- Kahnbeinbruch
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Klassifikation nach ICD-10 S62.0 Fraktur des Os scaphoideum der Hand S92.2 Fraktur eines oder mehrerer sonstiger Fußwurzelknochen
Os naviculare pedisICD-10 online (WHO-Version 2011) Der Kahnbeinbruch oder die Kahnbeinfraktur ist ein Bruch (Fraktur) eines Kahnbeins - entweder dem Os scaphoideum der Handwurzel oder dem Os naviculare der Fußwurzel. Der Os scaphoideum wird verkürzt eingedeutscht auch Skaphoid genannt - daher wird hier auch von einer Skaphoidfraktur gesprochen.
Im Folgenden wird ausschließlich der Kahnbeinbruch der Hand dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
Skaphoidfraktur
Die Verletzung des Kahnbeins gehört zu den häufigsten Brüchen der Handwurzel. Sie entsteht in der Regel durch direkte Gewalteinwirkung, zum Beispiel durch einen Sturz.
Behandlung
Die Heilung einer Skaphoidfraktur an der Hand ist abhängig vom genauen Ort des Bruchs schwierig, da die Durchblutung vorwiegend körperfern erfolgt, und kann acht bis zwölf Wochen dauern. In dieser Zeit wird das Handgelenk mit Daumengrundgelenk bis zum Unterarm in Gips oder einer Schiene ruhig gestellt.
Als gute Alternative zur Gipsbehandlung bietet sich eine Verschraubung des Kahnbeines mit einer speziellen, durchbohrten Schraube mit zwei Gewinden unterschiedlicher Steigungen an. Diese Form der Schraube bewirkt eine Kompression der Bruchfragmente. Die am häufigsten verwendeten Schrauben dieser Art sind die nach Timothy James Herbert benannte Herbert-Schraube und die Bold-Schraube. Die Osteosynthese erfolgt in der Regel über einen kleinen Schnitt an der Beugeseite des Handgelenks. Vorteil der minimal invasiven Operation ist die stabile sichere Versorgung des Bruches und die durch die Operation zeitlich erheblich zu verkürzende Gipsnachbehandlung.
Komplikationen
Eine Komplikation in der Behandlung von Skaphoidfrakturen stellt bei ausbleibender Bruchheilung die Kahnbeinpseudarthrose dar.
Kindlicher Kahnbeinbruch (Hand)
Im Kindesalter ist ein Kahnbeinbruch sehr selten, er macht nur 0,34 % aller kindlichen Brüche aus, und nur 3% aller Handbrüche. Früher und besonders vor dem zehnten Lebensjahr treten vor allem Brüche des zuerst verknöchernden distalen Pols auf, die eine sehr gute Prognose- haben. Durch eine zunehmende sportliche Aktivität, die den Erwachsenensportarten zunehmend ähnelt, zeigt sich bei Kindern ab 12 Jahren in den letzten zwanzig Jahren ein anderes Verteilungsmuster, das dem der Kahnbeinbrüche bei Erwachsenen ähnlicher wird.
In einer großen Fallserie aus Boston mit 351 kindlichen Kahnbeinbrüchen zwischen 1995 und 2010 [1] betrug das Durchschnittsalter 14,6 Jahre, das jüngste Kind war sieben Jahre alt. Die Bruchlokalisation lag in 23 % distal, in 71 % mittig und in 6 % am proximalen Kahnbeinende. Die nicht-klassischen Brüche mittig und proximal traten signifikant häufiger bei Jungen, bei Hochenergieverletzungen, nach Wachstumsfugenschluss und bei erhöhtem Body-Mass-Index auf.
Die Therapie besteht in der Regel in einer meist dreimonatigen Gips-Ruhigstellung. Eine verzögerte Bruchheilung war häufiger bei verzögert diagnostizierten Brüchen, bei verschobenen Brüchen, proximalen Brüchen und Brüchen mit begleitender Osteonekrose zu verzeichnen. Die Gipsruhigstellung frischer Brüche ergab eine Bruchheilung in 90%, während die direkte operative Stabilisierung frischer Brüche eine Heilung in 98% zeigte, aber ohne dass die anschließende Ruhigstellung kürzer war als in der nichtoperativen Gruppe.
Bei Nichtverheilen des Knochenbruchs ist ein chirurgischer Eingriff indiziert, der in 96 % zur Heilung führte[1]. In der Regel wird dann eine kanülierte Schraube durch die beiden Bruchteile geführt, die die Fragmente aneinander drückt und bewegungsstabil sichert. Dabei war die Heilung verzögert bei Kindern mit noch offenen Wachstumsfugen, verschobenen ("dislozierten")Brüchen, proximalen Brüchen, bei Verwendung eines Knochenspans, sowie abhängig von der Art der verwendeten Schraube.
Fast ein Drittel der Kinder zeigte in der Übersichtsstudie bei Erstvorstellung bereits einen chronischen verzögert diagnostizierten Bruch [1]. Die Studie schlägt wegen der deutlich geringeren Wahrscheinlichkeit einer Heilung im Gips (nur 23 %) direkt eine operative Stabilisierung vor.
Einzelnachweise
- ↑ a b c J. J. Gholson et al.: Scaphoid fractures in children and adolescents: Contemporary injury patterns and factors influencing time to union. Journal of Bone and Joint Surgery 2011; 93 (Am): 1210 - 1219
Literatur
- H. Krimmer u. a.: Kahnbeinfrakturen – Diagnostik, Klassifikation und Therapie. In: Der Unfallchirurg 103, 2000, S. 812–819. doi:10.1007/s001130050626, ISSN 0177-5537
Weblinks
Commons: Skaphoidfraktur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Skaphoidfraktur Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
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