haxthausen) und vergleicht eine Variante aus der Gegend von Köln am Rhein (wohl von derselben): Die drei Königstöchter gehen beim Fest beim Gartenspaziergang abends verloren, wer sie findet, soll sie heiraten. Drei Ritter kommen auf der Suche im Wald zu einem prächtigen, aber leeren Schloss mit nur einem rohen Stück Fleisch als Speise. Der Jüngste brät es, während die anderen Wein holen. Er lässt ein Erdmännchen mit am Feuer sitzen und den Braten wenden, das immer von der Brühe nascht, bis er es am Bart packt und verjagt. Morgens seilen sie ihn in ein Loch ab. Dort befreit er die Prinzessinnen, indem er auf Rat des Männchens drei Drachen ihre drei, sieben und neun Köpfe abhaut, die sie lausen mussten. Die Gesellen ziehen sie hoch und wollen ihn unten lassen. Er ruft die Erdmännchen mit einem Glöckchen und einer Flöte, sie machen ihm eine Treppe. Oben schlägt er mit einer Rute, sie verschwinden. In einer Erzählung aus dem Hanöverischen (wohl von Georg August Friedrich Goldmann) kommen die Prinzessinnen beim Baden fort. Der Dritte klemmt dem Alten den Bart mit der Axt in ein Holz. Er reißt sich los, sie folgen der Blutspur zur Erdhöhle. Auf das Flöteblasen bringt ein schöner Mann die Prinzessinnenkleider. Der Held wird Schneidergeselle, bis ihn die Jüngste am bestellten Brautkleid erkennt. Eine Fassung aus Steinau im Hanauischen unterscheidet sich von der Paderbörnischen nur soweit, dass die Drachen Riesen sind. Die Töchter verstecken den Helden unter dem Bett, er muss eineschwere Stange aufheben und die betrunkenen Riesen töten. Das Männchen zeigt ihm einen unterirdischen Bach als Ausgang, die Prinzessinnen erkennen ihn an ihren Oberkleidern und Goldringen. Die zwei bösen Brüder werden hingerichtet. Die Brüder Grimm vergleichen KHM 166 Der starke Hans, Ungarisch bei Saal Nr. 5 und besonders die Siegfriedsage.

Literatur

  • Grimm, Brüder. Kinder- und Hausmärchen. Vollständige Ausgabe. Mit 184 Illustrationen zeitgenössischer Künstler und einem Nachwort von Heinz Rölleke. S. 460-464. Düsseldorf und Zürich, 19. Auflage 1999. (Artemis & Winkler Verlag; Patmos Verlag; ISBN 3-538-06943-3)
  • Grimm, Brüder. Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rölleke. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. S. 174-178, 482. Durchgesehene und bibliographisch ergänzte Ausgabe, Stuttgart 1994. (Reclam-Verlag; ISBN 3-15-003193-1)
  • Uther, Hans-Jörg: Handbuch zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Berlin 2008. S. 208-211. (de Gruyter; ISBN 978-3-11-019441-8)

Weblinks


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